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Insektenbefall an Holzbauteilen und Holzgütern im Gebäude
Organisatorischer Holzschutz
vorbeugender Konstruktiver (Baulicher) Holzschutz
vorbeugender Chemischer Holzschutz
Die Suche nach dem " Mittel dagegen " ähnelt dem Vorgehen, sich Geld zu kaufen, um reich zu werden.

Monitoring - Ganzheitliches Herangehen beim bekämpfenden Holzschutz

Eine Strategie das zunächst verfehlte Ziel, des vorbeugenden Holzschutzes, im zweiten Anlauf nachzuholen


Monitoring, ein neues Wort und nur schwer zu erahnen, was es alles ausdrücken soll: Spuren lesen, Indizien suchen, Fallen stellen, untersuchen, messen, zählen und viel bis alles feststellen. Nicht nur Tatort, Täter und Motiv sind offen zu legen, es geht auch um die Vorbeugung dagegen, also um die zukünftige Tatverhinderung oder um das dann rechtzeitige Aufspüren der Wiederholungstäter, die ganz schlicht "Holzzerstörer" heißen.

Monitoring ist eine Art Viel- und Weitsicht. Es soll aus einer recht komplexen Schadenssituation heraus führen, dagegen vorbeugen und es zukünftig ausschließen.

Die übliche Untersuchung des Schadenszusammenhanges bei einem Befall durch holzzerstörende Organismen erfordert durch die Holzschutzfachleute die Artbestimmung, den Aktivitätsnachweis, die Feststellung des Befallsumfanges, sowie die Feststellung der bestimmenden Umgebungsbedingungen an der Baukonstruktion um zur Maßnahmeempfehlung, sprich "Bekämpfung" zu gelangen.

Viel zu selten richtet sich der Blick auch auf die vorangegangene Bauwerksgeschichte und in die von der weiteren Nutzung bestimmte Zukunft.

Monitoring ist ein komplexe Untersuchungsmethode, die sich auch besonders der Entwicklung aller Befallseinflüsse widmet und damit auch die Geschichte an der Baukonstruktion verfolgen muß.

Das erfordert eingangs zunächst eine "penible Ordnung und Sauberkeit" im Gebäude, um durch Entrümpeln und Aufräumen durch Zugänglichkeit ein "Monitoring" überhaupt zu ermöglichen. Gebäudehygieie ist das Wort dafür. Z.B. ist es unmöglich, eine Befallskartierung in einem Gebäude durchzuführen, das mit allerlei Krempel vollgestopft ist.

Ein Dachboden voller Möbelgerümpel - ehe hier nicht aufgeräumt ist, kann weder der Boden gesäubert noch ein Monitoring erfolgen.
Foto: Rüpke
Kein begehbarer Boden im Dachraum - hier kann aufgeräumt und gesäubert werden, Wie soll da ein Monitoriung stattfinden?
Foto: Rüpke
Praktisch muß durch den Nutzer das eigentlich Selbstverständliche erst einmal hergestellt werden. Eine scheinbar ganz "fachfremde" Aufgabe, die zunächst gefordert werden muß, um organisiert werden zu können. Aber, wer fordert was von wem?

Wenigstens muß das Gebäude von oft seit Jahrzehnten dort lagerndem Gerümpel befreit werden. Aber auch andernortens, in Archiven und Sammlungen wäre es ein Anlaß, nun nur noch wirklich aufhebenswerte Sachen übersichtlich zu verstauen und ewig unnötiges, weil doppelt und dreifach vorhandenes, zu entsorgen.

So eine vorangehende Ordnungsorganisation zum Zwecke der Zugänglichkeit ist eine Voraussetzung für alles weitere, was ein Monitoring leisten soll. Über die Kernaufgaben hinaus braucht es also einen Plan zur Gebäudehygiene. Nur so ist der Weg frei zu einer regelmäßigen fortgeschriebenen Befallskartierung und die Feststellungen zu einer langfristigen Beobachtung von Befallsentwicklung und deren Bedingungen an der Baukonstruktion werden ermöglicht. Denn erst wenn Platz und Übersicht vorhanden sind, kann die Meßtechnik platziert werden und die Beobachtung nutzungsbedingt abhängigen Wechselwirkungen zwischen bauphysikalischen Gegebenheiten und Befallsentwicklung auf längere Sicht erfolgen.

