Ameisen sind keine Holzzerstörer im engeren Sinne, weil sie Holz als Nahrung nicht verwerten können.
Sie nutzen Holz überwiegend nur als Nistmöglichkeit (Nistsubstrat), wenn es bereits zuvor durch holzzerstörende Pilze und nachfolgenden Insekten zerstört wurde.
Sie sind Holzbewohner, die nach Vorschädigung im Gefüge schon maroder Holzbauteile als Behausung ausräumen und für sich nutzen. Dabei sind die unterschiedlichen Härtestrukturen im Holz für ihr Nistkammersystem nutzbar. Die Frühholzteile lassen sich leicht ausräumen, die Spätholzteile können als Kammerwände erhalten bleiben.
Bei Holzwerkstoffen oder anderen Baumaterialien kann auch eine direkte Zerstörung erfolgen, wie es im nebenstehenden Bild einer Nistbehausung in der Fassadenplatte belegt. Die Baustoffindustrie bietet also ab und zu (für die Ameisenwelt ganz innovativ) völlig neue Nistmöglichkeiten. Für die Ameisen gilt es nun, diese idealen Angebote zu erkennen.
Begegnung der unheimlichen Art
Unheimlich, wenn beim Putzen regelmäßig Streussel zu finden sind, für deren Herkommen keine Erklärung zu finden ist. Wenn dies dann noch unter einer Wandlampe im Badezimmer der Fall ist, ist das Rätseln groß. Eine Untersuchung der "Sägespäne" oder "Streussel" bringt schnell Licht ins Dunkle. Darin sind neben verschiedenfarbigen Holzstücken auch Reste von Insektenteilen zu erkennen.
Weitere Feststellungen sollen die Wahrscheinlichkeit der Anwesenheit von Ameisen in der Gebäudeholzkonstruktion belegen. Dazu sind die Feststellungen auf die Umgebungsbedingungen auszuweiten. Dann ist es möglich, sicherer zu kombinieren:
Feststellungen, wie z.B. | ja | nein | Indiz | Damit fängt die Suche an: der gefundene Auswurf von Ameisennestern: Schnipselstreu in bunten Holzfarben. |
1. Gebäude freistehend, angrenzender Wald, Garten oder dichte Vegetation | x | - | x | |
2. Baukonstruktion mit Holzfachwerk und Holzbalkendecken o.ä. | x | - | x | |
3. Wasserdampf- oder latente nahe Feuchtequelle (Bad, Küche, Wintergarten) | x | - | x | |
4. am Fundort kann die Baukonstruktion daher eine höhere Holzfeuchte haben | x | - | x | |
5. Der Fundort ist in Verbindung oder nahe der Außenvegetation (Weg zur Nahrung) | x | - | x | |
So viele Treffer lassen schon die Vermutung aufkommen, es ist ein wahrscheinliches Indiz für Ameisen | 5 x ja | 0 x nein | Indiz für Ameisen |
Das Suchen von Indizien scheint zunächst fremd, ist aber der schnellere Weg, um die Wahrscheinlichkeit eines Ameisennestes im Gebäude abzuschätzen und es dann auch zügig zu finden. Mit den nächsten drei Bildbeispielen soll dieserläutert und belegt werden.
Aufgedeckt: Ameisenbau in Dämmplatten aus modernem Schaumkunststoff (Polystyrol) an der Fassdendämmung eines Gebäudes im erdberührenden Sockelbereich mit naher, außen das Gebäude umgebender Vegetation. |
Das gesäuberte Strukturbild aus einem Ameisenbau in einer Eichenholzschwelle nach vorausgegangenem Pilz- und Insektenbefall am freistehendem Fachwerkgebäude mit umgebender dichter Bepflanzung (Gemüsegarten). |
Vermutet und gefunden: Ameisenbau im Fachwerkgebäude im 1.OG, unter Zwischenwand Bad / Schlafzimmer im Deckenbereich, an Eichenholz nach vorausgegangenem Pilz- und Insektenbefall. Umgebung: Garten. |
Viele Ameisenarten, die am oder im Gebäude sichtbar auftreten, könnten auch nur auf Entdeckungsreise sein. Anhand der nächsten Tabelle kann man abschätzen, ob sie sich auch im Gebäude einrichten wollen.
Einige der heimische Ameisenarten, darunter auch die, die überwiegend als Holzbewohner in Erscheinung treten, finden Sie in der nachstehenden Tabelle.
Heimische Ameisenarten, die Holzbewohner sind: | Nistbauten sind zu finden |
Roßameisen (Riesenameisen), Camponotus herculeanus und C. ligniperdus | am pilzgeschädigten Frischholz, selten im Gebäude |
Schwarzbraune Garten- Rasen- oder Wegeameise, Lasius niger niger | an morschem lagerndem oder verbautem Holz auch im Gebäude |
Rotrückige Hausameise, Lasius brunneus | |
unsere unsere "Haus- und Gartenameise", Lasius emarginatus | draußen, meist in hohlen Bäumen |
Glänzend Schwarze Holzameise, Lasius fuliginosus |
Neuerdings kommen vermehrt Fälle vor, wo meist infolge von Spitzwasserbelastung durchfeuchtete Wärmedämmverbundsysteme den Ameisen ein vortreffliches Nistsubstart bieten mit einem für sie idealem Klima. Im Bild zu sehen ein Nest der Rotrückigen Hausameise, Lasius brunneus. Anscheinend ähneln die Umgebungsbedingungen im Dämmsystem denen in angefaulten Holzbauteilen. So gehen die Ameisen mit der Zeit und nutzen nun anstatt angefaulter Holzbalken die neuen Nistangebote an der Dämmfassade.