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Mitarbeit: Stud.Ing. David Dietrich, HAWK Hildesheim, Fakultät Bauwesen, Holzingenieurbau

David Dietrich
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Dachstuhl mit Hausbockbefall
und konstruktive Überlegungen dazu
- Bekämpfung oder Erneuerung ?
- auf jeden Fall konstruktive Verstärkung !
Hausbockschaden und "Querschnittsminderung"
Alte Holzbalkendecken

Dachausbau


Einleitung

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Wer mehr Wohnraum braucht, baut in der Regel an oder um. Wenn ungenutzte Dachräume vorhanden sind, bietet sich für die Hausbesitzer mit dem Ausbau des Dachgeschosses eine kostengünstigere und zeitsparende Alternative an. Denn für den Ausbau des Dachgeschosses wird kein Bauland verbraucht und in der Regel keine großflächigen Veränderungen an den Grundmauern vorgenommen.

Bauen als Abenteuer? Eine weitsichtige Planung wird gerade das verhindern helfen.
Bauen als Abenteuer? Foto: Rüpke
Eine weitsichtige Planung wird gerade das verhindern helfen. Foto: Rüpke
Nicht gedämmte, dunkle, muffige und zugige Dachräume lassen sich zu vollwertigen, lichtdurchfluteten Wohnräumen umbauen, die alle Anforderungen einer angenehmen Wohnatmosphäre erflüllen.

Doch Vorsicht, bei nicht sachgerechter Planung und nicht fachmännischer Durchführung kann aus dem Traum von mehr Wohnraum schnell ein Albtraum werden. Wer an fachkundiger Hilfe sparen will, muss damit rechnen, später viel Geld für die Beseitigung von Baufehlern und übersehenden Sanierungsmaßnahmen drauf zahlen zu müssen. Gerade bei Umbaumaßnahmen an der Dachkonstruktion gibt es vieles, das beachtet werden sollte, damit der Ausbau langfristig kostengünstiger für zusätzlichen Wohnraum sorgt.

Grundsätzliches für den Ausbau des Dachgeschosses

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Fast jeder Dachraum kann zu Wohnraum werden, nur sehr flach geneigte Dächer die keine ausreichende Raumhöhe bieten kommen hier nicht in Frage. Ein von Schrägen dominierter Dachraum kann durch Gauben, Loggien und Dachterrassen erweitert werden. Und je nach Lage des Hauses ist der Blick von einer Dachterrasse oder einer großzügigen Loggia über die Dachlandschaft der benachbarten Gebäude eine echte Wertsteigerung der Immobilie.

Für helle Räume sorgen dabei große Dachfenster. Tragelemente und Raumkonzept sind aufeinander abzustimmen, störende Tragelemente können in Raumteiler eingebaut oder an eine günstigere Stelle verlegt werden.Bevor jedoch aus einem ungenutzten Dachraum zusätzliche Wohnfläche wird, sind oft umfangreiche Sanierungsmaßnahmen erforderlich. Es empfiehlt sich, die Sanierungsmaßnahmen professionell zu planen. Weiter ist eine möglichst fehlerfreie und korrekte Bauausführung entscheidend, denn nur so können Mängel vermieden werden, die als Bauschäden gleich nach dem Ausbau des Dachgeschosses wieder ausgebessert werden müssten.

Durch die Änderung der Baunutzungsverordnung, die am 1. Januar 1990 in Kraft trat, ist der Ausbau von Dachgeschossen wesentlich erleichtert worden. Hierin wurde die Reglung der Geschossflächenzahl geändert. Dies hat zur Folge, dass Dachräume auch ausgebaut werden können, wenn die vorhandenen Vollgeschosse die Geschossfläche (die im Bebauungsplan geregelt ist) bereits ausnutzen. Ausgeschlossen von dieser Neuregelung sind Dachräume, die als Vollgeschoss gelten. Was unter einem Vollgeschoss zu verstehen ist kann aus der jeweiligen Landesbauordnung entnommen werden.

Es soll hier am Beispiel der Niedersächsischen Bauordnung gezeigt werden.

Auszug der Niedersächsischen BauO 2003 § 2 Abs. 4. :

Bild 2 : Dachgeschoss ist Vollgeschoss
(4) Vollgeschoss ist ein Geschoss, das über mindestens der Hälfte seiner Grundfläche eine lichte Höhe von 2,20 m oder mehr hat und dessen Deckenunterseite im Mittel mindestens 1,40 m über der Geländeoberfläche liegt. Ein oberstes Geschoss ist nur dann ein Vollgeschoss, wenn es die in Satz 1 genannte lichte Höhe über mehr als zwei Dritteln der Grundfläche des darunter liegenden Geschosses hat. Zwischendecken oder Zwischenböden, die unbegehbare Hohlräume von einem Geschoss abtrennen, bleiben bei Anwendung der Sätze 1 und 2 unberücksichtigt. Hohlräume zwischen der obersten Decke und der Dachhaut, in denen Aufenthaltsräume wegen der erforderlichen lichten Höhe nicht möglich sind, gelten nicht als oberste Geschosse.
Bild 2 : Dachgeschoss ist Vollgeschoss
Beispiel: Im Bebauungsplan ist eine Geschossflächenzahl von 0,8 angegeben, d.h. bei 500 m² Grundstücksfläche dürfen 400 m² bebaut werden. Wenn die Vollgeschosse hier bereits diese 400m² an Wohnfläche aufweisen, darf nach neuer Baunutzungsverordnung der Dachraum trotzdem ausgebaut werden, sofern er nicht als Vollgeschoss eingeordnet wird.

Trotzdem muss weiterhin aufgrund des Dachausbaus eine Umnutzung von Nutzfläche zur Wohnfläche beantragt werden. Außerdem führt der Ausbau des Daches durch Gauben, Loggias o. ä. oft zu einer Veränderung der Dachkonstruktion, die mit dem bestehenden Bebauungsplan abgestimmt werden sollte. Nicht selten gibt es bestimmte Gestaltungvorgaben, die genau vorschreiben, wie ein Dach aussehen darf. Die Angaben im Bebauungsplan sind bindend und müssen daher befolgt werden. Die Beratung durch einen Architekten oder durch die zuständige Baubehörde sollte daher der erste Schritt im Rahmen der Planung des Ausbaus sein, um böse und kostenintensive Überraschungen zu vermeiden.

Neben der Einhaltung des Bebauungsplans sollten Bauherren weiter beachten, dass der Dachausbau zur Veränderung der Statik und der Bauphysik des Gebäudes führen kann.

