Die Grundregel für den baulichen Holzschutz: Wasser möglichst vom Holz fernhalten oder ein schnelles Ablaufen gewährleisten und durch Luftumspülung die Abtrocknung ermöglichen !

Notwendigkeit

Am Bauwerk ist das Konstruktionsholz den Wechselwirkungen aus Feuchtebelastung und natürlicher Widerstandsfähigkeit ausgesetzt. Für verbautes Holz dürfen jedoch keine Gefahren durch holzzerstörende Pilze und Insekten entstehen. Bauliche Anlagen sind so zu errichten, dass ein Schutz gegen schädliche Einflüsse gewährleistet ist (Länderbauordnungen).

Baulicher Holzschutz in der Bauplanung

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Um Schäden am verbauten Konstruktionsholz vorzubeugen, hat der Planer alle gegebenen Möglichkeiten eines Baulichen Holzschutzes auszuschöpfen. Baulicher und Konstruktiver Holzschutz sind ein und das Gleiche.

Ziel dabei ist es, die nötige Dauerhaftigkeit des Konstruktionsholzes zu gewährleisten, um der Belastung aus direkter oder indirekter Bewitterung sowie bei erhöhtem Wasserdampfvorkommen damit verbundener Tauwasserbildung zu widerstehen.

Um den dazu nötigen Holzschutz vorbeugend zu erreichen, muss der Planer zuvor die im Einzelfall anzunehmende Gefährdung ermitteln. Die resultiert aus der an der Baukonstruktion zu erwartenden Feuchtebelastung im späteren Gebrauch. Der Erfolg solcher Maßnahmen zum Schutz von Konstruktionsholz hängt davon ab, ob sie rechtzeitig und sorgfältig in die Planung und Ausschreibung einfließen und bei der Ausführung kontrolliert werden.

Wird festgestellt, das rein konstruktive Maßnahmen die Dauerhaftigkeit von tragend oder aussteifend verbautem Holz nicht ausreichend gewährleisten können, muss ein vorbeugender chemischer Holzschutz zur Anwendung kommen (E DIN 68 800-2:2009-11Abs.4). Holzschutzmittel enthalten Biozide. Letztlich sind alle bioziden Wirkstoffe mehr oder weniger bedenklich (BMU zur Biozid-Richtlinie, 2007).

Baulicher Holzschutz im Gebäudebestand

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Anders als der planerische Vorsatz beim Neubau, die Dauerhaftigkeit der Konstruktionshölzer der zu erwartenden Belastung im späteren Gebrauch anzupassen, ist das Ziel des Baulichen Holzschutzes im Gebäudebestand, die Belastung der gegebenen Dauerhaftigkeit des verbauten Konstruktionsholzes anzupassen. Die Feuchtebelastung aus direkter oder indirekter Bewitterung oder erhöhtem Wasserdampfvorkommen oder Tauwasserbildung wird soweit gemindert, das sie der vorgegebenen Dauerhaftigkeit entspricht. Praktisch heißt dies, durch konstruktive Maßnahmen Wasser vom Holz noch wirksamer fernhalten.

Bei der Neubauplanung verfolgt der Bauliche Holzschutz vorbeugend das Ziel, die nötige Dauerhaftigkeit der Konstruktionshölzer zu gewährleisten. Ein später im Gebrauch auftretender Bauschadensfall belegt Planungsfehler. Jetzt ist es ein Baulicher Holzschutz im Gebäudebestand, der zielgerichtet bekämpfend den Bauschadens durch Abstellung der Bauschadensursache gewährleistet. Bestimmungsgemäß können bei Befall durch Echten Hausschwamm und in bestimmten Fällen bei Lebendbefall durch Trockenholzinsekten, andere flankierend bekämpfende Verfahren erforderlich werden (z.B. chemische Schwammsperren oder thermische Verfahren und Insektizide).

