Feuchtes Mauerwerk - was messen - wie bewerten ?
Vorüberlegungen zur ProbennahmeDie Probenentnahme bestimmt wesentlich das zu erwartende Ergebnis. Abhängig von der Baukonstruktion und den vorgefundenen Schadensbedingungen ist eine mechanisch starre Vorgehensweise ohne Sinn. Die Probennahme muss sich an der durch die Schadsituation aufgeworfenen Fragestellung orientieren und nicht allein an überall gleichen, theoretisch festgelegten Verhältnissen. Das wesentliche Ziel ist bei jedem Schaden, dessen Ursache zu finden. Daran entlang gearbeitet, ergibt sich praktisch eine Dialektik, ein Wechselspiel, was auch zur Hinterfragung der einmal gestellten Fragen führen darf. Bei der Frage nach der Feuchteverteilung, z.B. im Mauerwerk, stellen sich zielgerichtet eine Menge weiterer Fragen: was kann gemessen werden und was folgt daraus dann für die Berwertung: Misst man (in Masse-%) an der Probe den Feuchtegehalt bei der Entnahme , fehlt zum Vergleich der Trockenzustand und der kapillar mit Wasser gesättigte Zustand . Das Verhältnis ergäbe den kapillaren Durchfeuchtungsgrad . Aber die maximale kapillare Wasseraufnahme ist nicht gleich der maximal möglichen Wasseraufnahme (Sättigungsfeuchte) , da käme noch die Füllung der Porenräume hinzu. erst dann kann man den gesamten Durchfeuchtungsgrad im Verhältnis errechnen. Nichts sagen diese Werte, wenn man nun die Ursachenfindung des Feuchteschadens in den Mittelpunkt stellt. Woher kommt das Wasser, ist es Druckwasser, im Gefüge kapillar aufsteigende Feuchte, oder wird Wasser aus der Luft hygroskopisch in das Gefüge aufgenommen (hygroskopische Feuchtigkeitsaufnahme) , oder gar mehreres zur gleichen Zeit? Außen vor bliebe dabei alles Tauwasser , was sich durch die vorherrschenden Klimaverhältnisse in die Wand einlagern kann. Weil die Raumluft Wasser abgeben kann, möchte man die normale Ausgleichsfeuchte des jeweiligen kennen? Um das Klima zu simulieren, wäre dazu eine Klimakammer nötig. Alle Überlegungen zu den bereits gestellten und darüber hinaus sich aufwerfenden Fragen müssen vor dem Probenehmen angestellt werden.
Je nach Sinn der Untersuchung werden möglichst viele, wenigstens 6 Proben in einer Reihe entlang der Oberfläche und auch in Tiefenrichtung entnommen, sodass Profile (Längen- und/oder Tiefenprofile) entstehen, die dann auch zu tendenziellen Aussagen taugen. Die Umgebungsbedingungen, Außenlufttemperatur, Raumlufttemperatur, Bauteiltemperaturen etc. in °C, relative Raumluftfeuchte, Außenluftfeuchte in % und sonstige wichtig erscheinende Klima-, Baukonstruktions- und Schadensmerkmale sind zusammen mit einer räumlichen Lageskizze der Entnahmestellen aufzuzeichnen. Die Proben werden nach Entnahme luftdicht im Behältnis verschlossen oder im PE-Beutel versiegelt.
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