Denn viele alte Dachstühle sind bei ihrer Errichtung so konstruiert worden, dass sie nur die Dachhaut und die die Windlasten aufnehmen sollten. Die Nutzung des Dachraums als Wohnung war ursprünglich nicht vorgesehen. Die Lasten durch Dämmmaterial, Putz, Mauerwerk und Interieur und Nutzungslasten entfielen. Auf den Punkt gebracht sind die Dachstühle alter Gebäude oft nicht tragfähig genug, alle durch den Umbau und durch die Nutzung verursachten Lasten aufzunehmen. Das hat zur Folge, dass vor einem Dachausbau die Dachkonstruktion überprüft und gegebenenfalls verstärkt werden muss. Statiker können hier die Bauherren beraten.

Neben der oft nicht ausreichenden Statik des Daches alter Gebäude sollte ein weiteres potentielles Problem berücksichtigt werden. Da alte Dachböden häufig ungenutzt blieben, musste bei der Planung des Gebäudes der Schallschutz nicht weiter berücksichtigt werden. Aufgrund des fehlenden Schallschutzes in Decke und Wandabschlüssen könnte nach Ausbau des Dachgeschosses die Privatsphäre in den angrenzenden Räumen verletzt werden. Fehlende Trittschalldämmung ist auch heute häufig noch Ursache für hellhörige Wohnungen, in denen die Bewohner der unteren Wohnungen jede Bewegung ihrer Nachbarn hören müssen.

Zusammengefasst führt der Dachausbau aufgrund der Dämmung und der Gestaltung des Wohnraumes sowie der Umbaumaßnahmen für Schallschutz, Raumklima etc. zu änderungen der Konstruktion. Diese Veränderungen lassen sich unterscheiden nach, Veränderungen der Statik und Veränderungen der Bauphysik. Wichtig bei der Planung des Ausbaus ist, dass die in den Baunormen geregelten Vorschriften eingehalten werden.

Wichtige Punkte beim Ausbau eines Dachstuhls

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Bei einem Dachausbau sind Veränderungen der Dachkonstruktion oft notwendig und lassen sich prinzipiell verschiedenen Schwerpunkten zuordnen:

Erhöhte Lasten

Bei einem Ausbau muss die Dachkonstruktion verändert werden, weil durch die Umnutzung des Dachraumes erhöhte Lasten aufgenommen werden müssen. Bei älteren Gebäuden, bei denen die Nutzung des Dachraums als Wohnfläche nicht vorgesehen wurde, können die erhöhten Lasten oft nicht ausreichend von der vorhandenen Dachkonstruktion abgetragen werden.

Tabelle 1: erhöhte Lasten durch die Umnutzung

Da niemand will dass er sein Nutzungsverhalten der Statik des Dachraums anpassen muss, sollte überprüft werden, ob die durch den Dachausbau zu erwartenden Lasten von der vorhandenen Konstruktion aufgenommen werden kann oder ob Verstärkung notwendig ist. Da alte Dachstühle oft statisch komplexe Tragwerke sind braucht man für die Bewertung der Tragfähigkeit und den Austausch oder der Verstärkung von Teilstücken ausreichend statische Kenntnisse.

Der Statiker überprüft die Konstruktion vor dem Ausbau, wie tragfähig und gebrauchstauglich das Dach tatsächlich ist. Tragfähigkeit bedeutet dabei, ob die vorhandene Konstruktion den Belastungen standhält. Gebrauchstauglichkeit bezieht sich darauf, ob unzulässig großen Verformungen in der Dachkonstruktion ausgeschlossen werden können. Denn gerade Verformungen der Dachkonstruktion führen zu Schäden wie Risse im Putz oder Abplatzungen von Bodenfliesen. Die Überprüfung der Tragfähigkeit und der Gebrauchstauglichkeit wird in Anschnitt 2 näher behandelt.

Schwächung durch Holzzerstörende Organismen

Die Dachkonstruktion muss vor dem Dachausbau untersucht werden, ob Pilze oder Insekten das Holz befallen haben. Wenn im Dachstuhl geschädigte Konstruktionsteile erkannt werden, müssen diese behandelt oder ausgetauscht werden (vgl. Tabelle 2). Denn nicht ausgebaute Dachräume werden oft nur sporadisch aufgesucht und Zweckgebunden genutzt. Durch diese Form der Nutzung und die fehlenden, gezielten Kontrollen der Dachkonstruktion bleiben Fehler an der Baukonstruktion oft unbemerkt. Die Baukonstruktionsfehler, die mit Wassereintritt verbunden sind, bieten die Lebensgrundlage für holzzerstörende Pilze.

Tabelle 2: Zerstörung durch Schadensorganismen

Es empfiehlt sich daher, Dachräume vor Ausbau auf ihre intakte Bausubstanz zu überprüfen.

Hierbei kann z.B. ein Sachverständiger behilflich sein.

Stellen, an denen vermehrt Schäden an der Dachkonstruktion auftreten, sind:

Neue Raumgestaltung

Bild 3: Unausgebauter Dachstuhl mit störenden Konstuktionselementen. (Quelle: www.fachwerk.de)
Bild 3: Unausgebauter Dachstuhl mit störenden Konstuktionselementen. Qu.: www.fachwerk.de

Die Dachkonstruktion muss oft verändert werden, damit die Raumaufteilung den Ansprüchen der Bauherren gerecht wird. Hohe und helle Räume ohne Stolperfallen sind gefragt. Außerdem ist für das Dachgeschoss meist mehr als nur ein Raum vorgesehen. Dachkonstruktionen im Bestand können die freie Raumplanung stark einschränken. Komponenten wie im Raum ragende Streben oder Kopfbänder würden zudem eine attraktive Wohngestaltung behindern. Niemand möchte, dass dort, wo ein schöner, großer Esstisch stehen könnte, eine Stütze den Raum teilt. Oder sich an einem zu tief hängenden Balken den Kopf stoßen (siehe Bild 3, nur ca. 1,90 m Durchgangshöhe unter der Zangenkonstruktion). Tabelle 3 soll dieses Problem kurz zusammenfassen.

Tabelle 3: freie Räume schaffen

In Absprache mit einem Statiker kann jeder Dachraum in einem wohngerechten Lebensraum umgebaut werden. Jedoch muss der Bauherr akzeptieren, dass manchmal ein Kompromiss zwischen der Gestaltung der Wohnräume und dem Lastabtrag getroffen werden muss.

Tragende und nichtragende Bauteile

Das Tragwerk eines Gebäudes, in diesem Fall des Dachgeschosses, ist ein komplexes räumliches Gebilde, welches durch das Zusammenwirken seiner einzelnen Bauteile die Lasten in den Baugrund ableitet und somit die Standsicherheit des Gebäudes sicherstellt.