Baulicher Holzschutz (Konstruktionsholz vorbeugend oder bekämpfend gegen Feuchtebelastung aus Wasser, Wasserdampf und Tauwasseranfall schützen)

Baulicher Holzschutz ist Bekämpfung durch Ursachenbeseitigung

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Ein Bauschadensfall im Gebäudebestand kann belegen, dass die planerische Umsetzung des vorbeugenden Schutzes vom Konstruktionsholz wegen unzureichender Dauerhaftigkeit gescheitert ist. Oft liegen dem Fehler bei der Ermittlung der Belastung und Gefährdung oder bei der baulichen Planung und in der Ausschreibung zugrunde,

Nun folgt ein zweiter Anlauf, wiederum durch Anwendung eines Baulichen Holzschutzes, nur diesmal eingeschränkt durch die gegeben Bedingungen im Bestand. Eine Nachbesserung durch eine Erhöhung der Dauerhaftigkeit ist jedoch jetzt aufwendig bis unmöglich. Ein viel wirksamerer Hebel, um die Konstruktionshölzer vor Schäden zu bewahren, ist die Minderung der schadträchtigen Feuchtebelastung aus direkter oder indirekter Bewitterung oder erhöhtem Wasserdampfvorkommen oder Tauwasserbildung.

Diese Methode der Bekämpfung muss das Abstellen der Bauschadensursache zum Ziel haben. Eine Nachbesserung durch Maßnahmen eines Baulichen Holzschutz im Gebäudebestand garantiert eine nunmehr zukünftige Bauschadensvorbeugung, weil sie die grundsätzliche Forderung nach Wiederherstellung der nötigen Bauteiltrockenheit erfüllt. Eine wesentliche, durch den Bauschaden in Frage gestellte Forderung der Länderbauordnungen, der Schutz vor schädlichen Einflüssen, wird damit erfüllt.

Bauliche Maßnahmen im Bestand mindern Schaden verursachende Einflüsse
60° Regenschatten ist die i.d.R. regengeschützte Höhe = tangens 60° x Fassadenüberstand

Mittel der Wahl

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Wasser ist Belastung und kann Bauschadenursache werden. Baulicher Holzschutz als bekämpfendes Verfahren ist das einzige unter den vielen bekämpfenden Verfahren, was konstruktiv bedingte Bauschadensursachen beseitigen kann. Damit ist es als Mittel der Wahl unter den Bekämpfungsverfahren der "Goldstandard". Flankierend werden bei Hausschwamm und Trockenholzinsekten z.B. chemische Schwammsperren oder thermische Verfahren oder die Verwendung von Insektiziden erforderlich werden. Erfolgreiche Mittel beseitgen die Schadensursache.

Baulicher Holzschutz erfordert fachübergreifende Sachkunde

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Die Festlegung und Umsetzung eines vorbeugenden Holzschutz bei der Planung und die Ausführung von bekämpfenden und vorbeugenden Holzschutzmaßnahmen im Bestand erfordern wegen fachübergreifender Kenntnisse entsprechende qualifizierte Fachleute, die eine entsprechende Ausbildung absolviert haben und über die entsprechende Ausrüstung verfügen (E-DIN 68800-1 Abs.10).

Möglichkeiten

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Unterschiedliche Ziele in der Vorbeugung und bei der Bekämpfung, erfordern ein unterschiedliches Herangehen an die Wahl der möglichen baulichen Schutzmaßnahmen.

Beim vorbeugenden Baulichen Holzschutz in der Bauplanung sind die planerischen Möglichkeiten vielfältig. Anders beim bekämpfenden Baulichen Holzschutz im Gebäudebestand. Hier werden die Möglichkeiten von der bestehenden Baukonstruktion eingeschränkt.

Baulicher Holzschutz im Gebäudebestand, Bauschadensfall am Konstruktionsholz, Bekämpfung akuter Bauschäden durch Feuchtebelastung

Bei der Bekämpfung akuter Bauschäden am Konstruktionsholz im Gebäudebestand, denen als Ursache eine übermäßige Belastung zugrunde liegt, führen konstruktive Schutzmaßnahmen zur Minderung der übermäßigen Belastung und gleichzeitig zum Abstellen der Bauschadensursache. Die dazu nötigen baulichen Maßnahmen an der vorhandenen Baukonstruktion (siehe Tab.5) sind oft sehr einfach.

