Feuchte in Baustoffen messen

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CM -Verfahren (Calziumcarbid - Methode)
Darr -Verfahren (Gravimetrische - Methode)
Widerstandsmessverfahren
Wer misst wie ?
Wonach will man messen?
Hygroskopische Ausgleichsfeuchten unterschiedlicher Baustoffe

CM -Verfahren (Calziumcarbid - Methode)

In einem Druckbehälter wird eine genau abgewogene, zerkleinerte Menge eines Baustoffes eingebracht und mit einer definierten Menge Calziumcarbid CaCl 2 im Druckbehälter zusammen gemischt. Dabei

CM Messegerät mit dem vielen Zubehör
(Foto: Rüpke)
kommt es zu einer chemischen Reaktion, und im Maße des enthaltenen Wassers wird Acethylen gebildet. Das Maß des Druckes steht im Verhältnis zur Volumenfeuchte des Materials.

Das Verfahren ist gut und relativ genau, insoweit, dass es einiger Erfahrung bedarf, die Proben richtig zu nehmen und aufzubereiten. Kosten ca. 500 Euro für Gerät, Chemikalien und Ersatzteile. Es können eigentlich alle Stoffe gemessen werden, bei denen technisch eine einzelne Probenahme sinnvoll erscheint. Da die Anwendung nicht zerstörungsfrei ist, entstehen immer kleine Schäden. Die Messung kostet ca. 60 Euro. Eine Probenahme beansprucht ca. 0,5 - 1 h. Es sind Hilfsgeräte erforderlich.

Darr -Verfahren (Gravimetrische - Methode)

Obwohl in der Praxis etwas komplizierter, hier eine einfache Erläuterung der Vorgänge. Die gewonnene Baustoffprobe wird eingangs gewogen und in einem

Trockenkammer (Foto: Rüpke)
Feinwaagen (Foto: Rükpe)
Trockenofen bei max. 105 °C getrocknet. Dabei entweicht das enthaltene freie Wasser. (Höhere Temperaturen würden auch chemisch gebundenes Wasser freisetzen).

Am Ende kann nach erneutem Wiegen der Wassergehalt nach Gewicht festgestellt und in Verhältnisse gesetzt werden. (Hinzu kommt für die Genauigkeiten, die Berücksichtigung klimatischer Verhältnisse, Exsikkator).

Weiterhin kann anschließend durch Wässerung und erneutes Wiegen die Sättigungsfeuchte festgestellt werden. Damit ist auch der Durchfeuchtungsgrad der Probe festgestellt, die gefundene Materialfeuchte zu der maximalen Wasseraufnahmefähigkeit des Baustoffes.

Das Verfahren ist einfach und man kann an den unterschiedlichsten Stellen gezielt Proben nehmen, Unwägbarkeiten sind an die Erfahrung der Person gebunden, die die Proben nimmt.

Beide Verfahren lassen sich (in einem annehmbaren Rahmen) reproduzieren, dass heißt nachmessen. Eine Probenahme beansprucht ca. 0,5 - 1 h. Es sind Hilfsgeräte und weitere Laborarbeit, zeitlich abhängig von der Probenmenge, erforderlich.

Widerstandsmessverfahren

Hierbei wird der unterschiedliche Widerstand eines Materials, der in Abhängigkeit zu der Feuchte steht, mit einem Widerstandsmessgerät gemessen, wobei i.d.R. das ablesbare Ergebnis durch automatische Anpassung an die (ja immer unterschiedlichen) Baustoffkennwerte schon angepasst ist.

Widerstandsmessgerät für Holzfeuchte, hier mit Holzrammsonde (Foto: Rüpke)
Für Tendenzmessungen sehr sinnvoll, Widerstandsmessgerät mit Einstichnadeln und Hochfrequenzteil für zerstörungsfreies Messen (Foto: Rüpe)

Die Messung erfolgt über der Situation angepasste, verschiedene Messelektroden oder mit hochfrequenten Messgeräten, auch berührungslos.

Für die Holzfeuchtemessung ist das Ergebnis gut brauchbar, da hier immer nur die Grenzwertschwellen von schädlicher Feuchte festgestellt werden müssen.

Bei der Baufeuchtemessung gibt es, sowie es feuchter wird, einige Einflüsse durch Salze, die im feuchten Baustoff immer enthalten sein können, und auch leitende Stoffe können eine Störquelle bilden.

Der Salzgehalt im Baustoff hat also Einfluss auf das Messergebnis. Das Verfahren wird von erfahrenen Fachleuten daher nur hinsichtlich einer ablesbaren Tendenz eingesetzt. Hierzu ist es (wenn man fachliche Erfahrung hat) das praktisch am besten handhabbare Messverfahren.

Die Geräte kosten ca. 250 - 1000 Euro, dazu kommt noch das Zubehör. Es gibt noch verschiedene Abarten vom Wiederstandmessverfahren (was ja ein weites Feld ist), die hauptsächlich in hochfrequenten Bereichen arbeiten, aus Kostengründen und aus praktischen Gründen aber wenig wirtschaftlich und brauchbar sind.