Bauteile, die an diesem Tragverhalten beteiligt sind, werden als tragende Bauteile bezeichnet. Neben diesen tragenden Bauteilen gibt es meistens auch sogenannte nichttragende Bauteile. Diese kommen dort zum Einsatz, wo keine statische Mitwirkung benötigt wird. Sie dienen beispielsweise als Trennwände zwischen verschiedenen Wohnbereichen, als vorgesetzte Schalen zur Verbesserung bauphysikalischer Eigenschaften oder als Verkleidung der Installationsführungen.

Beim Ausbau ist darauf zu achten, dass nichttragende Bauteile unter keinen Umständen an der Abtragung der Lasten beteiligt werden können.

Das heißt, dass die nichtragenden Bauteile so einzubauen sind, dass sie von der tragenden Konstruktion entkoppelt werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass sich die tragenden Bauteile unter Belastung immer um ein gewisses Maß durchbiegen. Die nichttragen Bauteile sind daher so einzubauen, dass ein gewisses Durchbiegen der Tragkonstruktion möglich ist.

Ist dies nicht der Fall, so gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Das nichtragende Bauteil weist ausreichend Festigkeit auf und beteiligt sich ungewollt an der Tragwirkung des Gesamtsystems.

    In diesem Fall ist das ganze statische System erneut zu betrachten, denn eine solche Veränderung des Tagsystems kann zu Problemen führen. In Bereichen, in denen vor dem Umbau Druckkräfte auftraten, können durch die Veränderung Zugkräfte entstehen oder umgekehrt. Hierdurch kann es sogar zum Versagen der tragenden Bauteile kommen, da sie eine ganz andere Beanspruchung erhalten als für sie vorgesehen war.
  2. Das nichttragende Bauteil weist keine ausreichende Festigkeit auf und versucht sich deshalb seiner Belastung zu entziehen. Es kommt zu Rissen oder dem Versagen des nichtragenden Bauteils. Dies gefährdet zwar nicht die Standsicherheit des Gebäudes, jedoch kann es zu großen Schäden an den nichtragenden Bauteilen kommen.

Genauso wie für den Einbau muss auch für den Ausbau bestimmter Bauteile die Frage geklärt, ob es sich um ein tragendes oder nichttragendes Bauteil handelt. Nichtragende Bauteile können ohne Bedenken entfernt werden. Dagegen muss bei tragenden Bauteilen überlegen werden, auf welche Art das Bauteil ersetzt werden kann bzw. wie man die zuvor von diesem Bauteil aufgenommenen Lasten umleiten und sicher in den Baugrund bringen kann.

Ausreichende Tageslicht-Belichtung

Die Dachkonstruktion muss oft verändert werden, damit durch Dachflächenfenster, Giebelfenstern, Gauben und evtl. von Lichtbändern im Firstbereich ausreichend Tageslicht in die Räume einfällt (vgl. Tabelle 4). Denn viele alte Dachstühle sind dunkel und versprechen kein schönes Wohnklima.

Tabelle 4: natürliche Belichtungsquellen

Bild 4: Dachstuhl unausgebaut und dunkel. Bild 5: Dachstuhl nach Ausbau mit großen Fenstern. Quelle: www.zimmerei-kern.de
Bild 4: Dachstuhl unausgebaut und dunkel.
Quelle: velux.de
Bild 5: Dachstuhl nach Ausbau mit großen Fenstern. Quelle: velux.de

Neben schmalen Fenstern, die zwischen den Dachsparren eingesetzt werden, können gerade große Dachflächenfenster für viel Tageslicht sorgen. Für den Einbau dieser großen Dachfenster müssen meistens einzelne Dachsparren bereichsweise ausgewechselt werden. In den neu geschaffenen Öffnungen werden dann die Dachflächenfenster eingebaut. Jedoch auch hierfür sollte zwingend ein Fachmann konsultiert werden, damit das Projekt Dachausbau nicht zum Albtraum wird.

Bewertung der Gebrauchstauglichkeit und der Tragfähigkeit alter Dachkonstruktionen

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Die in Kapitel 1 erwähnten Änderungen sind alle von einem Fachmann, zu bewerten. Die Nachweise des Dachausbaus unterscheiden sich im Prinzip nicht von denen eines Neubaus. In diesem Abschnitt soll zusammenfassend dargestellt werden, auf was ein Fachmann bei der Bewertung (Überprüfung) der Dachkonstruktion achten sollte. Ratsamerweise nimmt der Fachmann zuerst die vorhandene Konstruktion und ihre Abmessungen auf und ordnet die vorhandene Substanz der Dachkonstruktion einer Festigkeitsklasse zu.

Die Tabelle 5 zeigt einige Punkte, die bei der Beurteilung der Standsicherheit und der Gebrauchstauglichkeit von Holzkonstruktionen in Altbauten, beachtet werden müssen:

Tabelle 5: Beurteilung von Holzkonstruktionen in Altbauten

Quelle: Bauen mit Holz: Reihe 1; Teil 14; Folge 1

Dämmung im Zuge des Dachausbaus

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Da die meisten Dachgeschosse alter Häuser unzureichend oder gar nicht gedämmt sind, ist die sachgerechte Dämmung ein wesentlicher Arbeitsschritt beim Ausbau des Daches (vgl. Tabelle 7). Ohne Dämmung wären die Wohnräume unterm Dach im Winter windig und kalt, im Sommer dagegen sehr heiß und stickig. Doch im Zuge der Dämmung des Dachraums treten feuchtetechnische Veränderungen auf, die unbedingt beachtet werden müssen, damit die neu eingebaute Dämmung auch ihre Wirkung behällt.

Veränderungen des bauphysikalichen Verhaltens

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Die Bauphysik behandelt sowohl den Wärme- als auch den Feuchteschutz, die sich durch das Dämmen alter Dachstühle verändern. Weitere Bereiche der Bauphysik sind der Schallschutz und der Brandschutz auf die im Folgenden jedoch nicht weiter eingegangen werden soll.

Damit die Dämmung ihren Wärmeschutz gewährleisten kann, muss sie je nach Dämmungsart fachgerecht durchgeführt werden. Heute gibt es zwei verschiedene Möglichkeitem ein Dach zu dämmen:

Eine weitere Dämmart ist die Untersparrendämmung, die jedoch nur in Kombination mit der Zwischensparrendämmung angewandt wird. Auch die Kombination von Zwischensparren und Aufsparrendämmung ist natürlich möglich.

Tabelle 6: Dämmen des Dachraums

Diese beiden Dämmungsvarianten werden weiter hinten beschrieben, jedoch müssen vorerst einige Grundlegende Dinge beschrieben werden.

