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Holzzerstörende Insekten (Überblick)
Fälle aus der Praxis: Holzwespeninvasion
Holzwespen im Fensterrahmen
Gemeine Holzwespe, Sirex juvencus, auch Stahlblaue Holzwespe, Stahlblaue Fichtenholzwespe oder Kiefernholzwespe genannt, (siricid woodwasp) obenx (fem.) untenx (mas.) an Nadelholz, Ki, Fi, Ta, 15-30mm
Gemeine Holzwespe , Sirex juvencus , auch Stahlblaue Holzwespe, Stahlblaue Fichtenholzwespe oder Kiefernholzwespe genannt, (siricid woodwasp) oben♀ (fem.) unten♂ (mas.) an Nadelholz, Ki, Fi, Ta , 15-30mm
Qu.: Jean Pierre Vité, Die holzzerstörenden Insekten Mitteleuropas, Göttingen 1953

Holzwespen (Siricidae) Gemeine Holzwespe, Sirex juvencus
Riesen Holzwespe, Urocerus gigas, u.a.


Die Holzwespen gehören zu der Familie der Hautflügler (Hymenoptera). Holzwespen sind Frischholzinsekten und sind am frischen stehenden Holz, am liegenden Holz (Windbruchholz!) bzw. an frisch gefällten Bäume zu finden.

Die Gemeine Holzwespe, Sirex juvenus und die Riesenholzwespe, Urocerus gigas sind die bekanntesten Vertreter. Es kommt vereinzelt vor, daß sie in Neubauten aus frisch verbautem Holz ausschlüpfen und dann wegen ihres martialischen Aussehens für Aufregung sorgen. Dies liegt besonders an den langen Legeröhren der Weibchen, die scheinbar die Angst der Bewohner derart anregt, daß zuweilen in dieser Not sogar die Feuerwehr gerufen wurde.

Tatsächlich gibt es dazu aber keinerlei Anlaß, denn die Holzwespen sind völlig harmlos und können mit der Legeröhre niemanden stechen.

In solchen Fällen war das Holz, aus denen die Holzwespen gerade geschlüpft waren, von größeren Querschnitten und war recht frisch eingebaut.

Das Vorkommen der ausfliegenden Holzwespe in Neubauten erklärt sich durch die 1-4 Jährige Entwicklungszeit und die schlecht wahrnehmbaren unter der Oberfläche liegenden, mit festgepressten Sägemehl ausgefüllten Fraßgänge. Diese sind äußerlich betrachtet vom restlichen Holz nur schlecht zu unterscheiden und werden deshalb bei der Holzsortierung oft übersehen.

Mit Nagsel dicht verstopfter Gang der Holzwespe im Anschnitt an einer Dachlatte 6x4 Ausflugloch der Holzwespe an Kantholz
Mit Nagsel dicht verstopfter Gang der Holzwespe im Anschnitt an einer Dachlatte 6x4
Ausflugloch der Holzwespe an Kantholz

Wenn Holzwespen am verbauten Holz schlüpfen, führt dies dort nicht zu einer neuen Eiablage. Die Tiere sind zur Eiablage an frisches Holz (im Wald) gebunden.

Die Folgen des Ausschlupfes, der in unterschiedlicher Anzahl erfolgt ( von 2-3 bis zu 40 pro lfm) ist zunächst ein optischer Mangel. Die rein technische Schädigung des Holzes durch die Holzwespe ist sehr gering, zudem ist eine Weiterentwicklung des Befalls ausgeschlossen. Eine Beeinträchtigung der Festigkeit und Tragfähigkeit ist nicht zu befürchten.

Holzbalkendecke im Neubau mit Schäden durch Holzwespen Hell markiert sind die Ausfluglöcher der Holzwespen
Holzbalkendecke im Neubau mit Schäden durch Holzwespen
Hell markiert sind die Ausfluglöcher der Holzwespen

Es bleibt die große Aufregung wenn die Vollinsekten ausschlüpfen und das Holz (für immer) verlassen und mündet nicht selten in Streitereien zwischen Bauherrn und Zimmermann. Viel Lärm um eine meist harmlose Sache!

Die Gefahr lauert an ganz andere Stelle

Wenn die Holzwespen aus dem verbauten Holz ausschlüpfen wollen, ist es oft so, daß dies noch mit anderen Baustoffen bekleidet ist. Für die Holzwespen heißt dies, um ins Freie zu gelangen, müssen sie sich auch durch diese Schichten durchbeißen. Weil die Beißwerkzeuge der Holzwespen gut entwickelt sind, macht ihnen dies überhaupt keinerlei Schwierigkeiten. Sie durchdringen Teppichböden, Folien, Rigips, Dachpappe, ja sogar Bleieinfassungen.