Monitoring verlangt interdisziplinäre Überlegungen anzustellen Das führt zu im ganzen wirksamen Maßnahmefolgerungen. Zwangsläufig sind mehrere Fachdiszipline am Monitoring beteiligt. Dies erweitert bei den sonst üblicherweise bei Befallsereignissen Beteiligten zwangsweise den fachlichen Horizont, neben der Bekämpfung durch Gifte auch ursächlich wirksame bauphysikalischen Alternativen zu ergründen und zu nutzen. Eigentlich sollte dies in erster Linie zur Schaffung einer (sowieso geforderten) trockenen Baukonstruktion führen, die sinnvoll in jeder Hinsicht und ein Gewinn ist.

Tab.1 Vorbeugender, konstruktiver Holzschutz erfordert eine interdisziplinäre Wissensvermittlung, nicht nur bei Planern und Ausführenden, auch bei den Sonderfachleuten
Planung erfordert fundierte Kenntnisse im konstruktiven, vorbeugenden Holzschutz. Ausführung erfordert fundierte Kenntnisse zum konstruktiven, vorbeugenden Holzschutz. Vorlesungen bzw. Ausbildung zum Thema konstruktiver und vorbeugender Holzschutz sind rar. Kaum 50% der Sachverständigen für Holzschutz haben eine planerische Ausbildung zur Baukonstruktion durchlaufen.
wichtige Berufe im Planungsbereich wichtige Berufe im Ausführungsbereich hat etwa den folgenden Stellenwert: Sachverständige für Holzschutz
Planer, Bauzeichner Bauleiter, Bauführer Studium/ Berufsschule Anteil von Planern
  • Architekt
  • Architekt
  • gering *)
6%
  • Bauingenieur und andere Ingenieure
  • Bauingenieur und andere Ingenieure
  • sehr gering *)
44% (darunter auch welche ohne Bezug zur Baukonstruktion)
  • Bauzeichner
  • Bautechniker
  • gering
) 1
  • Maurermeister
  • wenig - mäßig
) 1
  • Zimmermeister
  • mäßig
) 1
) 1 weitere Berufe der Sachverständigen für Holzschutz: 8% Chemiker, 7% Biologen. Der Rest, 35%, verteilt sich auf sonstige Berufe. Qu. eigene Erhebung
*) Interdisziplinäres Lehren und Lernen ist wohl schwer. Bei Architekten, Ingenieuren und sogar bei den Holzbauingenieuren verkümmert der Holzschutz in Wahlkursen und Einzelvorlesungen mit wenig "Credits", bei Bauingenieuren ist das Angebot noch rarer.

Die obere Tabelle rührt einmal an dem Mißverhältnis von fachlichen Erfordernissen bei Planung und Ausführung und dem tatsächlichen Ausbildungsangebot zum vorbeugenden konstruktiven Holzschutz. Daneben zeigt es, nur gerade die Hälfte der Sachverständigen für Holzschutz haben zumindest einen Ausbildungsbezug zur Baukonstruktion. Dies soll überleiten zu Problemen, die bei komplexen Untersuchungsverfahren mit interdisziplinären Aufgabenstellungen auftreten können.

Das Zusammenwirken von Fachleuten unter der Bauleitung ist am Bau die Regel. Ein personelles Miteinander darüber hinaus ist (leider) seltener. "Scheuklappen auf" und "Brett vor dem Kopf" sind das Pulver was verpuffen kann. Reibereien um konträre Auffassungen zu Meßverfahren sind bekannte erste Anzeichen.