Aufbau des gedämmten Daches

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Das Dach ist eine Konstruktion, die mehrere Funktionen erfüllen muss. Jede Schicht des Dachaufbaus übernimmt eine bestimmte Aufgabe. Unabhängig von der Art der Dämmung, besteht jedes Dach aus folgenden Schichten:

Bild 6: Beispiel für einen Dachaufbau
Bild 6: Beispiel für einen Dachaufbau
  1. Dachhaut oder Dacheindeckung: Diese bildet den äußeren Abschluss des Dachs und dient als Wetterschutz. Für die Dachhaut werden am häufigsten Dachseine (Dachziegel) verwendet; jedoch finden auch Metalleindeckungen, Bitumenbahnen oder Kunststofffolien Verwendung.
  2. Dachlattung: auf diesen Latten wird die Dacheindeckung befestigt.
  3. Konterlattung: Diese befestigt die Unterspannbahn und schützt die Dachlatten vor Staunässe. Außerdem sorgt die Konterlattung für eine Lüftungsebene unter der Dachhaut.
  4. Unterspannbahn oder Unterdach: Diese dient als Winddichtheitsschicht. Bei Dächern, die mit Dachsteinen eingedeckt wurden, sorgt sie außerdem dafür, dass Wasser, das bspw. vom Wind durch Ritzen gedrückt wurde oder durch defekte Dachsteine eindringen konnte, in zweiter Ebene abgeführt wird.
  5. Dämmstoff: Dieser bremst den Wärmedurchgang durch das Bauteil. Dämmstoffe werden in WLG (Wärmeleitgruppen) eingeteilt. Übliche WLG sind 040, 035, 030; je kleine die Zahl ist, desto besser ist die Wärmedämmung des Dämmstoffes.
  6. Sparren: Die Holzsparren sind das Tragwerk der Dachkonstruktion
  7. Dampfbremse: Die Dampfbremse besteht aus PE-Folie, PA-Folie oder OSB-Platten. Sie schützt die Dämmung vor dem Eindringen von Wasserdampf aus den darunterliegenden Räumen und verhindert somit Feuchteschäden.
  8. Lattung: Diese trägt die Innenverkleidung wie etwa Gipsplatten
  9. Innenverkleidung oder Verschalung

Für einen sachgerechten Dachaufbau müssen die einzelnen Schichten aufeinander abgestimmt werden. Nur ein fehlerfreier Dachaufbau garantiert langfristig ein angenehmes und gesundes Wohnklima.

Gesetzliche Anforderungen an die Dämmung

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Heute stellt der Gesetzgeber in einer Verordnung, der Energieeinsparverordnung (EnEV 2009), Anforderungen an den Wärmeschutz. Diese Verordnung verpflichtet den Bauherrn, einen festgelegten Wärmeschutz zu garantieren. Genauer bedeutet das für den Baherrn, das bestimmte Wärmedurchgangskoeffizienten bei Veränderungen der Baukonstruktion einzuhalten sind (siehe Tabelle 6).

Tabelle 7: Anforderungen der EnEV 2009 bei Veränderungen an Dächern

Aus der Wärmeleitfähigkeit (Materialeigenschaft, die angibt, wie schnell ein Stoff Wärme in Form von thermischer Energie transportieren kann) und der Dämmstoffdicke wird der Wärmedurchgangskoeffizient
(U-Wert) ermittelt. Je geringer der Wert des Wärmedurchgangskoeffizient ist, desto besser ist die Wärmedämmwirkung des Bauteils.

Er wird in Watt pro Quadratmeter und Kelvin angegeben und gibt die Leistung (die Energiemenge pro Zeiteinheit) an, die durch die Bauteilfläche von 1 m² fließt, wenn die Temperaturen von außen und innen sich um 1° K unterscheiden.

Der Wärmedurchgangskoeffizient U von 0,24 W/m²*k entspricht 16 cm Dämmung mit einem Dämmstoff aus der Wärmeleitgruppe (WLG) 040. Die WLG steht für die Wärmeleitfähigkeit des Materials, dem sogenannten λ-Wert, der in Watt pro Meter und Kelvin angegeben wird WLG 40, d.h. λ=0,4 W/(mK)

Gerade beim Aus- oder Umbau alter Gebäude oder alter Dachstühle kann die Einhaltung dieser Verordnung zu sehr hohen Sanierungskosten führen. Dann können Bauherren einen Antrag an die zuständige Baugenehmigungsbehörde stellen. Diese Behörde kann nach Prüfung des Antrages abweichende Wärmekoeffizienten-Werte zulassen, denn die Umbau-Maßnahmen für die Einhaltung der in der EnEV geforderten Werte müssen wirtschaftlich vertretbar sein. Das heißt, dass die Kosten für die Sanierung zu Einhaltung der EnEV sich mit der Energieeinsparung amortisieren sollten.

Ein weiterer Grund für die Nichteinhaltung der EnEV können denkmalpflegerische Bedenken sein.

Wenn weniger als 10% der Gesamtdachfläche erneuert werden, entfallen die Anforderungen aus der EnEV.

Feuchtetechnische Belastungen

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Da der bei der Dachdämmung auch die Feuchtetechnische Betrachtung der Konstruktion eine große Rolle spielt, soll diese hier zunächst erläutert werden.

Die wohl offensichtlichste Aufgabe eines Daches besteht darin, das Innere eines Gebäudes vor Niederschlag zu schützen. Neben dieser offensichtlichen Feuchtebelastung gibt es noch weitere Feuchtebelastungen, die zum einen durch Konvektion und Diffusion und zum anderen durch den Einbau feuchter Bauteile entsteht.

In der Dachhaut eines nicht ausgebauten Dachraums führen Luftlöcher zwischen den Ziegeln zur stetig Durchlüftung. Dringt hier Schnee oder Regen ein, führen diese in der Regel nicht zu Schäden, da es schnell wieder abtrocknet.

Wichtiger ist hierbei jedoch, dass die innere Luft ähnliche klimatische Bedingungen aufweist, wie die Außenluft. Nur dadurch herrscht ein physikalisches Gleichgewicht. Wenn aber der Dachraum ausgebaut wird, kippt das physikalische Gleichgewicht, da sich die Temperaturen dann zwischen Drinnen und Draußen stark unterscheiden.

So kann an kalten Wintertagen eine Temperaturdifferenzen von 35°C zwischen Drinnen und Draußen herrschen (bspw. wenn die Wohnräume auf 20°C geheizt wurden und draußen -15°C sind).

