Zuordnung wichtiger holzzerstörender Pilze nach Fundorten und Schadbildern | |
Echter Hausschwamm | Ausgebreiteter Hausporling |
Blättlinge |
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Sternsetenpilz | Schleimpilze im Gebäude |
Tintlinge | Rosafarbener Saftporling |
Bläuepilze | Gallerttränen |
Feuerschwämme, Phellinus spp | Zweifarbiger Harz-Rindenpilz |
Seitlinge | |
Eichenwirrling | andere Pilze |
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Typisches Echtfarbbild: junge Frucktkörper des Muschelkremplings. Der Stiel ist im Ansatz nur rudimentär. Foto: Rüpke |
Muschelkremplinge sind Nassfäuleerreger, sie benötigen für den Abbau von Holz eine Mindestfeuchte von 60 %. Auch bei einer Holzfeuchte von 120 % baut dieser Pilz noch Substrat ab und hinterlässt eine tiefbraune Destruktion mit (oftmals kleinem) Würfelbruch innen und außen (Braunfäule).
Ein Wachstum des Muschelkremplings findet bei Temperaturen zwischen 3 bis 30°C statt, bei 23°C (an anderer Stelle bis 26°C genannt) liegt sein Optimum.
Weil der Muschelkrempling sehr feuchtes Klima liebt und auch bei völliger Dunkelheit wächst, trifft man ihn auch in Bergwerken am dort verbauten Holz an Er wird auch Grubenschwamm genannt.
Sehr selten findet man diesen Holzzerstörer an Laubholz; üblicherweise ernährt er sich von Nadelholz im Freien und Lichtlosen, z.B. in Bergwerken und Kellern. Aber auch an Stellen mit Erdkontakt, wie Schwellen, sowie an Lagerplätzen und Stubben wurde er nachgewiesen.
In Gebäuden ist er seltener und dann eine typsiche Folge von Baufehlern oder Wasserschäden.
Das dann anzutreffende stark durchfeuchtete Nadelholz findet sich in Bauteilen unter Balkon, Küche und Bad oder am oder unterm Dach.
Neuerdings trafen wir ihn flächig an einer durchnässten Holzschalung unter Dach. Befallsursache war an diesem stark gedämmten Dachaufbau eine mangelhafte innere Dampfsperre und eine fehlende äußere Hinterlüftung der Schalung. Der dadurch bedingte Tauwasseranfall war hier der Befallsauslöser.
Nicht selten tritt der Muschelkrempling zusammen mit anderen Holzzerstörern auf.
Der einst typische Lebensraum des Muschelkrempling war in den Bergwerken mit Nadelholzaussteifungen. Dort wurde er Grubenschwamm genannt. In Museumsbergwerken ist er anzutreffen:
Muschelkrempling von oben: typisch, die stiellose Ohrform. Foto: Rüpke |
Muschelkrempling von unten: typisch, die stiellose Ohrform mit Krempe, und die Anastomosen (Kreis). Foto: Rüpke |
Ganz junger Frucktkörper (7mm): rudimetärer Stiel (oben) und deutlich erkennbare Anastomosen, die Verzeigungen der Lamellen. Foto: Rüpke |
Der oben abgebildete Fruchtköper im Detail: Anastomosen Verzeigungen der Lamellen. Foto: Rüpke |
Strandmycel vom Muschelkremling unter Dachschalung. Starker Befall, vermutlich durch Kondensation. Foto: Brocksieper |
Junges Strangmycel (5 cm) vom Muschelkremplings an außenliegendem Fichtenbalken. Foto: Rüpke |
Junger Fruchtkörper (1,5 cm) vom Muschelkremplings an außenliegendem Fichtenbalken. Foto: Rüpke |
Älteres Oberflächenmycel des Muschelkremplings, Fächer 3 x 3 cm, beige bis ocker. Foto Rüpke |
Die wuzelartig verzweigten alten Stränge sind bis 1mm dick und knacken leise beim Brechen. Foto: Rüpke |
Älteres Oberflächenmycel des Muschelkremplings, daß in der Farbe schmutzig weißlich ist. Foto: Rüpke |
Das Oberflächenmycel wächst in Hauptrichtung quer zur Holzfaser. Das Holz ist
bereits gelblich verfärbt.