Abgesehen von wenigen Fällen, liegt jedem Befall durch holzzerstörende Organismen ein fehlender oder unzureichender vorbeugender Holzschutz zugrunde. Bei Insektenbefall besonders erwähnenswert, ist der grobe Fehler des Planers, der verpflichtet war, einen vorbeugenden Holzschutz bestimmungsgemäß zu planen. Der Befall ist Indiz, das Ziel im ersten Anlauf nicht erreicht zu haben.

In der täglichen Praxis ist es (fast) Regelfall, bei Befall (nur) dessen (zumeist unbedingte) Bekämpfung zu empfehlen. Der durch den Befall belegte, meist (baubestimmungswidrig) grundsätzlich unbedachte, fehlende vorbeugende Holzschutz wird selten ursächlich auch als eine planerische Fehlleistung erkannt und noch seltener als ein Planungsfehler benannt. Der Planer muß allerdings nur die spätere Nutzung im Gebrauch im Auge haben. So kann sich die Gefährdungssituation für Holz im Gebäude sehr wohl durch später hinzugekommene unvorhersehbare Einflüsse verschlechtern. Anders bei einer geplant flexiblen Nutzung, da wären zukünftige Verschlechterungen mitzubedenken. Das kann kompliziert sein und komplex werden und erfordert die Betrachtung des Einzelfalls. Dafür gibt es kein Rezept.

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Besser ist es doch, konstruktiv vorrauszuschauen, als ewig bekämpfend hinterherzulaufen?

Das grundlegende Ziel, ein vorbeugender Holzschutz muß, wenn es verfehlt wurde, in einem zweiten Anlauf nachgeholt werden.

Tab. 2 Der zweite Anlauf nach verfehltem Ziel und erforderlicher Bekämpfung zu einem vorbeugenden Schutz gegen Holzzerstörer im Gebäude
Grundsätzliche Voraussetzungen jeder bestimmungsgemäßen Bekämpfung durch Holzschutzfachleute
Grund haben für eine Bekämpfung - Nachweis eines Lebendbefalls mit tatsächlicher oder absehbarer Gefährdung von Holz.
Wissen, was die Bekämpfung bewirkt - Tötet sie (nur) ab oder beseitigt sie die Befallsbedingungen an der Baukonstruktion und damit die Befallsursache.
Wissen, wie das Bekämpfte reagiert - Umweltbelastung und möglicherweise die Gefahr eines Wiederbefalls.
Der Weg zu grundsätzlichen Vorbeugungsstrategien durch interdisziplinäre Vorgehensweisen
Organisatorischer Holzschutz - Kenntnisse um den Organisatorischen Holzschutz ebnen den Weg zu einem langfristig wirksamen verbeugenden Holzschutz.
Ergründen der Befallsursachen und Befallsbedingungen - Gleichgewicht Resistenz der Holzart und tatsächliche Gefährdung: welche Bedingungen im Gebrauch kippen das Gleichgewicht, sind eine tatsächliche Gefährdung der Holzart und führten zum Befall ?
Laufende Feststellung der Befallsentwicklung anhand der Kontrolle der Schadorganismen und dessen Zusammenhang zum Ganzen - Durchführen örtlich dokumentierter Maßnahmen des Monitorings: durch das Personal Käferaufsammlung und das Auftellen von Klebefallen, Lichtfallen, Fangkästen etc., die langfristige Befallskartierung des Ausschlupfes am Holz
Auswertung und Bewertung Auswertung der Käferaufsammlungen und Befallskartierungen. Entwicklung von Befall und Befallsbedingungen.
Zu erwartende Einflüsse aus der Gebäudeumgebung - Welche Einflüsse aus der Gebäudeumgebung könnten sich (zusätzlich) gefährdend auf die Holzarten im Gebäude auswirken ?
Zu erwartende Auswirkungen aus der zukünftigen Gebäudenutzung - Wie wird sich die weitere Nutzung des Gebäudes hinsichtlich einer Gefährdung auf die Holzarten im Gebäude auswirken ?
Bekämpfung und / oder Vorbeugungsstrategien - Alles im Zusammenhang umfassende Bewertung durch interdisziplinär tätige Fachleute für die Empfehlung zu Maßnahmen.
Bauliche Maßnahmen oder Nutzungsmaßgaben - Sich aus den Empfehlungen ergebende bauliche Veränderungen oder Nutzungsmaßgaben müssen durch Baufachleute in den Kosten dargelegt werden, um in die Strategie einfließen zu können.
Bauunterhaltung organisieren - In Zuge der Bauunterhaltung muß Personal für die regelmäßige Zustandskontrolle bestimmt und eingewiesen werden ( Das kleine Kontrollbuch des Hausmeisters ).
Durchführung der Vorbeugungsstrategie - der Eigentümer muß beschließen, die Vorbeugungsstrategie durch Mittelbeschaffung und Beauftragung die Tat umzusetzen.
Postmonitoring, die alltägliche Kontrolle durch anzuleitenden Nichtfachleute
Beständigkeit in der Personal- und Aufgabendurchführung zur weiteren Vorbeugung - Regelmäßige Nachschulung und Unterrichtung des eingewiesenen Personals über alle Maßnahmen zur Vorbeugungsstrategie, wie auch über Erfolg und Mißerfolg im Kampf gegen die Holzzerstörer.
Einbindung von Fachleuten - Maßnahmenkontrolle, Nachschulung, Ergebnisunterrichtung
Organisieren der Gebäudehygiene und Lagerungshygenie - Allgemeine Sauberkeit in den Gebäuden und Ordnung bei der Einlagerung von beweglichen Gütern und Sammlungsmaterial bringt Übersicht und erleichtert eine Aktivitätskontrolle (Postmonitoring).

