![]() Gastautor: Ulrich Arnold |
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Dipl.-Ing. (FH)
Architekt AKNW
öbuv Sachverständiger für Holzschutz Frohlinder Straße 50 44577 Castrop-Rauxel Tel.: 02305-690304 |
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Uli Arnold ist Mitautor des Fachbuches:
Holzfenster: Konstruktion, Schäden, Sanierung, Wartung
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Das alte System der Einteilung für Holzwerkstoffklassen nach der höchsten, sich einstellenden Feuchte ist mit Einführung der Europanormen überholt.
Die Werkstoffklassen 20, 100 und 100G gibt es nicht mehr.
Das neue System ist unübersichtlicher in der Handhabung, da generell die Normen
als Rahmennormen gelten.
Für die einzelnen Plattentypen gibt es dann jeweils Produktnormen, die zusätzlich zu
gebrauchen sind und viele Verweise zu anderen Normen enthalten. Das Zusammentragen aller
erforderlichen Eigenschaften zur Klassifizierung einer Holzwerkstoffplatte für bestimmte
Anwendungsfälle ist aufwendiger geworden.
Generell darf (wie bisher auch) in Deutschland nur die Formaldehydklasse E1 verwendet
werden. Die WHO hat Formaldehyd inzwischen von "wahrscheinlich krebserregend" in
"krebserregend" umbewertet.
Die folgende Tabelle gibt eine Analogie zu der vorherigen Beurteilung der Holzwerkstoffklassen an.
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Werkstoff | Technische Klasse | Trockenbereich | Feuchtbereich |
Außenbereich
|
Massivholzplatten
(Zusatzangabe tragend/ nicht tragend erforderlich) |
SWP 1
SWP 2 SWP 3 |
X
X X |
X X |
X |
Sperrholz |
gem. EN 636-1
gem. EN 636-2 gem. EN 636-3 |
X
X X |
X X |
X |
OSB |
OSB/1
OSB/2 OSB/3 OSB/4 |
X
(nichtragend)
X X X |
X X |
. |
Spanplatte |
P 1
P 2 P 3 P 4 P 5 P 6 P 7 |
X (nicht tragend)
X (nicht tragend) X (nicht tragend) X X X X |
X (nicht tragend) X X X |
. |
Zementgebundene Spanplatte | gem. EN 634 | X | X | X |
Harte Faserplatte |
HB
HB.H HB.E HB.LA HB.LA1 HB.LA2 |
X (nicht tragend)
X (nicht tragend) X (nicht tragend) X X X (hoch belastbar) |
X (nicht tragend) X (nicht tragend) X X (hoch belastbar) |
X (nicht tragend) |
Mittelharte Faserplatte |
MBL
MBH MBL.H MBH.H MBL.E MBH.E MBH.LA1 MBH.LA2 MBH.HLS1 MBH.HLS2 |
X (nicht tragend)
X (nicht tragend) X (nicht tragend) X (nicht tragend) X (nicht tragend) X (nicht tragend) X X (hoch belastbar) X X (hoch belastbar) |
X (nicht tragend) X (nicht tragend) X (nicht tragend) X (nicht tragend) X X (hoch belastbar) |
X (nicht tragend) X (nicht tragend) |
Poröse Faserplatte |
SB
SB.H SB.E SB.LS SB.HLS |
X (nicht tragend)
X (nicht tragend) X (nicht tragend) X X |
X (nicht tragend) X (nicht tragend) X |
X (nicht tragend) |
MDF Platte |
MDF
MDF.H MDF.LA MDF.HLS |
X (nicht tragend)
X (nicht tragend) X X |
X (nicht tragend) X |
. |
Furnierschichtholz
(bedarf immer einer bauaufsichtlichen Zulassung) |
LVL/1
LVL/2 LVL/3 |
X
X X |
X X |
X |
Mehrschichtplatten
(bedarf immer einer bauaufsichtlichen Zulassung) |
Anwendungsfall in Zulassung geregelt | . | . | . |
Holzschutzmittelzusatz (vormals "G") ist möglich, bedarf jedoch einer bauaufsichtlichen Zulassung des DIBt. |
Quelle: Vortrag Radovic, 2.Kasseler Holzbaukongress 2005, und eigene
Normrecherche.
