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Der allgemeine " Holzwurm " heißt oft Gemeiner Nagekäfer
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Gastautor Robert Ott: Untersuchungen über die Entstehung von Bohrmehlhäufchen an Schlupflöchern des Gemeinen Nagekäfers

Der Holzwurm, Gemeiner- / Gewöhnlicher Nagekäfer, Anobium punctatum, seine Lebensbedingungen, seine Bekämpfung und die Vorbeugung

Der "Holzwurm"

Typisches Leben im Kellerregal erkennt man an den Mehlhäufchen
Typisches Leben im Kellerregal erkennt man an den Mehlhäufchen. Foto: Rüpke
Seine Spuren hat wohl jeder schon mal gesehen: Viele kleine Löcher von 1 bis 2 mm Durchmesser, aus denen Bohrmehl quillt (siehe Bild rechts), wenn die Larven noch darin tätig sind. Man findet den Holzwurm im Gebäude oft an den Zugängen zum und im Keller und Dachboden, viel auch in selten oder ungenutzen Gebäuden (z.B. Kirchen, Freilichtmuseen, Magazinen), oder leerstehenden Gebäuden usw..

Fast nie finden Sie ihn nicht in zentralbeheizten Wohnräumen.

Dort ist ihm nämlich das Holz zu trocken (8 bis 10 Prozent Holzfeuchte), es sei denn, es wird z.B. beim Wischen des Fußbodens regelmäßig angefeuchtet, das wäre dann eine nennenswerte Ausahme von der Regel.

Die Käfer, die nach einer zwei- bis achtjährigen Entwicklungszeit der Larven schlüpfen, sind recht ortstreu und legen ihre Eier vorzugsweise in das Holzstück, in dem sie selbst aufgewachsen sind, bis es schließlich vollständig zerstört ist. Das kann viele Jahre bis Jahrzehnte dauern. In das farbige Kernholz von Kiefer, Lärche, Douglasie und Eiche dringen sie normalerweise nicht ein.

Da der "Holzwurm", also die Larve des Gemeinen Nagekäfers, so häufig vorkommt, wird auch immer wieder die Frage nach seiner Bekämpfung gestellt. Als Alternativen zu Mitteln aus dem Baumarkt ("Holzwurmtod") ist folgendes zu sagen:

  1. Stellt man ein befallenes Möbelstück in einen zentralbeheizten Wohnraum, kann man normalerweise (Ausnahme, dauernde Naßreinigung, siehe oben) davon ausgehen, dass die Larven wegen zunehmender Trockenheit des Holzes von alleine absterben.
  2. Wenn das nicht schnell genug erwartet werden kann und das befallene Stück vor der weiteren Zerstörung bewahrt werden soll, gibt es je nach gegebenen Umständen die Möglichkeit, die Larven durch thermische Verfahren mittels Erwärmen des Holzgegenstandes auf 55° C (an der ungünstigsten Stelle eine Stunde lang gehalten) abzutöten. Je nach der Größe und bei nur geringer Wertigkeit des Objektes geht das zuhause auch im Backofen oder in der Sauna. Für hochwertige Holzgüter kommen nur Fachfirmen in Frage, die über Anlagen zu feuchtegeregelten Wärmehandlungen verfügen.
  3. Zur chemischen Bekämpfung geben wir auf der Seite "Holzschutzmittel" Hinweise.

Zum Verschließen von Holzwurmlöchern gibt es farbige Wachse, und die Firma Weiblen bietet ein neu entwickeltes Spezialgerät an, dass mit heißem flüssigen Wachs arbeitet. Nach Angaben der Hersteller haben sich die Geräte in der Praxis bewährt und sind sehr sinnvoll, weil sie zusätzlich zur dauerhaften Verschließung auch noch eine Festigung des Holzes bewirken. Weiter ist auch eine Farbabstimmung durch das Angebot versch. Wachsfarbtöne möglich.

Seine Lebensbedingungen, seine Bekämpfung und die Vorbeugung

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Im Weiteren wollen wir interessierten Laien einen ausführlichen Überblick geben, um Umgebungs- und Lebensbedingungen des Gemeinen oder Gewöhnlichen Nagekäfers kennen zu lernen. Daraus soll die Kenntnis entstehen, wie Bedingungen zu schaffen wären, die einen Befall erst gar nicht ermöglichen werden oder einen bestehenden Befall (mit etwas Geduld) zum sicheren Erliegen bringen.