Eine Herausforderung an die Dachkonstruktion sind hierbei neben der Wärmedifferenz die unterschiedlichen Wasserdampfbedingungen zwischen innen und außen. Luft enthält je nach Lufttemperatur eine unterschiedlich große Wassermenge in Form von Wasserdampf (relative Luftfeuchte). Die relative Luftfeuchte verändert sich im Wohnraum durch z.B. die Atemluft der Bewohner und Pflanzen, durch Waschen, Duschen, Kochen, usw.. Wärmere Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen als kältere. Kühl wärmere Luft ab, führt das dazu, dass ein Teil des Wassers als sogenanntes Tauwasser ausfällt. Tauwasser an kalten Schichten kennt jeder vom Beschlagen kalter Getränkegläser oder Flaschen im Sommer (BIld 8) oder vom "Beschlagen" der Fenster im Winter (Bild 7). Welche Folgen diese bauphysikalische Eigenschaft für den Dachausbau hat, wird nachfolgend erklärt.

Bild7: Tauwasserausfall am (zu) kalten Fensterglas im Winter. Foto: Rüpke Bild 8: Tauwasser am kalten Bierglas in warmer Sommerszeit. Qu.: www.fachwerk.de
Bild7: Tauwasserausfall am (zu) kalten Fensterglas im Winter. Foto: Rüpke
Bild 8: Tauwasser am kalten Bierglas in warmer Sommerszeit. Qu.: www.fachwerk.de

Dampfdiffusion und Konvektion

Der Wasserdampf in der Luft führt zu einem gewissen Dampfdruck, dieser ist abhängig von der Wasserdampfmenge in der Luft. Warme Luft, die mehr Wasserdampf aufnehmen kann, hat einen höheren Dampfdruck als kalte Luft. Wegen dem unterschiedlichen Dampfdruck der Außen- und Innenluft, hat der Wasserdampf das Bestreben den Druck auszugleichen. Dabei versuchen die Wasserdampfteilchen durch die Konstruktion in den anderen Temperaturbereich zu wechseln. Dieser Vorgang wird als Diffusion beschrieben.

Im Winter ist der Wasserdampfdruck der Raumluft üblicherweise höher als der Wasserdampfdruck der Außenluft. Die Feuchtigkeit aus dem Innenraum strebt danach, durch die Konstruktion nach außen zu diffundieren. Trifft der Wasserdampf beim Diffusionsvorgang jetzt auf eine kalte Bauteilschicht, z.B. die Unterspannbahn, so kann es dort zum Tauwasserausfall kommen, weil die Temperatur der Luft an dem kühlen Bauteil absinkt. Tritt dieser Ausfall in größeren Mengen auf und kann nicht nach außen abgeführt, kommt es zur Durchfeuchtung der Dämmung.

Jede Schicht des Dachaufbaus ist unterschiedlich stark dampfdurchlässig. Diese Dampfdurchlässigkeit wird in der Bauphysik mit dem sd- Wert beschrieben. Je höher dieser Wert ist, desto weniger Wasserdampf kann durch die Schicht hindurch diffundieren. Um das Eindringen des Wasserdampfes durch Diffusion in die Konstruktion zu vereiden werden raumseitig sogenannte Dampfsperren eingebaut, die bremsen den Wasserdampf ab so dass dieser nicht ungehindert in die Konstruktion gelangen kann. Wenn durch Fehlstellen in der Dampfbremse (oder auch Luftdichtheitsebene genannt) jedoch warme Luft ungehindert in die Konstruktion gelangen kann so gelangt die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit damit auch gleichzeitig in die Konstruktion, man spricht man von Konfektion. Durch Konvention kann deutlich mehr Wasser in die Konstruktion gelangen als bei der Diffusion.

Dämmung verliert durch Feuchte ihre Dämmwirkung

Wenn die Dämmung durchfeuchtet, verliert sie schnell ihre Dämmwirkung. Daneben steigt die Gefahr, dass krankheitserregende Schimmelpilze sich auf der feuchten Dämmung ausbreiten und Holzzerstörende Pilze das gleichzeitig durchfeuchtete Dachgebälk befallen. Das führt schnell zu erheblichen Bauschäden.

Es ist daher wichtig, möglichst Diffusion und Konvektion des Wasserdampfes durch eine sachgerechte Ausführung der Ausbauarbeiten zu vermeiden.

Innenliegende Dampfsperre hält Wasserdampf und Wasser nicht dauerhaft ab

Erfahrungen haben gezeigt, dass eine dauerhafte hermetische Abrieglung der Konstruktion gegen Wasser und Wasserdampf mit einer innen liegenden Dampfsperre in der Baupraxis nicht machbar ist. Durch kleinste Fehlstellen, die schon bei der Ausführung eingebaut werden oder durch die Nutzung entstehen, kann immer etwas Wasserdampf in die Konstruktion eindringen. Es ist also wichtig, dass die Dachkonstruktion eine möglichst ausgeglichene Feuchtebilanz aufweist. Diese wird erreicht, wenn das Austrocknungspotenzial über das Jahr hinweg größer ist als das Befeuchtungspotenzial. Das bedeutet, dass die Dachkonstruktion zwar hin und wieder feucht wird, aber so aufgebaut ist, dass diese Feuchte auch schnell wieder abtrocknen kann. Somit treten keine unzulässig hohen Feuchtezustände und somit Schäden auf.

Um die gewünschte Austrocknung zu ermöglichen, sollten die Materialien von innen nach außen diffusionsoffener werden. Hierbei sollte die Dampfbremse einen 6x größeren Sperrwert aufweisen als der Rest der Konstruktion. Die Dampfbremse verhindert, dass Wasserdampf aus dem Innenraum in hohen Mengen in die Dämmebene diffundiert. Fehlstellen in Form von Löchern sollten vermieden werden, um die Konvektion zu vermeiden. So fällt bei sachgerechter Umsetzung in Konstruktionen, die innen einen sd-Wert ≥ 2,00 m und außen einen sd-Wert ≤ 0,30 m aufweisen, kein Tauwasser an.

In der Praxis werden bei der Ausführung der Dampfbremse durch fehlende Fachkenntnisse der ausführenden Firmen oft schwere Fehler gemacht. Durch Fehlstellen (Löcher) in der Dampfbremse oder durch den Einsatz falscher Materialien gelangen große Mengen der Raumluft in die Konstruktion. Neben dem Wärmeverlust gelangen große Mengen an Flüssigkeit in die Konstruktion, die trotz diffusionsoffener Unterspannbahn nicht ausreichend an die Außenluft abgegeben werden können. Die Folgen wurden bereits erwähnt.