So kann der zunächst gar nicht vermutete sekundäre Schaden die wirkliche Gafahr darstellen. Das

Durchnagen einer auf einem Flachdach liegenden Dachpappe kann enorme wirtschaftliche Folgen haben, da hier eine Eintrittspforte für Wasser geschaffen wird und zudem kaum zu finden ist. Der vielleicht auch nur geringe Wassereintritt könnte der Auslöser zu einem Befall durch holzzerstörende Pilze sein und länger unbemerkt zu einem Schaden an der tragenden Holzkonstruktion des Flachdaches führen.

Wichtig für den Bauherrn ist zu wissen:
  • Auch wenn das Insekt Holzwespe heißt, sticht es niemals!
  • Bei der Sortierung können die festverstopften Fraßgänge leicht übersehen werden.
  • Die Holzwespe ist ein Frischholzinsekt und benötigt saftfrisches Holz für seine Entwicklung.
  • Bislang ist noch kein Befall bekannt geworden, in dem die Befallsdichte so stark war, daß eine statische Beeinträchtigung anzunehmen war.
  • Eine Bekämpfung eines Holzwespenbefalls im verbauten Holz ist nicht erforderlich.
  • Der Befall kann sich am verbauten Holz nicht mehr weiterentwickeln.
Gemeine Holzwespe, Blaue Fichtenholzwespe, Sirex juvencus (siehe Bild oben)
Die Gemeine Holzwespe ist die häufigste einheimische Art der Holzwespen und kommt im Nadelholz wie Fichte, Tanne, Kiefer vor und können in lufttrockenen Holz ihre Entwicklung beenden. Die Entwicklungsdauer liegt bei 2-3 Jahren. Die Gemeine Holzwespe hat eine Larvenlänge von etwa 4-5mm und eine weißliche Larvenfärbung mit 3 Beinpaaren. Ihre Flugzeit geht über einen längeren Zeitraum: vom zeitigen Frühjahr bis zum Spätsommer. Die kreisrunden (3-7mm), dicht verfüllten Fraßgänge sind 5-15 cm lang.

Das Weibchen unserer häufigsten Holzwespe ist einheitlich schwarz-blau oder schwarz-violett gefärbt und misst 15-30 mm. Es besitzt einen deutlich sichtbaren Legebohrer. Die Grundfärbung des kleineren Männchens ist ebenfalls recht dunkel, der Hinterleib ist allerdings rötlich gefärbt. Charakteristisch ist die braun-schwarze Färbung der Antennen (Ansatz braun, zur Spitze hin schwarz).

Das Schadbild weist kein Sekundärbefall an verbautem Holz auf. Nach dem Schlupf, bisweilen 1-3 Jahre nach Holzeinbau, machen sich die Gemeinen Holzwespen den Weg frei, indem Sie aufliegende Belägen, Verputz, Dachpappe, dünne Bleiplatten durchfressen.

Riesenholzwespe, gelbe Fichtenholzwespe, Urocerus gigas (siehe Bild unten)
die Riesenholzwespe befällt ausschließlich Nadelholz, wie Fichte, Tanne und selten auch die Lärche. Durch ihre Größe, Färbung und dem kräftigen Legebohrer macht sie auf den Menschen einen gefährlichen Eindruck, dabei ist diese große Wespe völlig harmlos.

Das Weibchen bohrt zur Eiablage mit ihrem langem Legebohrer 5-10mm in das Holz. Die Entwicklung der Larve zur fertigen Holzwespe erfolgt über 2-3 Jahre. In einer Tiefe von 1,5 - 5 cm legen sie schließlich ihre Puppenwiege an. Die geschlüpften Wespen nagen sich durch ein kreisrundes Schlupfloch von ca. 1cm Durchmesser ins Freie. Oft ist das Holz als Bauholz längst verbaut und die Holzwespe schlüpft in einem Haus.

Der Kopf der Riesenholzwespe ist schwarz mit 2 großen gelben Schläfenflecken. Die Brust ist ebenfalls schwarz. Die größeren Weibchen (misst 24-44 mm. )haben einen teilweise gelben, teilweise schwarzen Hinterleib, der am Ende einen langen Sporn trägt. Der Hinterleib der Männchen(misst 12-32mm Länge) ist gelbrötlich, am Ende schwarz. Die Männchen halten sich vor allem in den Baumwipfeln auf und werden dadurch selten beobachtet.

