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Zuordnung wichtiger holzzerstörender Pilze nach Fundorten und Schadbildern
Echter Hausschwamm
Schuppiger Sägeblättling
Blättlinge Tintlinge
Ausgebreiteter Hausporling Schleimpilze im Gebäude
Muschelkrempling Rosafarbener Saftporling
Bläuepilze Gallerttränen
Feuerschwämme, Phellinus spp Zweifarbiger Harz-Rindenpilz
Eichenwirrling andere Pilze
Sternseten, typisches Erkennungsmerkmal der Sternsetenpilze, Asterostroma spp . Foto: Rüpke

Sternsetenpilze, Asterostroma spp. - Ockerfarbener Sternsetenpilz, Asterostroma cervicolor

Die "Neue Heimat" des DGB ist pleite, ihre Bauschäden sind geblieben ...


Fehlende Dachüberstände und schwarze Holzverkleidungen, dieser architektonische Zeitgeist in den 60-er und 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts war ein Muss für "große Architekten". Der Baukasten ohne überstehende Ecken und Kanten war geradezu eine Ideologie. Leider folgt diese Konstruktionsweise nicht den Regeln der Naturgesetze. Solchen Baufehlern folgen nämlich Bauschäden. Berühmte unter den Architekten wetteiferten in internationalen Hochglanzzeitschriften mit überstandslosen,aalglatten Formgebilden. Jahre später las man dann, nun in der Regionalpresse, über teure Bauschäden daran. Wahre Meister der Baukunst lassen sich eben mehr an der Tatsache messen, ob sie ihre Bauwerke schadfrei überleben. Details zum Thema.

Es ist der Zeitgeist, nach dem sich die nach Ruhm haschenden Geister reckten. Bekanntlich ist Zeitgeisterndes unsterblich und kehrt, wir kennen es von der Mode, periodisch zurück. Daher stets Obacht am Bau! In der Folge, erst der Baufehler, dann der Bauschaden, finden wir gleichbleibend auch heute solche miesen Baukonstruktionen vor, die z.B. dem außen verbauten Holz jeglichen Schutz vor Witterung verweigern. Dem natürlichen Baustoff geht es dann natürlich auf Kosten des Bauherrn an den Kragen.

Der folgende bebilderte Ausflug führt uns einen entsprechenden und typischen Schadensfall vor. Die Architekten entstammen dem Stall des Baulöwen "Neue Heimat". Ein Schelm, der jetzt sagt, die gibt es doch gar nicht mehr. Tatsache ist, sie haben ihre Bauwerke nicht überlebt (s.o.).

Was man auf den ersten Blick sucht, ist die Regenrinne - die liegt auf der Mauerkrone und ist versteckt verbaut. An der Holzfassade, die aus Sperrholz besteht, sind Spuren von Wasser erkennbar. Foto: Rüpke
Ein Wohnhaus im Zeitgeist der 70er Jahre: keine Dachüberstände und möglichst schwarz... Die Architektur entstammt der dem Zeitgeist fröhnenden Architektenschar der "Neuen Heimat". Foto: Rüpke

In unserem Schadensfall ist anhand der Bilder die glatte, überstandslose Holzfassade erkennbar. Dieses moderne Haus hat keine Dachüberstände mehr. Die Holzfassade besteht aus einem (in den 70er Jahren Mode gewesenen) Holzwerkstoff, einem Sperrholz mit eingefräster Brettstruktur. Der Anstrich sollte wohl ewig halten, ist aber im Laufe der Zeit verwittert.

Bei einem dachüberstandslosen Gebäude gibt es nun ein Problem: die Regenwasserführung des Steildaches muss zurückliegend auf der Mauerkrone in einer Kastenrinne aus Zinkblech erfolgen. Dies entspricht einer Bauweise, die wir auch an den Gründerzeithäusern um die Jahrhundertwende vorfinden.

Der Zeitgeist und seine Baufehler wiederholen sich hier. Eine gut verarbeitete Zinkblech-Kastenrinne ist nur über einen Zeitraum von 30 Jahren dauerhaft. Irgendwann bis zu diesem "Verfallsdatum" führen Korrosion oder Ausdehnungsrisse zur Undichtigkeit, erst ein wenig hier und dann an immer mehr Stellen.