 Eine Unsachgemäße Dampfsperre und nicht ausreichende Verdunstung führt zu eindringender Feuchte und somit und Schimmelpilzbildung. Fotos: Rüpke  Eine Unsachgemäße Dampfsperre und nicht ausreichende Verdunstung führt zu eindringender Feuchte und somit und Schimmelpilzbildung. Fotos: Rüpke
Bild 9 und 10: Eine Unsachgemäße Dampfsperre und nicht ausreichende Verdunstung führt zu eindringender Feuchte und somit und Schimmelpilzbildung. Fotos: Rüpke

Die luftdichte Ausführung der Konstruktion erfordert Sorgfalt bei allen am Bau beteiligten

Bei großflächigen Dachkonstruktionen ist es einfacher, Luftdichtheit zu erreichen. Jedoch bestehen viele Dächer nicht aus großen, glatten Flächen. Dachgauben, Kehlbalken, Stützen, Kopfbänder, Lüftungsrohre, Schornsteine etc. sorgen für eine große Anzahl von Durchbrüchen in der Dachhaut, an denen es schnell zu Fehlern bei der Anbringung der Dampfbremse kommt. Für ein luftdichtes Dach ist erhöhter planerischer und handwerklicher Aufwand notwendig. Wie bereits erwähnt, sollten die Durchbrüche und Übergänge zwischen Dach und Wänden sowie zwischen Dach und Boden gut überlegt und geplant werden. Zusätzlich müssen Handwerker, die nicht direkt für den Einbau der Dampfbremse verantwortlich sind, informiert werden, dass sie bei Ihrer Arbeit darauf achten, die Dampfdichtheitsebene nicht zu verletzen (Bild 11 und 12).

Bild 11: Nicht ordnungsgemäße abgedichteteElektroleitungsführung Foto: Rüpke Bild 12: ohne Worte...
Bild 11: Nicht ordnungsgemäße abgedichteteElektroleitungsführung Foto: Rüpke
Bild 12: ohne Worte...
Qu.: www.ib-baugutachten.de

Installationsebenen sollten vor der Dampfbremse angebracht werden. Nur so können Kabel, Steckdosen etc. verlegt werden, ohne die Luftdichten Schicht zu verletzen. Darüberhinaus ist es ratsam, eine Art Schutzebene zu schaffen, damit die Dampfbremse nicht bereits beim Einschlagen eines Nagels, bspw. um ein Bild aufzuhängen, zerstört wird.

Diese Schutzebenen können je nach Wärmedammbedarf auch noch zusätzlich gedämmt werden. Dabei ist aber darauf zu achten ist, das nicht mehr als 20 Prozent der gesamten Dämmung auf der Innenseite der Dampfbremse liegt. Da so vermieten wird das bereits an den Dampfbremse die Temperatur soweit abgesunken sein kann das dort ein Tauwasserabfall möglich ist.

Bild 13: Nagel- und Schraubenlöcher, häufige Fehlstellen an der Dampfbremse
Bild 13: häufige Fehlstellen an der Dampfbremse: 1. Fehlerhafter Wandanschluss 2. Beschädigung durch Schraube 3. Nicht verklebter Folienstoß 4. Rohrdurchführung ohne Abdichtung

Richtige Abdichtungsmittel bei der Dampfbremse wichtig

Bild 14 Verwendung der Unterspannbahn und Verpackungsmaterial als "Dampfbremse"???
Bild 14: Verwendung der Unterspannbahn und Verpackungsmaterial als "Dampfbremse"???
Foto: Rüpke
Auch wenn der Einbau der Dampfbremse richtig durchgeführt wurde, kann das falsche Abdichtungsmittel zu Lufteintritten führen. Bei der Wahl der Abdichtungsmittel sollte nicht aus falscher Sparsamkeit auf unzulässige Abdichtungsmittel zurückgegriffen werden. Normales Paketklebeband eignet sich nicht, um die Stoßstellen und Durchbrüche abzudichten. Es verliert relativ schnell seine Klebekraft und wird damit nutzlos. Auf dem Markt gibt es zahlreiche zugelassene Systeme, die für jeden Anschluss das passende Zubehör haben.

Um zu überprüfen, ob der Einbau richtig durchgeführt wurde, empfiehlt sich einen Blower-Door-Test.

Bei dem Test wird geprüft, wie luftdicht eine Dachkonstruktion ist. Dafür wird in eine Öffnung des Gebäudes (Tür oder Fenster) ein Gebläse luftdicht eingebaut. Und das Gebäude wird unter einem Über- oder Unterdruck gestellt. Dabei ortet ein Fachmann die Leckagen auf unterschiedliche Weise:

ganz einfach können jedoch auch Rauchstäbchen verwendet werden um Lokal nach Lüftströmungen zu suchen.

Bild 15: Blower-Door-Test mit Nebel: An den undichten Stellen wird der Nebel aus dem Gebäude herausgedrückt. Bild 16: Blower-Door-Test: An den undichten Stellen wird der Luftstrom mittels Windgeschwindigkeitsmessgerät festgestellt.
Bild 15: Blower-Door-Test mit Nebel: An den undichten Stellen wird der Nebel aus dem Gebäude herausgedrückt.
Quelle: www.villa-marienborn.de
Bild 16: Blower-Door-Test: An den undichten Stellen wird der Luftstrom mittels Windgeschwindigkeitsmessgerät festgestellt.
Quelle: www.villa-marienborn.de

Feuchte, die durch die Balken in die Dachkonstruktion gelangt

Zu Feuchteschäden kann es nicht nur durch die fehlerhafte Verarbeitung von Dämmmaterial oder durch die falsche Anbringung der Dampfbremse kommen, sondern auch durch feucht verbautes Holz.

Zwar sollte heute nur noch trockenes Bauholz verbaut werden, aber es kommt öffter vor, dass die Balken beim Einbau eine zu hohe Holzfeuchte aufweisen. Und trocken eingebautes Holz gibt keine Garantie, dass deswegen kein Wasser über die Balken in die Konstruktion gelangt. Denn trocken gilt Bauholz bereits bei einer Holzfeuchte von 18 Prozent. Geht man von zwei Laufmeter Sparren auf einen Quadratmeter Dachfläche und Sparrenquerschnitten von 12/20cm² aus hat man bereits 24kg Holz pro m² Dachfläche eingebaut ohne Schalung oder sonstige Holzbauteile zu beachten. Bei 18 Prozent Holzfeuchte enthalten die Sparren bereits 5,4 Liter Wasser. Geht man davon aus, dass die Dachsparren nach dem Einbau auf etwa 12 Prozent Holzfeuchte zurücktrocken, werden hierbei bereits 1,44 Liter Wasser pro Quadratmeter Dachfläche in der Konstruktion freigegeben. Dabei sind die geltenden Normen und Regelwerke eingehalten worden.

Dieser Sachverhalt ist zwar in erster Linie beim Neubau zu beachten, kann aber auch beim Dachausbau durch neueingebaute Hölzer auftreten. Aber auch alte Dachbalken können erhöhte Feuchtigkeit aufweisen.