Ein Ziel ist es, endlich wegzukommen von der vorherrschenden regelmäßig wiederkehrenden Vergiftung von Holz in Gebäuden oder anderweitig auch ganzer lagernder Sammlungen in Magazinen und Museen.

Der Blick soll in alle Richtungen erweitert werden auf die vielen sich anbietenden Indizien, die Befallsbedingungen am Gebäude aufzeigen können. Sie gilt es, richtig zu deuten und das Ganze im Blick zu haben.

Dazu muß praktisch anwendbares Wissen ausgetauscht werden um verbreitert Anwendung finden zu können.

Eine Grünfärbung durch Algenwuchs an der Fassade weist z.B. auf Wassereintrag hin. In Vogelnestern und Zerklüftungen lagert sich einerseits Schmutz ab, der z.B. bei Wassereintrag zu Staunässe führen kann. Daraus folgt eine hohe Holzfeuchte. Die wiederum begünstigt z.B. einen dann möglichen Befall durch Holzschädlinge. Nistplätze der Vögel lassen auf nahe Futterquellen, also Insektenvorkommen schließen.
Das weiße Dachlukenfenster mit offen stehendem Flügel lädt im Sommer Holzzerstörer ein. Foto: Rüpke
Weißes Fenster und Licht, der Hornissenstaat fühlt sich hier sicher und hat die Freiheit vor der Tür. Foto: Rüpke
Lichtquellen suggerieren Sicherheit und locken Insekten an. Offene Fenster und Licht locken auch holzzerstörende Insekten an. Ventilatoren, die Luft in das Gebäude saugen, bringen Insekten hinein. Nester, offene Lüftungskanäle, Unrat im Haus, das alles macht wärmer, feuchter, dunkler und dreckiger, ein Lockruf für Insekten, auch für holzzerstörende. Fensterfarben wirkten auf Insekten, dunkel bedeutet eine Höhle und ist gefährlich, weiß bedeutet Freiheit und freien Flug. Dazu kommen Signale der holzzerstörenden Insekten, die wir meist noch nicht alle zu deuten wissen.

Die einen Befall begünstigenden Umstände wären also früh zu erkennen, während der Befall selbst erst viele Jahre später mit den ersten Ausfschlupflöchern erkennbar wird.

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