Schimmelbildung an Dachüberständen

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Eingesperrte Baufeuchte im Neubau führt schnell zum Schimmelpilzbefall
Eine Spitzbodendecke voller Schimmel
Vorbeugung von Schimmelpilzbefall durch richtiges Heizen und Lüften
Kondenswasser eine Hauptursache für Feuchteschäden im Gebäude
Schimmelpilze: Mehr für den Menschen als für das Holz gefährlich.

In der letzten Zeit häuften sich bei uns Untersuchungsanfragen zu Schimmelbildung an den Unterseiten der Dachüberstände.

Es betrifft hier sowohl mit bewährten Farbanstrichen versehene Holzverschalungen, Holzwerkstoffe, z.B. Mehrschichtplatten oder BFU Bau-Furniersperrholz, wie auch gänzlich unbehandelte Verschalungen aus Holz und den vielfältigen Holzwerkstoffen.

Was allen Vorfällen gemein ist: ein nach Himmelsrichtung unterschiedlich starker Befall an holzverfärbenden Pilzen in Zusammmenhang mit Schimmelpilzbefall, und dass die Bauteile überwiegend ungedämmt außerhalb des Dachraumes angeordnet und höchstens der Gefährdungsklasse 2 zugeordnet wurden.

Blechgedecktes neues Gebäude
Foto: Rüpke
Nordostseite Dachüberstand
Foto: Rüpke
Nordwestseite unter Traufschalung
Foto: Rüpke

Diese Erscheinungen machten lange Zeit sogar Fachleute ratlos, denn hier sollte "unter Dach" eigentlich keinerlei erhöhte, schädliche Holzfeuchte zu erwarten sein - eigentlich...

Die Wirkung der für tragende und nichttragende Bauteile gleichermaßen, im Wesentlichen eigentlich harmlosen, rein optischen Beeinflussung an der Holzoberfläche liegt in zwei verschiedenen aber ähnlichen Bedingungen und wird von der gleichen Ursache - zuvorderst ausreichend Feuchteanfall - erzeugt.

Zum einen ist es meistens ein ganz gewöhnlicher Bläuepilzbefall mit den holzverfärbenen Folgen. Zum anderen ist es in allen Fällen dazu ein (punktförmig beginnender) Schimmelpilzbefall an der Holzoberfläche. Beidesmal ist der Befallsauslöser eine über einen längeren Zeitraum (1-3 Tage) anhaltende Wasseraktivität über 0,8, wobei 0 trocken bedeutet und 1 flüssiges Wasser ist.

Bekanntlich sind zwei wichtige Bedingungen für einen Schimmelpilzbefall erforderlich, eine Wasseraktivität über 0,8 über mindestens ca. 48 h und Kohlenstoffverbindungen als Nährstoff. Ähnliches gilt auch für die holzverfärbenden Bläuepilze.

Wasser + Kohlenstoffverbindungen (z.B. Blütenpollen /-staub) an unbewegter Luft = Schimmelpilzebefall
Wasser + Splintholzinhaltsstoffe (Baumsaft: Zucker / Stärke) an unbewegter Luft = Bläuepilzbefall
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Bestimmend für den Befall durch holzverfärbende Pilze und der Schimmelpilzbildung ist das nach Baufertigstellung in der Umgebung der betroffenen Bauteile möglicherweise sich entwickelnde oder schon herrschende Kleinklima. (Dies wird von Planer heutzutage übersehen, auch weil er in die grundlegenden Entscheidungen zur Bauwerkslage und deren späteren Umgebungsbedingungen kaum mehr und erst gar nicht umfassend eingebunden wird.)

Im Wechsel der tagsüber erfolgten Erwärmung an den ungedämmten Bauteilen, die kaum Wärmespeichervermögen haben, führt es nach den vorangegangenen nächtlichen Abkühlungen zu Tauwasserbildung an den unterseitigen Holzoberflächen. Das wird durch die Vergetation der näheren Umgebung oft noch stark beeinflusst. Tallagen, Waldrandlagen und parkähnliche Umgebungen sind dabei besonders anfällig.

Nach anderen Berichten könnten auch Neubaufeuchte und aus dem Baukörper ausgehende warme Luftströme (u.a. undichte Dampfsperren) zu Kondensationserscheinungen unter den Dachüberständen führen. Diese Erscheinungen können (wie alles am Baugeschehen) überaus komplex sein und mögen daher scheinbar verwirrend sein.

Parkähnlicher Waldbestand hat hier einen Einfluss auf das Kleinklima. Foto: Rüpke
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Dazu kommen im Frühjahr, an den dann öfters nassfeuchten Unterseiten, sich absetzende Blütenpollen und sonstige organische Bestandteile, die als Kohlenstoffverbindungen den idealen Nährboden für die sich nun bald ansiedelnden Schimmelpilze bilden. Dagegen ist der Nährboden der Bläuepilze in den bei den Holzwerkstoffen verarbeiteten Splinthölzer - besonders der Kiefer - schon gleich zu finden. Die stärke- und zuckerhaltigen Zellinhaltsstoffe im Splintholz der Nadelhölzer geben hier den idealen und nötigen Nährstoff.