Zwei unterschiedliche Dachdämmmethoden

Wie bereits erwähnt, gibt es zwei unterschiedlichen Dämmweisen von Dachkonstruktionen: Zwischensparrendämmung und Aufsparrendämmung. Nachfolgend sollen beide näher vorgestellt werden:

Die Zwischensparrendämmung

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Bei der Zwischensparrendämmung wird das Dämmmaterial zwischen den Sparren in die Hohlräume eingelegt (vgl. Tabelle 8). Hierbei können wiederrum zwei Konstruktionsarten unterschieden werden:

Tabelle 8: Zwischensparrendämmung

1. Dachhaut oder Dacheindeckung; 2. Dachlattung; 3. Konterlattung; 4. Unterspannbahn oder Unterdach; 5. Sparren; 6. Dämmung; 7. Dampfbremse; 8. Lattung; 9. Innenverkleidung

Heute werden bei Neubauten überwiegend nicht belüftete Dachkonstruktionen eingesetzt. Denn das vollständige Ausfüllen der Hohlräume lässt sich mehr Energie einsparen und wenn der eine Richtige Schichtenfolge und ein ordnungsgemäßer Einbau dieser Schichten stattfindest ist dieser Aufbau auch bedenkenlos. Außerdem sind heute belüftete Dächer seltener, weil das hier verbaute Holz nicht in die Gefährdungsklasse 0 nach DIN 68 800 Teil 3 eingeteilt werden kann, da es weder dreiseitig kontrollierbar noch durch eine geschlossene Bekleidung allseitig abgedeckt ist.

Bei der belüfteten Zwischensparrendämmung ist jedoch die Gefahr der Tauwasserbildung an der Unterspannbahn und somit die Anfeuchtung der Dämmung geringer. Denn anfallendes Tauwasser , trocknet durch die Hinterlüftung, sofern sie richtig ausgeführt wurde, schnell wieder ab. Kurz um, die Dämmung wird sozusagen direkt von einem Luftzug getrocknet, sodass selbst Ausführungsfehler kaum zu Schäden führen.

Belüftetes oder nicht belüftetes Dach?

Bild 17: Zwischensparrendämmung Qu.: isover.de
Bild 17: Zwischensparrendämmung Qu.: isover.de

Wird ein alter Dachstuhl ausgebaut, dessen Dachhaut (Dachziegel) noch intakt ist, ist zu überlegen, welche Art der Zwischensparrendämmung sinnvoll ist. Unterspannbahnen, die heutzutage eingebaut werden, sind in der Regel Diffusionsoffen (sd- Wert <0,3m). Das heißt, dass bei ausreichend dichter Dampfbremse (sd- Wert >2m) und sachgerechter Ausführung keine Gefahr übermäßiger Tauwasserbildung besteht. Durch die Diffusionsoffenheit können zudem gewisse Mengen an Tauwasser wieder abtrocknen. Kleine Ausführungsfehler führen daher nicht gleich zu Bauschäden. Jedoch sollte auch bei diesem Aufbau mit äußerster Sorgfalt gearbeitet werden.

Im Bestand tritt manchmal auf, dass bereits ein Unterdach unter der Eindeckung vorhanden ist, das nicht Diffusionsoffen ausgeführt wurde. Wenn das Unterdach bestehen bleiben soll, wäre es sinnvoll, eine Zwischensparrendämmung mit Luftschicht anzuwenden, weil eindringende Feuchte über die Luftschicht bei ordnungsgemäßer Ausführung sicherer abtrocknet. Auch bei einer Blecheindeckung ist die belüftete Variante eher zu empfehlen, weil das Blech dampfdicht ist. Wenn die Dämmung direkt an die Schalung? Anstößt, auf die das Blechdach aufgebracht ist, kann eindringender Wasserdampf nicht mehr nach außen entweichen. Wenn dann auf der Innenseite der Konstruktion eine Dampfsperre defekt ist, bildet sich zwangsläufig Feuchtigkeit in der Dämmung. Auf dem Punkt gebracht kann eingedrungenes Wasser in einer nicht belüfteten Blechdachkonstruktion die von der innen und Außenseite gegen Wasserdampfgesperrt sind weder nach innen noch nach außen abtrocknen.

In solchen Fällen bietet auch eine variable Dampfbremse eine Lösung. Diese Dampfbremsen verhindern je nach Situation das Eindringen des Wasserdampfes in die Konstruktion. Durch diese Dampfbremse kann durch Veränderung ihrer Struktur im Winter eingedrungenes Wasser bis zu einem gewissen Grad im Sommer abtrocknen.

Wie dick die Dämmung sein muss, hängt davon ab, welcher Wärmeleitfähigkeitsgruppe (je kleiner desto besser) der Dämmstoff angehört. Wichtig ist, dass die oben erwähnten Anforderungen der EnEV erfüllt werden.

Wärmebrücken

Bild 18: Wärmebrücken durch fehlende Dämmung und Dachsparren.
Bild 18: Wärmebrücken durch fehlende Dämmung und Dachsparren.

Um Wärme effektiver zu nutzen, müssen Wärmebrücken bei der Dämmung vermieden werden. Wärmebrücken sind Stellen, an denen die Wärme schneller nach außen abfließt als an der übrigen Gebäudehülle.

Die Sparren, zwischen denen die Dämmung eingebaut wird, lassen sich heute als Wärmebrücke bezeichnen, da sie mit einem λ-Wert von 0,11 W/(mK) einen doppelt bis dreifach so hohen Wert aufweisen wie die zurzeit üblich eingesetzten Dämmstoffe. Das bedeutet, dass über die Sparren deutlich mehr Wärme entweichen kann als durch die jeweiligen Dämmstoffe.

Nehmen Werkstoff betroffenen Wärmebrücken entstehen zusätzliche Wärmebrücken durch Fehler in der Bauausführung. Insbesondere in den Bereichen von Dachfenstern, im Giebelbereich und anderen Anschlüssen muss daher auf eine sachgemäße Ausführung geachtet werden. Gerade schmale Hohlräume müssten hier ausgestopft werden. Da diese oft unzureichend ausgestopft werden, entstehen hier vermehrt Ausführungsfehler.

An den Stellen, wo Wärmebrücken auftreten, besteht neben den höheren Wärmeverlusten die Gefahr der Tauwasserbildung an den Oberflächen im Innenraum. Durch die fehlende Wärmedämmung kühlen die Oberflächen an diesen Stellen mehr ab. Das hat zur Folge, dass die die Oberflächen streifende Luft hier abkühlt, somit weniger Wasser aufnehmen kann und Tauwasser abgeben muss. Das Tauwasser wird dann überwiegend von den Ausbaumaterialien, beispielsweise einer Gipskartonplatte, aufgenommen: Die Folge ist Durchfeuchtung und Schimmelbildung.

