Schlagregenbelastung
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Das Wort beschreibt, was jedem ein Begriff ist: ein vom Sturm waagerecht durch die Luft gepeitschter, ins Gesicht klatschender Regenguß mit anschließender Volldurchnässung...
Dennoch werden scheinbar so einfache Zusammenhänge bei den komplexen Verhältnissen an der Baukonstruktion oft nicht im Ganzen bedacht.
Immer wieder kommt es nach Baumaßnahmen an historischen Gebäuden, die zuvor Jahrhunderte Krieg und Frieden überstanden haben, zu scheinbar ganz überraschenden Bauschäden. Genauer besehen, sind es meist einfachste Baufehler, denen nach einiger Zeit Feuchteschäden in der Außenwandkonstruktion folgen.
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Häufig besteht der Wusch, Fachwerk allseits sichtbar zu machen. Die Ausbildung von sichtbarem Fachwerk an der Wetterseite verursacht aber einen schwerwiegenden Baufehler infolge einer Unterschätzung der dort wirksamen Schlagregenbelastung. Ein Sichtfachwerk ist darauf konstruktiv nicht ausgerichtet, langfristig kommt es zwangsweise zu Schäden.
Meist läßt sich noch im Nachhinein anhand alter Bildern belegen, das diese Fachwerkseiten in der Vergangenheit konstruktiv gegen Schlagregen geschützt waren, daß z.B. eine hinterlüftete einfache Vorhangfassade aus Ziegel, Schiefer oder Schindeln o.a. als Wetterschutz bestand.
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Um die Schlagregenbelastung an der Baukonstruktion zu bewerten, gibt das heutige Normenwerk (DIN 4108-3) den Rahmen. Aber das ist nicht Neues, denn die zu nicht normierten Zeiten enstandenen historischen Bauweisen folgten ganz ähnlichem Wissen, was sich zudem über einen sehr langen Zeitraum nachprüfbar bewährt hat.
In der nachfolgenden Karte für Deutschland wird die Schlagregenbelastung nach den 3 festgelegten Beansspruchungsgruppen nach Gebieten aufgezeigt.
Unser Anliegen ist der konstruktive Holzschutz. Das Thema hier ist die Bedachtheit bei Baumaßnahmen an historischen Bauten, dabei an erster Stelle die Fachwerkbauweise. Die vorausschauende Erörterung der tatsächlich zu erwartenden Schlagregenbelastung hat bei der Planung eine entscheidende Rolle und oberste Wichtigkeit.
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Der Wunsch nach sichtbarem Fachwerk - es muß den Anforderungen dafür entsprechen |
Sichtbares Holzfachwerk ist in der Regel nicht dicht
gegen eine Schlagregenbelastung
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Das
WTA-Merkblatt 8-1-96, "Bauphysikalische Anforderungen an Fachwerkfassaden"
gibt unter 1.2 "Schlagregenschutz" Hinweise zu Fachwerksichtfassaden. Dabei
werden zwei Wege genannt: ein Schutz der Fassade durch Bekleidung, oder die
fachgerechte Ausbildung der Fugen zwischen Gefach und Holz. Hinzuweisen ist
auch auf die Forderung an gleicher Stelle, vorhandene konstruktive
Maßnahmen gegen Schlagregen, wie z.B. vorhandene Verkleidungen bei
nachfolgenden Bauarbeiten, unbedingt zu belassen. Andere konstruktive
Maßnahmen wie Auskragungen und Überstände mindern die
Belastung im Ganzen.
Ausschlaggebend ist neben der jährlichen Niederschlagsmenge die tatsächlich auf die Fassade auftreffende Wassermenge. Bis zu einer Grenze von 140 l/m 2 a sind keine Schlagregenschäden zu erwarten. Dies ist die Grenze zwischen den Beanspruchungsgruppen I und II, geringe und mittlere Schlagregenbelastung (Schlagregenbeanspruchung in der Bundesrepublik Deutschland nach DIN 4108-3, Anhang C). Bei jährlichen, höheren Wassermengen in der Beanspruchungsgruppe II ist an einem Sichtfachwerk regelmäßig mit Schäden durch eindringendes Regenwasser zu rechnen. Fachwerkfassaden bei mittlerer Schlagregenbeanspruchung erfordern einen Regenschutz durch Bekleidungen oder Putzsysteme. (H. Künzel, Der Feuchtehaushalt von Holzfachwerkwänden, Bauforschung für die Praxis Band 23, Fraunhoder IRB-Verlag, Stuttgart 1996, Seite 80, Tabelle 10). Aus unserer Praxis können wir Künzel´s Aussage voll bestätigen und mit Fällen aus unserer Schadenspraxis untermauern. Dabei sind die zusätzlich anfallenden (erhöhten) Tauwassermengen, die auf Innendämmungen zurückzuführen sind, nicht einmal einbezogen. Auch nicht berücksichtigt ist die Verstärkung der Schäden aus (zu) dampfdichten Farbbeschichtungen auf Gefach und Holz, geschweige denn die noch katastophaleren Folgen aus der (verbreiteten) dampfsperrenden Fugenversiegelung mit "modernen" Dichtstoffen! |
Unschwer zu vermuten, ist der verunsichernde Einfluß der praktischen Wirklichkeit einer stets zeitgeistig und komerziell durchdrungenen "Baumarktkultur" auf alle Baubeteiligten bis zum Bauherrn. Dem kann sich auch der professionelle Planer nicht entziehen. Darauf muß man sich also einstellen.