Der zum Anfang noch fehlende Nährstoff erklärt das Auftreten des Schimmelpilzbefalls erst in dem der Baufertigstellung folgenden oder gar übernächsten Jahr. Der Bläuepilzbefall mag sicher schon eher auftreten, ist aber entweder durch einen pigmentierten Anstrich verdeckt oder durch ein bläuewidrig eingestelltes bewährtes Anstrichsystem befallsvorbeugend unterbunden worden.

Ausgangsstoffe Eigenschaften Abhilfe
Lasuren, Farben sind nie dauerhaft Unterhaltung ist nötig
Ablagerungen Vorkommen Abhilfe
organische Ablagerungen treten regelmäßig erneut auf müssen entfernt werden
Es führen also komplexe Wechselwirkungen zu der hier in den meisten Fällen wohl eher harmlosen und mehr optischen Mangelerscheinung eines Schimmelpilz- und Bläuebefalls. Dennoch liegen hier - sicherlich im Einzelfall auch komplex - immer baukonstruktive Versäumnisse vor, die, um Ärger zu vermeiden, vom Planer im Vorfeld erkannt sein wollen.

Die Behandlung wird nun allgemein folgendermaßen sinnvoll sein: Die Oberflächen sind zu säubern und insgesamt mit einem fungizid eingestellten Farbanstrich nach nötiger Untergrundvorbereitung zu erneuern.

Ausgangsstoffe Wirkungsprobleme Abhilfe
Holzöle, Binder fördern Schimmelpilzbefall nicht verwenden
Fungizide in Farben wirken nur zeitlich begrenzt mit Neuanstrich erneuern
Bläueschutz-
mittel
eingeschränkte Wirkung gegen Schimmelpilze im Farbsystem, (wichtig bei Kiefer!)
Es ist sinnvoll wie auch erforderlich, dem Bauherrn mit der Abnahme (im Abnahmeprotokoll festgehalten) aufzutragen, die Dachuntersichten schon ab dem Folgejahr der Baufertigstellung regelmäßig von organischen Ablagerungen zu reinigen und bei den hierbei möglichen Kontrollen die Erfordernis eines Unterhaltungsanstriches rechtzeitig, je nach Lage des Bauteils, zu entscheiden. Schließlich ist dieser "Unterhaltsbereich" allein seiner Einflussspäre zuzuordnen. Es wäre sicher unredlich, dies am Ende (aus nur kaufmännischem Kalkül und daher unsachlich) dem Handwerker auftragen zu wollen.
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Nützliche Hinweise zum obigen Thema finden Sie auch im DGfH-Merkblatt "Vermeidung von Schimmelpilzbefall an Anstrichflächen außen". Es gibt auch einen Forschungsbericht vom März 2003, finanziert mit Mitteln des BBR, erstellt von der DGfH: S.Winter, D. Schmidt, H. Schopbach, "Schimmelpilzbildung bei Dachüberständen und an Holzkonstruktionen."
Für den Planer ergibt sich aus dem Gesagten die Notwendigkeit, wegen der zu erwartenden Holzfeuchten unterhalb der Dachüberstände von (weit) >18 %, grundsätzlich Platten der Holzwerkstoffklasse 100G (DIN 68 800-2 Tab.2 und 3) und ein fungizid eingestelltes Farbanstrichsystem (Grund- und Deckanstrich) mit Bläueschutz zu fordern und danach auch erschöpfend auszuschreiben. BFU Platten mit Furnieren aus wenig resistenter Birke, Buche oder Seekiefer sollten ohne die nötigen konstruktiven Maßnahmen (z.B. bei Blechdächern eine oberseitige leichte Dämmung) und ohne ausreichend wirksame Anstriche keine Verwendung finden.

Fazit

Die hier vorgestellte Erscheinung von Schimmelpilzbildung führt an außen, unter Dach verbautem Holz in den seltensten Fällen zu Schäden oder gar zur Gefahr für die Baukonstruktion. Es wird naturbedingt nur eine optische Beeinträchtigung sein. Ursache sind "Kinderkrankheiten", bestimmt durch komplexe Wechselwirkungen zwischen Umgebungsbedingung und Nutzerverhalten sowie moderner Bautechnik und neu komponierter Materialien. Überraschungen vermeidet, wer sein Material kennt und neben den (bewährten) Regeln der Baukunst zuvorderst die (von uns nicht beeinflussbaren) Regeln der Natur anerkennt. Stimmt der konstruktive Holzschutz und das Material, kann Holz mit der Natur eins bleiben. Das kann vergrautes und verfärbtes Holz bedeuten.

Und nach so viel Schimmel `mal das rauhe Leben vom Holz am Bau zu andern Zeiten...
1950 aufgelassener historischer Schafstall in Westnorwegen, "Holz unterm Grasdach". Die Dichtung aus Birkenrinde bestimmt das Verfallsdatum. Foto: Rüpke
Bei 240 Regentagen in Westnorwegen: Holz hält, solange man es pflegt. Im Abstand von 10 Jahren wird neue "Falurödfärg", Schlämmfarbe aufgetragen. Foto: Rüpke
Weiß von Flechten, uraltes Kiefernkonstruktionsholz im Inneren eines historischen, 1950 aufgelassenen Berggehöftes in Westnorwegen.
Foto: Rüpke

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