DIN 68800 Teil 2 "Holzschutz - Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau" Mai 1996 ist eine eingeführte technische Baubestimmung.
Das bedeutet, die dort gemachten Vorgaben sind zwingend einzuhalten, bzw. eine "Zustimmung im Einzelfall" von der Bauaufsicht zu beantragen.
Zu verschiedenen Anwendungsbereichen regelt Tabelle 3 aus DIN 68800 Teil 2 die erforderliche Holzwerkstoffklasse.
Das System der Holzwerkstoffklassen 20, 100 und 100G ist wie bereits dargestellt inzwischen hinfällig.
Die in der genannten Tabelle gemachten Angaben sind dementsprechend sinngemäß mit den Holzwerkstoffen nach Europanormen zu erfüllen, da weiterhin der Einführungserlass für die Holzschutznorm besteht.
Hier liegt ein Fallstrick für Planer.
Einbaubedingungen für Holzwerkstoffe, die nach statischen Gegebenheiten und isolierter Betrachtung der Formulierungen in den neuen DIN EN Produktnormen zulässig sind, können durch sinngemäße Interpretation der Holzschutznorm unzulässig sein. Das Vorwort zu DIN V 20000-1:2004-01 zielt zwar insbesondere auf Grenzwerte für PCP- und Formaldehydgehalt, ist jedoch auch so zu interpretieren, dass die Vorgaben der Holzschutznorm eingehalten werden müssen:
"... Die in Übereinstimmung mit dieser Norm hergestellten Produkte dürfen damit ab 1. April 2003 eine CE-Kennzeichnung erhalten und dann im Geltungsbereich der Bauproduktenrichtlinie frei gehandelt werden.
Die Regelung zur Verwendung dieser Produkte bleibt jedoch in der Zuständigkeit der Mitgliedsländer.
Die Bedingungen, unter denen Bauprodukte, die nach DIN EN 13986 hergestellt worden sind, gehandelt und in Verkehr gebracht werden dürfen, sind in der Bekanntmachung der DIN EN 13986 als harmonisierte Normen im Bundesanzeiger und in der Bauregelliste B Teil 1 des deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) angegeben. Hierbei sind insbesondere die Bestimmungen zu Formaldehydabgabe und Pentachlorphenolgehalt in der Chemikalienverbotsverordnung und die Festlegungen in DIN 68800-2 zur Verwendung von mit Holzschutzmitteln behandelten Holzwerkstoffen zu beachten. ..."
Anhaltspunkte zur sinngemäßen Umsetzung können in einer Analogie von DIN Klassen und DIN EN Klassen gesehen werden. Pauschal ist eine Übertragung nicht möglich, da alte DIN und neue DIN EN Normen verschiedene Systeme sind.
Vorbehaltlich der Beurteilung jeder einzelnen Einbausituation kann folgende Ähnlichkeit festgestellt werden:
DIN Werkstoffklasse "20" entspricht in etwa DIN EN Klasse "Trockenbereich"
DIN Werkstoffklasse "100" entspricht in etwa DIN EN Klasse "Feuchtbereich"
DIN Werkstoffklasse "100 G" entspricht in etwa DIN EN Klasse "Außenbereich"
Weiterhin gilt die Vorgabe gemäß DIN 68800 Teil 2, dass Einbausituationen, die nicht von Tabelle 3 der Norm erfasst werden, auf die Höchstwerte der Feuchte im Gebrauchszustand bezogen werden müssen.
Maximale Holzfeuchte der Werkstoffplatte
15 %: Werkstoffklasse 20
18 %: Werkstoffklasse 100
21 %: Werkstoffklasse 100 G
Holzfaserplatten dürfen nur bis zu einer maximalen Holzfeuchte von 12 % verwendet werden.
Die Hersteller, der Holzhandel und Planer sowie ausführende Betriebe haben sich z. Zt. noch nicht durchgängig auf die Europanormen umgestellt. In den meisten Fällen ist es heute noch einfacher Holzwerkstoffe nach den (formal nicht mehr zulässigen DIN-Normen) zu beziehen, als nach den (gültigen) DIN EN Normen.