Darstellung weiterer Holzwespenarten:

Riesenholzwespe, Urocerus gigas (greater horntail wasp), Larven in Nadelholz, 12-40mm. Qu.: Jean Pierre Vité, Die holzzerstörenden Insekten Mitteleuropas, Göttingen 1953 l.: Schwarze Kiefernholzwespe, Xeris spectrum, Larven in Ki, Fi, Ta, Ei, 15-30mm. Qu.: Jean Pierre Vité, Die holzzerstörenden Insekten Mitteleuropas, Göttingen 1953
Riesenholzwespe, Urocerus gigas (greater horntail wasp), Larven in Nadelholz , 12-40mm
l.: Schwarze Kiefernholzwespe, Xeris spectrum, Larven in Ki, Fi, Ta, Ei , 15-30mm
r.: Tremex fuscicornis, Larven in Bu, Bi, Pa , 15-40mm
l.: Gelbe Fichtenholzwespe, Urocerus augur, Larven in Nadelholz, 18-40mm. Qu.: Jean Pierre Vité, Die holzzerstörenden Insekten Mitteleuropas, Göttingen 1953 l.: Tremes magus, Larven in Ei, Bu, Ab, Bi, 15-35mm . Qu.: Jean Pierre Vité, Die holzzerstörenden Insekten Mitteleuropas, Göttingen 1953
l.: Gelbe Fichtenholzwespe, Urocerus augur, Larven in Nadelholz , 18-40mm
r.: Sirex phantoma, Larven in Nadelholz , 15-30mm
l.: Tremes magus, Larven in Ei, Bu, Ab, Bi , 15-35mm
r.: Schwertwespe, Xiphydria camelus. Larven in Er, Bi 10-21mm
Darstellungen sind nicht maßstäblich. Qu.: Jean Pierre Vité, Die holzzerstörenden Insekten Mitteleuropas, Göttingen 1953

IPPC-Standard für Holzverpackungen, auch wegen Verschleppung von Sirex

Lange waren die Holzwespenarten überwiegend in den nördlichen Regionen anzutreffen. Durch den weltweiten Warenverkehr wurden jedoch im Laufe der Zeit Larven in Holzverpackungen bis nach Australien und Südamerika verschleppt, wobei sie erhebliche Schäden im Kronenbereich anrichten.

Z.B. Sirex noctilio ist heimisch in den Kieferwäldern Europas und des Mittleren Ostens. 1986 wurde die Art erstmals in Uruguay und 1988 im Süden Brasiliens entdeckt. Inzwischen hat sie große Teile dieses Landes erobert und entwickelt sich zu einem der größten Schädlinge an Kiefer. In Neuseeland und Australien richtet Sirex noctilio (an Pinus, Abies) beträchtliche Schäden in Föhrenkulturen an. Die Larven von Sirex noctilio ernähren sich von einem Pilz (Amyleostereum areolatumden) den sie selbst infizieren und der anschließend das Holz durchwächst und langsam den Baum abtötet. Betroffen sind Schottland (Pinus sylvestris), Österreich (P. nigra), und im maritimen Raum Pinien (P. pinaster). In den exotische Kiefern-Plantagen werden vor allem Monterey-Kiefer (P. radiata) und Loblolly Kiefer (P. taeda). Andere als anfällig bekannte Pinienarten sind S. elliottii, P. echinata, P. ponderosa, P. contorta und S. banksiana.

Kennzeichnungsbesispiel: links das PPC-Symbol
Länderkennung DE für Deutschland - Kennung der Region, NI für Niedersachsen - Registriernummer der Bahandlungsstelle, Behandlungsmethode, HT (heat treatment), MB (methyl bromide), ggf. DB (debarked) für Holz frei von Rinde
Nicht nur wegen der Holzwespen suchten viele Länder nach einem wirksamen Schutz gegen die Einschleppung von Holzschädlingen. Mit dem IPPC-Standard (International Plant Protection Convention) erließen die UN (Vereinten Nationen) 2002 über die FAO (Food and Agriculture Organisation) weltweit geltende Quarantänebestimmungen mit den "International Standards for Phytosanitary Measures" (ISPM). Hier geben die " Guidelines for Regulating Wood Packaging Material in International Trade " auf deutsch " Richtlinie zur Regelung von Holzverpackungsmaterial im internationalen Handel " Auskunft über die im internationalen Versand geforderten Schutzmaßnahmen bei Verpackungen aus Vollholz. An erster Stelle steht dort die Hitzebehandlung (HT) (56°C über 30 Min. im Kern), oder ersatzweise Ofentrocknung (KD) und chemische Maßnahmen (CPI) u.a.. Daneben steht die Methylbromid (MB) Begasung. Methylgas gilt als klimaschädlich und ist daher sehr bedenklich. In Deutschald zuständig und auskunftsgebend ist das Julius Kühn Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI) in Quedlinburg.

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