Dabei ist abzulesen, dass die für einen Befall günstigen Bedingungen eigentlich nicht unserer Vorstellung an eine nachhaltig trockene Baukonstruktion paßt. Das Augenmerk ist dabei nicht so sehr auf die Konstruktion allein, sondern mehr auf die nutzungsbedingten Klimaverhältnisse zu lenken. Unterschiedliche Klimaverhältnisse unter einem Dach, kalte unbeheizte Bereiche neben stark beheizten warmen Bereichen, sind für einen Befall nicht nur fördernd, sondern auch eine nötige Voraussetzung.

Möbelfuß. Foto: Rüpke
Bäckerkiepe (Weide). Foto: Rüpke.
Weichholzküchenschrank (Kiefer). Foto: Rüpke
Schaufelstiel (Esche).
Foto: Rüpke

Für die Entstehung vieler biotischer Schäden am Gebäude, die manchem ein Rätsel aufgeben, ist das Wechselspiel von Raumluftfeuchte, Sättigung der Raumluft, sowie der Raumluft- und Bauteiltemperaturen von großer Bedeutung. Temperaturwechsel führen dann z.B. zu Wasserkondensation mit günstigen Folgen für den "Holzwurm". Aber auch direkte Wassereinträge durch Nass-Wischen und der Sparzwang, viele Räume durch die offene Tür zu heizen bringen "holzwurmgünstige" Bedingungen mit dem Erfolg vieler hübscher kleiner "Holzwurmlöcher" in der Kommode. (Zu den Lebensbedingungen hinsichtlich Temperatur und Feuchte der technisch und wirtschaftlich gesehen wichtigsten holzzerstörenden Insekten am verbauten Holz (Trockenholzinsekten) finden Sie hier eine Tabelle ) .

Die Umgebung und Lebensbedingungen des Gemeinen Nagekäfers
Welche Holzarten frißt er? Wie alt ist sein Lieblingsholz? Wo ist er überall zu finden? Welche Temperatur liebt er? Wie feucht braucht er das Holz?
bevorzugt zuerst alles Splintholz von Nadel- und Laubholz Das Holzalter spielt keine Rolle, er mag auch das älteste antike Holz
Überall an Holz, an Möbeln, Korbwaren, Kunstwerken, Bücher, Balken, Brettern, Latten, Fußböden, meist in unbeheizten, ganz sicher in ungenutzen Gebäuden oder Räumen
Kühl, mäßige Temperaturen, da hier die ausreichende rel. Luftfeuchte vorherrscht Raumluftfeuchte deutlich über 55 bis 60 % rel., min. etwa 12% Holzfeuchte, meiste darüber ab 14-16 %. (z.B. an Möbefüßen kann man das mit feuchtem Wischen gut erreichen)

Nicht überall ist der Gewöhnliche Nagekäfer anzutreffen. Äußerst schlechte Lebensbedingungen findet er an Dachstühlen, die durch die Sonne aufgeheizt werden und zudem meist zu trocken sind. Ganz und gar meidet er auch zentralbeheizte Gebäude. Außen lagerndes oder verbautes Holz, durch die Sonne aufgeheizt, und den Feuchteextremen der Bewitterung ausgesetzt, mag er ebenfalls nicht.

Ungünstige Umgebung und Lebensbedingungen des Gemeinen Nagekäfers
ungünstiger Ort ungünstige Klimatik
Dachstuhl, gut besonnt und trocken, zentralbeheizte Gebäude, besonnter und bewitterter Außenbereich warm und trocken, lang anhaltende Trockenperioden, hohe Holzfeuchten

Vielen ist ganz unbekannt, wie eigentlich der Lebensweg des Gemeinen oder Gewöhnlichen Nagekäfers im Holz vonstatten geht. Oft gibt es Unkenntnis über die Funktion der Löcher. Fast die ganze Lebenszeit verbringt das Insekt in der Larvenform, bis es den letzten Weg durch die Verpuppung als Vollinsekt geht, wenige Tage, nur kurze Wochen, um zu begatten und Eier zu legen. (Flugzeiten und Lebenszyklen der technisch und wirtschaftlich gesehen wichtigsten holzzerstörenden Insekten am verbauten Holz (Trockenholzinsekten) finden Sie in einer weiteren Tabelle ).

Der Lebenslauf des Gemeinen oder Gewöhnlichen Nagekäfers im Holz
Wo beginnt ein Befall, wo erfolgt die Eiablage? Wie lange lebt die Larve im Holz? Wann verpuppt sich die Larve zum Vollinsekt und fliegt als Käfer aus?
Was passiert mit dem Käfer?
zuerst in vorhandene Risse im Holz, später, nach Befall, erfolgt die Eiablage in die eigenen vorhandenen Ausfluglöcher. Damit ist die Ortstreue begründet. Mindestens 2 Jahre im Laubholzsplint z.B. Eiche, im Nadelholz meist 3 Jahre und länger, bis zu 8 Jahren Die Verpuppung erfolgt im Frühjahr und die Ausflugzeit ist April bis August, meistens fliegen sie von Mai bis Juli Das Männchen hat zu begatten und dann seinen Dienst getan. Das Weibchen muss noch die 20 - 50 Eier ablegen, bis auch sie verscheidet.

