Es kommt vor, dass im Gebäude aus einer Zimmerdecke oder aus der Decke massiger
Kellergewölbe zierliche, glasige, zerbrechliche Hutpilze (mit Lamellen und langem
Stiel) auswachsen. In jedem Fall war ein länger unentdeckt gebliebener Wasserschaden
vorangegangen, in dessen Folge sich das Wasser in den darunter liegenden Wand- und
Deckenbauteilen verteilte. Vermutlich organische Anteile in der Füllung der Decke
gaben neben Holz das Nährsubstrat.
Obwohl diese Pilze alsbald nach dem Auswachsen innerhalb weniger Stunden zuerst am Hut
zerfließen und dann im Ganzen zerfallen, bleiben deren Spuren (z.B. unter der
Geschossdecke) noch lange erhalten und geben dem Entdecker bald ein Rätsel auf, weil
er die dafür verantwortliche Pilzfrucht gar nicht mehr erkennen kann.
Es handelt sich hierbei um Tintlinge, deren es viele Arten gibt. Allein auf Holz
wachsend ca. 60. In der Holzschutz-Literatur wird meist nur der Strahlfüßige
Tintling,
Coprinus radians (Desm.: Fr.) Fr.
beschrieben. Auffällig ist dessen
tintenähnliche, schwarze, schmierige Färbung des Hutes nach dem Zerfall, und
sein typisches, rostbraues Ozonium, das wie zottiger Wollfilz fest am Holz sitzt. Die
Holzzerstörung durch Weißfäule ist am Nadelholz sehr gering. An Buche ist
sie wohl stärker. Die nachfolgenden Bilder zeigen nicht weiter bestimmte,
unterschiedliche Arten.
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Nach einem Wasserschaden am Dach wuchsen in dieser Wohnung Tintlinge unter der
DG-Decke aus. Eigentlich nicht so wild. Verborgen in der Decke, wurde (nach
Vermutung) ein weiterer Befall, diesmal durch den Ausgebreiteten Hausporling,
Donkioporia expansa, entdeckt. Der war allerdings um so bedenklicher. (Foto:
Dachdeckermeister Thiele) |
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Wie eine Fledermaus hängt der Pilz unter der Gewölbedecke. Wir finden
den Pilz im Keller, dessen
Gewölbe besteht aus Ziegelmauerwerk
im Kalkmörtel mit obenaufliegender mineralischer Füllung und
Holzfußbodenaufbau. Die Decke wurde lange Zeit durchnässt. Der Hut ist
gerade zerflossen, die Stiele noch wässrig-glasig, matt glänzend. Aus den
weißen Knollen folgen weitere Fruchtkörper. Foto: Rüpke
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2 Wochen später wachsen aus den kleinen weißen, scheinbar flaumig
behaarten Knollen nun neue Fruchtstände aus, Stiel und Hut sind schon erkennbar.
Foto: Rüpke |
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Links: auswachsende Fruchtkörper, am Fuß (rechts) feines gespinstartiges Mycelgefecht.Fotos: Rüpke |
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Links: fadenähnliches Strangmycel über 2 mm dick. Rechts: feine wurzelartige Stränge. Fotos: Rüpke |
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Unter der Lupe: Der noch junge, nun schon kugelförmige Hut von der Spitze
aus gesehen. Foto: Rüpke |
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Unter der Lupe: Der sich entfaltete Hut krümmt sich bald darauf in die
Gegenrichtung. Foto: Rüpke
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Unter der Lupe: Der Stiel ist leicht zu brechen und innen hohl. Foto
Rüpke |
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Unterm Mikroskop: Die 8-10 μm großen Sporen im Umriss der Form einer
Zitrone sind ausgebildet und am ausgewachsenen Material nun unzählig vorhanden.
Foto: Rüpke |
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Aus einem Spalt wachsen aus dem dort angelagerten Substrat die Köpfe eines Tintlings hervor, auf dem rechten Bild entfaltet sich tagsdrauf gerade ein Kopf, während der andere bereits wieder verflossen ist.Fotos: Rüpke |
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Jetzt steht der Tintling gerade und voll entfaltet, rechts: der Hut beginnt vom Rand her zu verfließen. Fotos: Rüpke |
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Kurz vor dem Zusammenfallen nach zweitägigem Strammstehen, rechts am
imprägnierten Eichenholz
sind keine zerstörenden Spuren zu finden. Fotos: Rüpke |
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Aus dem Zapfenloch am feucht gelagerten Eichenbalken wachsen Tintlinge aus, umgeben von feinem filzigen Ozonium, rechts in der Detailansicht. Die Farbe ist hier typisch.Fotos: Rüpke |
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Eine ganze Kolonie verflossener Fruchtkörper und viel rostbraunes Mycel (Ozonium) hauptsächlich am Holz aber auch die Wandfläche überwachsend. Rechts, links unten Fachwerk (Holzart unbekannt). |
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Fruchtkörperüberbleibsel und rostbraunes Ozonium (Mycel) das Holz und
die Fläche überwachsend. Links unten, der dunkle Rand ist die
Durchnässung, über deren Verteilung in der Wand ursächlich der
Befall möglich wurde. Rechts ein Fachwerkstiel. (Holzart
unbekannt).
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Ozonium an der Fichten-Traglatte einer Wandverkleidung. Die Holzschäden sind gering. Aber die Schadensursache, eine hohe in der Wand verteilte Materialfeuchte aus bislang unerkanntem Tauwasseranfall führte nachhaltig zum Verlust an Kirchgestühl einer kleinen historisch wertvollen Kapelle. Der Tintling war hier der deutliche Hinweis auf eine (bis dahin nicht erkannte) Feuchtequelle. Foto: Rüpke |
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Ozonium auf der Holzwolleleichtbauplatte (Nadelholzspäne) der
Wandverkleidung. An den befallenen
Stellen zerfiel die Platte.
Die dunklere Farbe ist vermutlich auf die Färbung durch zerflossene
Fruchtkörper zurückzuführen. Foto: Rüpke
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Ozonium auf der Oberfläche eines Buchenholzscheites aus einer der
Wetterseite zugewandten und dadurch frei bewitterten Brennholzlagerung. Gute
Bedingungen für den Tintling, der hier den ganzen Brennholzstapel im unteren,
erdberührenden Lagerbereich befallen und überwachsen hat. Foto:
Rüpke |
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Befallenes Buchen-Feuerholz: An einem aufgespaltenen Scheit ist der
fortgeschrittene Abbau des Lignins als Weißfäule gut zu erkennen. Der
Brennwert des Holzes sinkt dadurch spürbar. Foto: Rüpke |
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Zwei abgefallene Fruchtkörper am Boden liegend. Foto: Rüpke |
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verbliebenes Wuchsbild der Stränge unter der Decke - die Fruchtkörper
hängen noch vertrocknet dran
.
(Die helle Färbung stammt vom Ziellicht der Kamera, der Dunkelheit wegen) Foto:
Rüpke
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verbliebene Wuchsbilder der Stränge unter der Decke - die Fruchtkörper
sind längst abgefallen.
(Die helle Färbung stammt vom Ziellicht der Kamera, der Dunkelheit wegen) Fotos: Rüpke |
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Der frisch ausgetriebene Tintling in der Wiese, umgeben vom wasserperlenden
Morgentau. Foto: Rüpke |