Da die Wasserführung auf der Außenwand liegt, findet das Wasser nun den Weg in die Außenwand, hinter die Verschalung. Innen werden bald winzig kleine Schimmelflecken auf der Wand erkennbar, außen blättert die Sperrholzplatte, kaum erkennbar, ein wenig ab. Noch bemerkt keiner die sich anbahnende Katastrophe.

Die Außenwand ist inzwischen klatschnass. Denn die vielen Löcher im Hochlochziegel (Hlz) bieten dem Wasser regelrecht Wassertanks an, die harte Ziegelschale lässt das Wasser seitlich aber kaum heraus. Die Außendämmung säuft nun langsam ab und wird dadurch unwirksam. Es wird zunehmens kälter und ungemütlicher im Haus. Die "Handauflegeprobe" der Hausfrau kommt zu dem Ergenbis, da ist ein Feuchteschaden.

Ein Baufachmann sieht es sich an und findet, Wasser kommt immer von oben. Ein Blick auf den Dachboden und die Bilder zeigen, was dort ist: Pilzgeflecht auf dem Holzbalken!

Das ist die Rückseite der Medaille - genau hinter der Fußpfette liegt die versteckte Regenrinne. Undicht geworden, hat nun ein Pilz freie Bahn, die Pfette zu zerstören.
Foto Rüpke
Innen, hinter der aufliegend versteckt eingebauten Dachrinne hat sich Pilzmycel aufgrund günstiger Feuchtebedingungen ausgebreitet und zerstört die tragende Holzkonstruktion.
Foto: Rüpke

Die Schäden an der auf der Mauerkrone aufliegenden Dachrinne (Orginalton Architekt: "elegant versteckte Kastenrinne") sind regelmäßig Ursache für einen nachfolgenden Befall durch holzzerstörende Pilze an den Fußpfetten der Holzkonstruktion. Gefährlich - und teuer - ist dabei, dass der Schaden relativ lange unerkannt bleibt.

Von der Oberfläche des befallenen Holzbalken lässt sich das Mycel leicht abnehmen. Hier, unter der Lupe, werden Srangbildungen im Pilzgeflecht erkennbar. Eine weitere Bestimmung wird unter dem Mikroskop durchgeführt.
Foto Rüpke
Der Mycelstrang unterm Mikroskop bei 250x Vergrößerung. Erkennbar werden sternchenartige Gebilde, die an Dornenkränze erinnern.
Foto: Rüpke

Unter dem Auflichtmikroskop, 500x: sternförmige Gebilde, die wie Krähenfüße aussehen. Das sind sternförmige Seten, auch Sternseten genannt. Diese führen in der Bestimmung zu den Sternsetenpilzen, Asterostroma spp.. An Gebäuden an dieser Stelle zu finden ist oft die Art Asterostroma cervicolor. Der Durchmesser der Sternseten ist 120μm. Foto: Rüpke

Der hier vorgefundene Sternsetenpilz, Asterostroma cervicolor ist ein seltenerer Holzzerstörer am Nadelholz. Dieser Nassfäuleererger erzeugt eine intensive Weißfäule und ist unter dem Mikroskop an den ihm eigenen Sternseten sicher zu erkennen. Die Schäden am Holz sind oft beträchtlich. Der Pilz findet sich u.U. auch im bzw. am Mauerwerk.

Sternseten des gleichen Pilzes in verschiedener Darstellung. Der zugrunde liegende Pilzbefall enstand in der Geschossdecke im Wohngebäude, vermutlich durch ein längere Zeit offenstehendes Fenster. Fotos: Rüpke
Das Mycel des Sternsetenpilzes überwächst auch Putz und Mauerwerk als dicht anliegender, beige-ocker farbener Belag. Man könnte es mit einem lehmfarbenen Putzfarbanstrich verwechseln. Foto: Rüpke

An diesem Schadensfall ist die große Ausdehnung und die Zerstörungskraft eines Sternsetenpilzbefalls erkennbar. Auch das Überwachsen der Wandflächen wird mit dem groß ausgebreiteten Wuchsbild schön sichtbar. Hier die Übersicht an der Schadensstelle:


links oben: Befallsübersicht, Wasserschaden an der Decke nach undichter Dachhaut. links unten: Mycelwuchs über der Tür, rechts: Mycelwuchs neben der Tür. Der Schaden wurde von der Innenarchitektin Yvonne Habermann-Schade behoben. Fotos: Habermann-Schade

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