Schimmelbildung an DachüberständenIn der letzten Zeit häuften sich bei uns Untersuchungsanfragen zu Schimmelbildung an den Unterseiten der Dachüberstände. Es betrifft hier sowohl mit bewährten Farbanstrichen versehene Holzverschalungen, Holzwerkstoffe, z.B. Mehrschichtplatten oder BFU Bau-Furniersperrholz, wie auch gänzlich unbehandelte Verschalungen aus Holz und den vielfältigen Holzwerkstoffen. Was allen Vorfällen gemein ist: ein nach Himmelsrichtung unterschiedlich starker Befall an holzverfärbenden Pilzen in Zusammmenhang mit Schimmelpilzbefall, und dass die Bauteile überwiegend ungedämmt außerhalb des Dachraumes angeordnet und höchstens der Gefährdungsklasse 2 zugeordnet wurden.
Diese Erscheinungen machten lange Zeit sogar Fachleute ratlos, denn hier sollte "unter Dach" eigentlich keinerlei erhöhte, schädliche Holzfeuchte zu erwarten sein - eigentlich... Die Wirkung der für tragende und nichttragende Bauteile gleichermaßen, im Wesentlichen eigentlich harmlosen, rein optischen Beeinflussung an der Holzoberfläche liegt in zwei verschiedenen aber ähnlichen Bedingungen und wird von der gleichen Ursache - zuvorderst ausreichend Feuchteanfall - erzeugt. Zum einen ist es meistens ein ganz gewöhnlicher Bläuepilzbefall mit den holzverfärbenen Folgen. Zum anderen ist es in allen Fällen dazu ein (punktförmig beginnender) Schimmelpilzbefall an der Holzoberfläche. Beidesmal ist der Befallsauslöser eine über einen längeren Zeitraum (1-3 Tage) anhaltende Wasseraktivität über 0,8, wobei 0 trocken bedeutet und 1 flüssiges Wasser ist. Bekanntlich sind zwei wichtige Bedingungen für einen Schimmelpilzbefall erforderlich, eine Wasseraktivität über 0,8 über mindestens ca. 48 h und Kohlenstoffverbindungen als Nährstoff. Ähnliches gilt auch für die holzverfärbenden Bläuepilze.
Bestimmend für den Befall durch holzverfärbende Pilze und der Schimmelpilzbildung ist das nach Baufertigstellung in der Umgebung der betroffenen Bauteile möglicherweise sich entwickelnde oder schon herrschende Kleinklima. (Dies wird von Planer heutzutage übersehen, auch weil er in die grundlegenden Entscheidungen zur Bauwerkslage und deren späteren Umgebungsbedingungen kaum mehr und erst gar nicht umfassend eingebunden wird.) Im Wechsel der tagsüber erfolgten Erwärmung an den ungedämmten Bauteilen, die kaum Wärmespeichervermögen haben, führt es nach den vorangegangenen nächtlichen Abkühlungen zu Tauwasserbildung an den unterseitigen Holzoberflächen. Das wird durch die Vergetation der näheren Umgebung oft noch stark beeinflusst. Tallagen, Waldrandlagen und parkähnliche Umgebungen sind dabei besonders anfällig. Nach anderen Berichten könnten auch Neubaufeuchte und aus dem Baukörper ausgehende warme Luftströme (u.a. undichte Dampfsperren) zu Kondensationserscheinungen unter den Dachüberständen führen. Diese Erscheinungen können (wie alles am Baugeschehen) überaus komplex sein und mögen daher scheinbar verwirrend sein.
Dazu kommen im Frühjahr, an den dann öfters nassfeuchten Unterseiten, sich absetzende Blütenpollen und sonstige organische Bestandteile, die als Kohlenstoffverbindungen den idealen Nährboden für die sich nun bald ansiedelnden Schimmelpilze bilden. Dagegen ist der Nährboden der Bläuepilze in den bei den Holzwerkstoffen verarbeiteten Splinthölzer - besonders der Kiefer - schon gleich zu finden. Die stärke- und zuckerhaltigen Zellinhaltsstoffe im Splintholz der Nadelhölzer geben hier den idealen und nötigen Nährstoff. Der zum Anfang noch fehlende Nährstoff erklärt das Auftreten des Schimmelpilzbefalls erst in dem der Baufertigstellung folgenden oder gar übernächsten Jahr. Der Bläuepilzbefall mag sicher schon eher auftreten, ist aber entweder durch einen pigmentierten Anstrich verdeckt oder durch ein bläuewidrig eingestelltes bewährtes Anstrichsystem befallsvorbeugend unterbunden worden.
Die Behandlung wird nun allgemein folgendermaßen sinnvoll sein: Die Oberflächen sind zu säubern und insgesamt mit einem fungizid eingestellten Farbanstrich nach nötiger Untergrundvorbereitung zu erneuern.
FazitDie hier vorgestellte Erscheinung von Schimmelpilzbildung führt an außen, unter Dach verbautem Holz in den seltensten Fällen zu Schäden oder gar zur Gefahr für die Baukonstruktion. Es wird naturbedingt nur eine optische Beeinträchtigung sein. Ursache sind "Kinderkrankheiten", bestimmt durch komplexe Wechselwirkungen zwischen Umgebungsbedingung und Nutzerverhalten sowie moderner Bautechnik und neu komponierter Materialien. Überraschungen vermeidet, wer sein Material kennt und neben den (bewährten) Regeln der Baukunst zuvorderst die (von uns nicht beeinflussbaren) Regeln der Natur anerkennt. Stimmt der konstruktive Holzschutz und das Material, kann Holz mit der Natur eins bleiben. Das kann vergrautes und verfärbtes Holz bedeuten.
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