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Unter dem älteren Mycel erfährt das Nadelholz (hier Fichte) eine rotbraune Färbung. Foto: Rüpke |
Das Oberflächenmycel wächst regelmäßig quer zur Faserrichtung, die hier am
Riß erkennbar ist.
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Auch das Holz verfärbt sich, wird es vom Muschelkrempling angegriffen: bei noch jungem Mycel ist die Zerstörung geringer und das Holz zeigt sich gelblich orange. Älteres Mycel weist schon eine ausgeprägte Braunfäule mit Würfelbruch auf und färbt das Holz rötlich bis rotbraun. Zerstört ist es bei anhaltender Feuchte mitunter tiefbraun bis schwarz.
Das befallene Holz gespalten: typisch ist die rotbraune Verfärbung des
Nadelholzes, hier Fichte. Mit der Farbe kommt die akute Bruchgefahr.
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Der Muschelkrempling ist berüchtigt für den abrupten und glatten Bruch des
Holzes ohne jegliche Splitterung.
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Am Ende eines Muschelkremplingbefalls am Dach blieb hier nur ein Schutthaufen übrig, der nur noch als Brennholz taugt. |
Die Übersicht: Dachstuhlerneuerung an hochgedämmter Baukonstruktion nach "Baufehler" mit folgendem Befall durch Muschelkrempling. Foto: Brocksieper |
Der Schreck: Kaum eingezogen und schon die Totalzerstörung eines Tragbalken nach dem Befall durch den Muschelkremling. Foto: Brocksieper |
Die Ursache: im warmen Bereich konnte sich Kondensfeuchte bilden. Die Folge, Befall durch den Muschelkrempling mit der Dachzerstörung. Foto: Brocksieper |
weitere Praxisbeispiele aus Wohngebäuden:
Beispiel für einen Befall an Holzbalkendecke unterm Dach nach Undichtigkeit an
der Deckung:
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Vitaler Befall an der Dielung im Dachboden, oben Fruchtkörperreste, mittig,
ockerfarben das Oberflächenmycel und unten, weiß gefedert verzweigt, frisches
Strangmycel. Foto: Pfaff
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Beispiel für ein Vorkommen im Wohngebäude an der äußeren Dachholzschalung samt Sparren hinter starker Zwischensparrendämmung ohne eine funktionsfähige Dampfsperre: |
Das Oberflächenmycel ist jung in weißgelber Färbung zu sehen. Die Hauptrichtung des Pilzmycelwachstums ist oft quer zur Holzfaser gerichtet, daß Holz deutlich gelblich-orange-rötlich gefärbt. Foto: Stolte |
Hier zeigt sich ein junges Oberflächenmycel in gelblicher Färbung, zottelig und fein verästelt. Es wächst von einem auf ein anderes Bauteil über. Foto: Stolte |
mögliche Verwechslungen :
Äußerlich ähnelt er anderen Lamellenpilzen, wie Seitlingen ( Pleurotus spp .), Krüppelfüßchen ( Crepidotus spp .) und Muschelseitlingen ( Panellus spp .). Aber im Gegensatz zum Muschelkrempling verursachen diese Pilze eine Weißfäule, die das Holz faserig hell erscheinen lässt.
Ein Beispiel für die mögliche Verwechselung mit dem Muschelkrempling wäre z.B. Krüppelfüßchen, Crepidotus spec. |
Hier ein Vorkommen von Krüppelfüßchen, Crepidotus spec. im Gebäude, unter einem PVC-Belag auf Spanplatte. Der Aufbau darunter ist ein alter Dielenholzfußboden. Ort ist der Wohnraum im EG auf der Kellerdecke. Der den Befall verursachende Feuchteeintrag wirkte hier flächig holzzerstörend. Die muschelartige Kremplung (in Längsrichtung 2 bis 4 cm lang) ist hier lagebedingt enganliegend. Das weiße, wolligfaserige Fadengeflecht ist das Mycel. Foto: Graw |
Dank an SV-Büro Pfaff in Balingen und Bauherrin Stolte in Lauf/Bayern für die Fotos, sowie an Dr.Tobias Huckfeldt für seine Bestimmung des Krüppelfüßchen, ( Crepidotus spec .)