Aufdopplung der Sparren für ausreichende Dämmdicke

Bild 19 zusätzliche Untersparrendämmung
Bild 19 zusätzliche Untersparrendämmung

Da bei alten Dächern die Sparrenhöhe oft nicht genügt, um ausreichend Dämmmaterial zwischen den Sparren anzubauen, kann der Sparren durch ein Beiholz oder eine Aufdopplung erhöht werden. Dadurch erreicht der Sparren die notwendige Höhe für den Dämmstoffeinbau. Außerdem verstärkt die Ausbesserung den vorhandenen Sparren.

Ist eine Verstärkung bzw. Verdopplung der Sparren im statischen Sinne nicht nötig, kann mittels Dämmplatten, beispielsweise aus Holzfaserdämmstoffen, oder durch eine Querlatte mit zwischenliegender Dämmung, eine weitere, innere Dämmsicht aufgebracht werden. Die zusätzliche Innendämmung minimiert Wärmebrücken, die durch die Sparren entstehen. Daneben schützt die Innendämmung die empfindliche Dampfbremse vor Beschädigungen. 20 Prozent der Dämmung können unbedenklich unter der Dampfbremse angebracht werden. Da durch die zusätzliche Innendämmung der Raum an Höhe verliert, findet diese auch nur in Kombination mit der Zwischensparrendämmung Anwendung.

Leicht formbarer Dämmstoff bei Zwischensparrendämmung besser

Für die Zwischensparrendämmung eignet sich besser Dämmstoff, der sich leicht formen lässt, damit er den gesamten Hohlraum zwischen den Sparren ausfüllt. Es eignen sich insbesondere Baumwolle, Flachs, Hanf, Mineralwolle, Glaswolle, Steinwolle, Schafwolle, Zellulose und flexible Holzfaserdämmstoffe. Wichtig ist, dass der ausgewählte Dämmstoff sich zwischen die Sparren klemmen lässt.

Feste Dämmstoffe wie Holzfaserplatten oder auch PS- oder PUR-Hartschaumplatten eignen sich weniger, da sie sich durch die Maßtoleranzen am Bau nicht exakt zuschneiden lassen. Dadurch entstehen leichter Hohlräume und somit Wärmebrücken.

Vorteile einer Zwischensparrendämmung

Die Zwischensparrendämmung eignet sich vor allem dann, wenn im Zuge der Sanierung die Dachhaut nicht neu eingedeckt werden soll.

Wenn jedoch auch die Dachhaut erneuert werden muss, sollte in jedem Falle über eine Aufsparrendämmung nachgedacht werden.

Die Aufsparrendämmung

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Bei der Aufsparrendämmung wird das gesamte Dämmpaket (vgl. Tabelle 9) von außen auf die Dachkonstruktion aufgelegt.

Die Aufsparrendämmung gilt als besonders effektiv, da sie wie eine "Haube" auf dem Dach wirkt. Die durchgehende Dämmung kann einfach und schnell flächig verlegt werden. Sparren unterbrechen damit die Dämmung nicht und Wärmebrücken werden somit vermieden.

Tabelle 9: Aufsparrendämmung

1. Dachhaut oder Dacheindeckung; 2. Dachlattung; 3. Konterlattung; 4. Unterspannbahn oder Unterdach; 5. Sparren; 6. Dämmung; 7. Dampfbremse; 8. Schalung

Die Aufsparrendämmung verspricht wesentlich besser eine fehlerfreie Dampfbremse und somit Luftdichtheit (vgl. Feuchtetechnische Belastungen) als die Zwischensparrendämmung, da die Dämmschicht flächig von außen aufgebracht wird ist sie weniger anfällig für Ausführungsfehler. Zwar müssen auch Durchdringungen wie Lüftungsrohre und Dachfenster sorgfältig angeschlossen werden, jedoch erhält die Dampfbremse wesentlich weniger Problemstellen, denn Kopfbänder Kehlriegel usw. durchdringen die Dampfsperre nicht und auch an Innenwänden muss sie nicht angeschlossen werden da sie über diese hinweg läuft.

Bild 20: Aufsparrendämmung. Qu.: isover.de
Bild 20: Aufsparrendämmung. Qu.: isover.de

Dadurch wird die Gefahr verringert, dass Bauschäden durch eindringende Feuchte in Form von Wasserdampf entstehen. Voraussetzung ist eine sachgerechte Verlegung der Dämmplatten. Daher sollten nur bauaufsichtliche Systeme sowie die speziell dafür zugelassenen Befestigungsmittel verwendet werden.

Alle Dachrandanschlüsse (z.B. Dachrinne, Schornstein, Ortgänge, bei Doppel oder Reihenhäusern der Brandwandanschluss etc.) müssen hierbei erneuert werden. Bei der Verlegung muss genau gearbeitet werden, da sonst doch Wärmebrücken entstehen. Handwerker müssen besonders auf die Detailausbildung im Bereich der Durchbrüche, der Anschlüsse an das Mauerwerk sowie auf Stoßstellen an Graten, Kehlen und am First achten.

Bei der Aufsparrendämmung rückt die Dachhaut um die Höhe der Dämmstoffplatten nach oben. Dadurch verändert sich die äußerliche Hausgestaltung. Die Bereiche an Ortgang und Traufe werden dicker und müssen gestalterisch an das Haus angepasst werden. Diese Änderungen müssen mit dem Bauamt abgeklärt werden, da evt. die maximal zulässige Gebäudehöhe überschritten werden kann. Von Nachteil ist die Gebäudeerhöhung, wenn es sich um eine Doppelhaushälfte handelt, die unabhängig vom Nachbar ausgebaut wird. Die Ästhetik des gesamten Gebäudes könnte darunter leiden.

Dämmplattensysteme sind ideal für Aufsparrendämmung

Auf dem Markt gibt es viele Systeme, die sich für solch eine Art von Dämmung anbieten. Als Dämmaterial empfehlen sich Holzfaserdämmstoffe, Dämmplatten aus Polyurethan- oder Polystyrolschaum sowie Glas- oder Steinwolle. Die Dämmplatten werden von außen auf die verschalten Dachsparren aufgelegt und haben meistens gut handhabbare Abmessungen sowie eine umlaufende Nut und Federprofilierung an den Stoßstellen.

An der inneren Dachseite können die Balken sichtbar bleiben, dass gerade schönen, alten Dachkonstruktionen Scharm verleiht. Allerdings sollten dann die Dachsparren optisch attraktiv gestaltet werden. Dabei können die einzelnen Sparren verkleidet, abgeschliffen oder abgehobelt werden. Alternativ ist die gesamte Konstruktion trotz Aufsparrendämmung komplett zu verkleiden. Zwischenraume können dann als Installationsebene genutzt werden.

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