Wirtschaftliche und ökologische Vorteile

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Durch Maßnahmen des Baulichen Holzschutzes im Gebäudebestand kann die Belastung im Gebrauch gemindert werden. Die sonst durch Bauschäden begrenzte Lebensdauer von nicht ausreichend dauerhaften Konstruktionsholz kann damit verlängert werden. Es ist wirtschaftlich und ökologisch vorteilhaft, wenn so an bestehenden Holztragwerken aus weniger dauerhaften Holzarten auf einen zusätzlichen chemischen Holzschutz verzichtet werden kann. Die Ausschöpfung solcher Möglichkeiten des Baulichen Holzschutzes im Gebäudebestand erspart unnötige Kosten und Ärger. Die gesundheitlichen Risiken eines chemischen Holzschutzes werden umgangen. Biozideinträge im Baustoffkreislauf werden vermieden.

Erweiterte Möglichkeiten bei Zugriff auf fachübergreifendes Wissen

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Erweiterte Möglichkeiten des Baulichen Holzschutzes im Gebäudebestand eröffnen sich mit der Wissensnutzung anderer, mit der Bautechnik verwandter Fächer. Der Bauliche oder Konstruktive Holzschutz ist ein nur Teil des alle Holzschutzmethoden vereinenden Integrierten oder Organisatorischen Holzschutzes. Der Weg des Baustoffes Holz vom Fällen bis zum Verbau ist immer von der Sorge um einen Holzschutz begleitet. Dies nun unter rein baulichen Gesichtspunkten fachübergreifend mit einzubeziehen, schafft neue Möglichkeiten, andere Aspekte der Holzqualität bei der baulichen Verwendung mit einzubeziehen (Zuschnitt, Trocknung, Modifizierung, Maskierung, oder auch historische Erfahrungen, etc). Z.B. ist geflößtes Fichtenrundholz weniger anfällig gegen Insektenbefall, als welches ohne lange Wasserlagerung (Auslaugung) oder die Verhaltensforschung zum Hausbock (Becker, 1943) belegt, warum z.B. technisch getrocknetes Nadelholz (als quasi maskiert) für den Hausbock uninteressant ist. Denn es verliert solche flüchtige Inhaltsstoffe (u.a. Terpene), an deren Geruch er sonst die Eiablage bindet.

Grenzen

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Der Anwendung eines vorbeugenden Baulichen Holzschutzes in der Bauplanung sind grundsätzlich keine Grenzen gesetzt. Alle sinnvollen, meist fachübergreifende Möglichkeiten stehen offen.

Der Bauliche Holzschutz im Gebäudebestand bedient sich der gleichen Maßnahmen des bekämpfenden und gleichzeitig vorbeugenden Baulichen Holzschutzes, aber unter anderen, im Gebäudebestand vorgegeben Bedingungen.

Allenfalls sind Anforderungen vorstellbar, die dem Planer und der Vielfalt baulicher Möglichkeiten aus fachlichen und wirtschaftlichen Überlegungen oder bei der Gebäudeform Grenzen setzen, z.B. Brücken in der Nutzungsklasse 3 (DIN 1052), Geldmangel des Bauherrn oder ästhetische Entwurfsvorgaben.


verwendete Literatur:
Musterbauordnung der Länder
E DIN 68800-1 und 2
Francois Colling, Lernen aus Bauschäden im Holzbau, IRB, 2000
Johann Müller, Holzschutz im Hochbau, IRB, 2005
Der Organisatorische Holzschutz führt die Wege erfolgreich zusammen
http://www.holzfragen.de/seiten/organisatorischer_holzschutz.html, aufgerufen 23.07.2010
Günther Becker, Sinnesphysiologische Untersuchungen über die Eiablage des Hausbockkäfers, Mitteilungen aus dem Vierjahresplaninstitut für Werkstofforschung beim staatlichen Materialprüfungsamt Dahlem, S.253-299,1943.


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