Die Kosten sind sehr gering, da diese Messungen im Vorübergehen gemacht werden können. Für den Fachmann ist es ein unverzichtbares Messgerät, das er immer in der Tasche hat.

Darüber hinaus gibt es noch die abenteuerlichsten technischen Radar-, Mikrowellen-, Neutronen - Messmethoden, die sich in der Praxis sowohl aus handlichen als auch wirtschaftlichen Gründen jedoch nicht durchgesetzt haben, sondern meistens in den Laboren der Wissenschaftler verblieben sind.

Wer misst wie ?

Grundsätzlich ist jedem gerade dann nicht zu trauen, wenn er nur und überwiegend misst. Feuchtemessungen am Bau führen fast alle Sachverständige, aber auch manche Handwerker aus (z.B. alle, die nachweisen müssen, dass sie bestimmte Feuchtegrenzen eingehalten haben: die Holzfeuchte beim Zimmermann und Tischler, die Material-Untergrundfeuchte beim Fußbodenleger, Maler, Bautenschützer etc.). Doch das heißt noch gar nichts.

Geht es um Bauschäden oder besser gesagt, um schädliche Feuchte, gibt es große Unterschiede der Anwender in der Handhabung von Feuchtemessungen an Baustoffen. Allein drauf los zu messen, bringt nichts als eine Menge bunter Messdaten, die man in Computergrafiken so verarbeiten kann, dass der Bauherr, seines feuchten Bauwerks wegen, vor lauter Angst krank wird. Das sind die Panikmessungen.

Die Frage ist, was will ich wann, wo, warum messen und wozu? Es ist wichtig, auch ohne jede Messung das Verhalten der Baustoffe in einer Baukonstruktion hinsichtlich der schädlichen Feuchte an den vorgefundenen sichtbaren Tatsachen zu kennen. Darüber hinaus muss man das komplexe Verhalten vom Bauwerk, sein Wechselverhalten zu Innen- und Außenklima nicht nur aus Theorie, sondern auch aus Erfahrung möglicher Schadensbilder kennen und erkennen, um es beurteilen zu können. Die Messung sollte die Arbeit im (hoffentlich) klugen Kopf des Fachmanns nicht vorab ersetzen, sondern am Ende nur in der Tendenz bestätigen. Daher ist es am Anfang eigentlich ausreichend, nur die Tendenz zu messen. Am Ende kann man in Zweifelsfällen, also wenn es in schädliche Bereiche tendiert, genau messen. Das ist ja auch eine Frage der Kosten, die man seinem Auftraggeber verursachen will: Immer nur so viel, wie nötig.

Wonach will man messen?

Ziel einer Feuchtemessung ist es i.d.R., die gemessene tatsächliche Materialfeuchte im Verhältnis zu der normalen Ausgleichsfeuchte des jeweiligen Baumaterials festzustellen.

Dazu ist es nötig z.B. die hygoskopische Ausgleichsfeuchte von unterschiedlichen Baustoffen zu kennen. Eine paralelle Messung der relativen Luftfeuchte ist dabei immer unerlässlich.

Hygroskopische Ausgleichsfeuchten unterschiedlicher mineralischer Baustoffe

ausgewählte Baustoffe (Rohdichte in kg/m 3 ) hygroskopische Ausgleichsfeuchte in Masse %
(bei entsprechender relativer Luftfeuchte in %)
historische Vollziegel < 2 bis 3 (75% rel. LF) .
Vollziegel (Rohdichte 1.900) < 1 (80% rel. LF) .
porosierter Hochlochziegel (Rohdichte 800) 0,75 (80% rel. LF) .
Kalkputz, Kalkmörtel < 0,5 (75% rel. LF) .
Kalkzementputz < 1,5 (75% rel. LF) .
Kalksandstein (Rohdichte 1.900) 1,3 (80% rel. LF) .
vulkanischer Tuff (Region Kassel) < 6 (75% rel. LF) < 10 (95% rel. LF)
Rheinischer Tuffstein < 2 (75% rel. LF) < 4 (95% rel. LF)
toniger Sandstein < 1,3 (75% rel. LF) < 2 (95% rel. LF)
quarzitischer Sandstein . < 0,2 (95% rel. LF)
karbonatischer Sandstein < 0,8 (75% rel. LF) < 1,3 (95% rel. LF)
Granit < 0,1 (75% rel. LF) < 0,2 (95% rel. LF)
Marmor < 0,01 (75% rel. LF) < 0,05 (95% rel. LF)
zitiert aus Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege Merkbaltt 4-5-99/D 08/01
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Ausgleichsfeuchte von Holz

Das Ringen um Gelingen - Temperaturmessung im Reich der Tiere

Die folgende Geschichte führt uns in das Reich der Tiere, wobei aber, wie wäre es bei unserer Profession auch anders zu erwarten, auch Pilze in einer Nebenrolle beteiligt sind. Lesen Sie, was ein Huhn mit den komplexen Themen um Bioenergiereaktor, Wärmemassespeicher, Energietransport, Wärmetauscher, Solargenerator zu tun hat. Es geht quasi um ein "Passivnest" im Tierreich.