Da im Vordergund aller Fragen der Ruf nach einem Mittel oder die Frage nach der Art einer Bekämpfung steht, hier eine Zusammenfassung möglicher Wege dazu.

Verschiedene Maßnahmen zur Bekämpfung des Gemeinen Nagekäfers

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Alllen Maßnahmen primär vorausgehend ist die Beseitigung der für den Befall ursächlich verantwortlichen erhöhen Holzfeuchte, sonst ist ein weiterer Befall nicht eine Frage der Möglichkeit sondern nur eine Frage der Zeit.

einige Bekämpfungsverfahren mit Verweisen und Hinweisen dazu
örtlicher Befall allgemeine Hinweise bei Möbeln, Kunst, etc. zusätzlich möglich
Bauteil auswechseln, mit vorbeugend behandeltem Holz keine Entsorgung als Sperrmüll verwertbare Teile ausbauen
Thermische VerfahrenHeissluftbehandlung1)
(55°C über 60 min)
feuchtes Holz ist schwer zu erwärmen Rissbildungen möglich,
bei wertvollen Holzgütern ist eine Feuchteregulierung nötig
Kombinieren verschiedener Verfahren
Sonderverfahren Bestrahlungen durch Mikrowelle1), Infrarot1) wie bei den Thermischen Verfahren
Begasung1) 2) mit Methyl Bromid (auch mit Phosphinen, Sulfuryl Fuoriden, Carbonyl Sulphiden etc.) nur bei Kunst- und Kulturgut wenn keine Alternativen bestehen. Örtlich aufwendige Einhausungen. In Container-kammern sicher und schnell. Umweltgefährdend, amtliche Zulasung erforderlich durch chemische Reaktionen können Schäden entstehen

Sammelgut kostengünstig bei anderen stationären Begasungsmaßnahmen mit einstellen
Sonderverfahren
Inertgase1) 2)
(CO 2 etc.)
in dichter Einhüllung, sehr langsam wirkend (Wochen) meist mit längerer Einlagerung verbunden,Klimatisierung nötig
chemische Holzschutzmittel Fraßgifte und Hormonwirkstoffe wirken langsam oder verzögert,
Kontaktnervengifte wirken schnell
rohe Rückseiten oberflächig behandeln, an Sichtoberflächen ist das akribische Befüllen der Löcher mit Injektionsspitze nötig, Füße in ein Gefäß stellen - Einstelltränkung Restauration mit chemischer Holzverfestigung im Zuge der Injektion, farbige Wachse zum Verschluss der Löcher, Holzkitt
Sonderverfahren
Bestrahlungen durch Röntgenstahlung1), Gamma-Strahlung1), Elektronenstahlung1)
praktisch nur im Ausland möglich, stationär, hoher technischer Aufwand . .
Klimatische Bedingungen verbessern, um damit die Lebensbedingungen für das Insekt zu verschlechtern Überwachung der Raumklimatik und Fangen und zählen der Insekten durch Klebe-/ Lichtfallen ( Monitoring ) erhöht auf (imprägnierte) Klötze stellen, zur Wand nötigen Abstand lassen, nicht vor kalte Außenwände, Klebefallen einlegen Lüftungslöcher, Garderobenzwang bei Regen-/Winterwetter, Dichtschließen kühler Räume gegen die Sommerhitze

1) Diesen Verfahren ist anzumerken, die Ursachen werden nicht beseitigt. Ein Wiederbefall ist möglich, wenn anschließend wegen kühler und feuchter Lagerung eine dann wieder erhöhte Holzfeuchte einen erneuten Befall möglich werden läßt.

2) Begasungen erfolgen wegen ihrer Gefährlichkeit nur noch in stationären Anlagen örtlich sind gasdichte Einhausungen nötig. Bei Inertbegasungen ist die Gefärlichkeit relativ geringer siehe hierzu das Kapitel: Holzschädlingsbekämpfung mit Inertgasen, wie Stickstoff Kohlendioxid.

Die Vor- und Nachteile von Bekämpfungsmethoden haben wir in einer anderen Seite unter dem Titel Insektenbefall im Museum, an Kunst und Objekten - Ganzheitlich - Ursache und Wirkung - Monitoring erläutert.


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