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allgemeine Bedingungen für Niederschlagswasser am außen sichtbaren Fachwerk |
Maßnahmen
(Neben günstigen Baumarkt-angeboten auch bewährtes Fachwissen nutzen! ) |
Bewertung:
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an der Fachwerkfassade | |||
Eine direkte und ausreichend starke Schlagregenbelastung führt
zwangsläufig zum Eindringen von Regenwassers in den Wandaufbau
(siehe
oben: ab Beanspruchungs-
gruppe II). Die Kapillarwirkung von Außenwandbaustoffen ermöglicht die Wasseraufnahme, ist gleichzeitig aber auch die Voraussetzung und Sicherheit für eine schnelle Trocknung. Waagerechte nach innen geneigte Spalten und Risse können Regenwasser einleiten, wogegen senkrechte und andere Risse, z.B. zwischen Holz und Gefach (weil an der kalten Seite) meist völlig unerheblich sind und deshalb offen bleiben können. |
Begrenzung der kapillaren Wasseraufnahme durch wasserabweisende oder wasserhemmende Putze |
![]() ![]() Nur wirksam im Gefachfeld. Die sich durch Risse ausbildenden Fugen zum Konstruktionsholz müssen offen bleiben |
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Farbbeschichtungen
und
Anstriche
zum Schlagregenschutz
- auf dem Gefachmauerwerk oder Putz |
![]() ![]() Wasserdichte bzw. wasserabweisende Anstriche sind relativ dampfdicht und bilden eine Dampfsperre auf der "kalten Seite". Dieser Baufehler wird zu Tauwasserbildung führen. Außenwandanstriche sind nur einsetzbar, wenn die Dampfdurchlässigkeit ausreichend hoch ist (geringer S d -Wert) |
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- und auf dem Holz |
![]() ![]() Anstriche sind am Nadelholz ein kurzzeitiger physikalischer Schutz, können jedoch bei geringer Dampfdurchlässigkeit schädlich werden. Bei Eche sind Anstriche nicht nötig. |
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Anmerkung: Alle Versiegelungs- und Dichtstoffe besondsers auch an den Fugen und Rissen sind wegen der Dampfdichtigkeit an der Außenfassade stets schadträchtig und deshalb unzulässig. Ein Ausweg sind z.B. vorgesetzte Leisten und gestopfte Dichtungen z.B. mit leicht bituminierten Hanfstricken oder Kalfaterband aus Hanf. Bezugsquellen: http://www.hanffaser.de / www.naturbauhof.de | |||
Vorsatzschale mit Hinterlüftung aus wasserundurchässigen oder stark abweisendem Material |
![]() Bei funktionierender Hinterlüftung ist es die konstruktiv einfachste aber zugleich sicherste Lösung |
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Bewährte Maßnahmen historischer Bauweisen | heutige Bewertung zu Nachbesserungen | ||
Auskragungen der Geschosse, Schleppdächer, Absatzdächer an der Fassade (Klebedächer) Dächer, Dachüberstände |
![]() Wirksame Lösungen, je nach Art und Weise, die sich seit Jahrhunderten bewährt haben. Sie waren nicht nur dem Planer an die Hand gegeben. Auch noch nachträglich kann heute hiermit erfolgreich nachgebessert werden |
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am Sockel | |||
Spritzwasser durch schnell ablaufendes Wasser von den oberen Fassadebereichen und Überlauf vom Dach. Hinderung der Trocknung durch zu nah wachsende Vegetation |
Herstellen der Spritzwasser-
freiheit mit Lage "Unterkante Grundschwelle" mind. 30 cm über "Oberkante Gelände" begleitet durch ein 40-50 cm breites tropfenbrechendes Schotter/Grobkiesbett neben mit Rasenbord, Wurzelschutz |
![]() Sehr wirksame Minderung nicht nur der Schlagregenfolgen |
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am Dach | |||
die Wasserführung | ausreichend dimensionierte Dachentwässerung und Entwässerung (winterbedingte Heizdrahtheizung an Staupunkten) |
![]() Sehr wirksame und ganzjährig jede Wetterbelastung abmindernde Maßnahme |
Wer bis hierher gelesen hat, dem sei noch gesagt, wir kennen mehr als einen Fachwerkhausbesitzer, der uns sein Leid über Feuchteschäden am Sichtfachwerk der Wetterseite geplagt hat: "Hätte ich doch nur nicht auf andere gehört und meine Wetterseite wieder wie ja zuvor gewesen verkleidet, so wie ich`s eigentlich, meinem gesunden Menschenverstand folgend, auch vor hatte. Tatsächlich wird sich oft die Denklmalpflege gegen Vorhandfassaden aussprechen, um z.B. ein Gesamtbild zu erhalten. Dagegen steht die Notwendigkeit, möglichst fehlerfrei - also schadensfrei - bauen zu müssen, wenn es nicht wirtschaftlich ein Faß ohne Boden werden soll. Das auf dem "Weg nach Rom" auch Umwege möglich seid, sollten sich Bauherr und Denkmalpflege gegenseitig zubilligen.
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Ein Beispiel, an dem man die tatsächliche Schlagwetterbelastung aber
auch die Historie dazu am Bild gut ablesen kann:
Foto: Rüpke (2006) |
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