Als John Gilbert in Australien um 1840 die geheimnisvollen großen Sandhaufen mit Blätterinhalt im Buschland erkundete, entdeckte er nicht nur darin große Eier, sondern auch das dazugehörige Huhn, was von den Zoologen unter der Bezeichnung Leipoa ocatelle den Großfußhühnern zugesellt wurde. Er ahnte noch nicht, für welche Überraschung dieses Huhn noch gut war, und auch nicht was ich daraus folgerte, als ich davon hörte.

Sein australischer Landsmann Harry Frith war 1950 in der erstaunten Fachwelt der Überbringer einer Überraschung. Was hatte er entdeckt? Der große Sandhaufen war gefüllt mit Buschwerk und Laub gefüllt, darin lagen die Eier des Huhns und die waren bei konstant 34°C gelagert. Eine Klimakammer? Aber wie? Die Wärme kam von Zersetzung des organischen Materials durch Pilze. Aber wie kam es soweit und wie ging es weiter? Die äußeren klimatischen Bedingungen hier lagen zwischen minus 8 und plus 44 Grad Celsius. Also mußte es sehr komplex sein, des Wirken, was die Eier immer konstant bei der nötigen Bruttemperatur von 34 Grad beließ.

Er sprach von nun an von einem "Thermometerhuhn", weil er herausfand, daß es das Huhn, sprich der Hahn war, der die Eier im Inneren des Sandhaufens immer bei gleicher Temperatur von 34 Grad hielt. (1978 fand der Biologe Ray Reichelt heraus, das sich das "Thermometer" im Schabel des Hahnes befinden muß. Er wies eine Reaktions- bzw. Messgenauigkeit von 1 Grad Celsius nach).

Seine Beobachtungen : Im Winter fängt der Hahn an, eine Grube auszuscharren, ca. einen Meter tief und etwa drei Meter im Durchmesser. Er füllt sodann die Grube mit organischem Material, Laub, Rinde, Geäst usw.. Schließlich setzen die Winterregen ein und alles durchnäßt. Danach bedeckt er das Laub zunehmend hoch mit Sand. Nach vier Monaten ist der Sandberg 1,5 m hoch und bis zu 5 m breit, ein gewaltiger Wärmemassespeicher, worunter das organische Material wie in einem Bioreaktor an zu gären beginnt und von allerlei Pilzen unter Abgabe von reichlich Wärme abgebaut wird. Der Sand wird nun zunehmend wärmer. Täglich mißt das Thermometerhuhn mit dem Schnabel die Temperatur, bis es die 34 Grad erreicht hat. Damit ist die Eiablage freigegeben. Bis zum Spätherbst werden von der 2 kg Henne in Abständen bis zu 24 Eier zu 200 Gramm dem Hahn zur "Bruteinlagerung" angekündigt. Der öffnet jedesmal den Haufen zur Eiablage bis zur wärmenden Laubschicht. In der Zwischenzeit ist der Hahn am schufften, die Temperatur auf 34 Grad konstant zu halten. Im Sommer bei 40 Grad braucht er dazu andere Maßnahmen. Der Energietransport wird durch ständige Erdbewegung ausgeführt. Von der Sandmasse werden die jeweils zu heißen Schichten an den Rand hin abtragen um sie über Nacht abkühlen zu lassen. Morgens muß er den kühlen Sand wieder auftürmen oder, wenn nicht so warm wird, nur beimischen. Er muß dabei exakt mischen, um die Temperatur zu regeln. Im Herbst folgt dann dann eine neue Strategie: alles freilegen, daen Sand durch die Sonne aufzuwärmen, um danach abends den ausgebreiteten Sand wieder aufschütten, der das Nest dann über Nacht warmhält. Dann endlich nach 10 langen Monaten und der Umlagerung vom Tonnen von Sand kann der Hahn endlich Urlaub machen. Endlich ist er fertig.

Was sagt uns die Geschichte? Natürlich, woher hat der Hahn sein überaus komplexes Wissen um die Bauphysik? Und das alles ohne Ausbildung. Tatsächlich, nachdem sich die Kücken durch den Berg an Licht gekämpft haben, sind Sie auf sich selbst gestellt, können am ersten Tag fressen und fliegen und natürlich alles das Erstaunliche, was Sie zuvor gelesen haben. Das uns gewohnte lange Studium an der Baufakultät ist hier effektiv durch Genübertragung ersetzt worden. Ich mag hier gar nicht weiterdenken...da steckt noch Großes dahinter. Soweit mir zugetragen wurde, kam es bei dem baulichen und energetischem Wirken der Thermometerhühner nämlich noch zu keinen nennenswerten Bau- oder Brutschadenschäden z.B. durch Kältebrücken oder Feuchteschäden, wie sie ja in unserem Leben täglich vorkommen.

Architekten und Bauingenieure büffeln hart, um am Bau um das Gelingen zu ringen. Dem Thermometerhuhn fällt das alles mit den Genen so zu. Ein Schelm, wer nun fragt, ob und wann das "Thermometerhuhngen" auf Baufachleute übertragbar wird...


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