Bewertung der schadensverursachenden Wirkung verschiedener
Salzionen
Ablagerungen am Bauwerk, ursächliche Zusammenhänge,
chemische Reaktionen und Schadfolgen
Bestimmungsschlüssel für
Schadsalze
Holz ist durch Salze in seiner Umgebung am Bau eigentlich weniger (in Form von Schäden) betroffen, als die mineralischen Baustoffe selbst, aus dem sie überwiegend gelöst werden. Die nach langer Einwirkung auftretende Mazeration (chemische Zerstörung) von Holz ist meistens nur oberflächig. Im Wohn- und Wirtschaftsgebäude tritt sie durch die Bildung schwefliger Säuren (z.B. bei einer Schornsteinversottung durch schwefelhaltige Brennstoffe in Verbindung mit Tauwasser), infolge der Anwesenheit von Salzen des täglichen Gebrauchs (z.B. im Streusalz, Räucherkammer, Pökelplatz) oder am Dachstuhl durch Sulfate aus dem Dachziegelmaterial bzw. aus Anstrichen (Flammschutz, Holzschutzmittelüberdosierung) auf.
Eine Mazeration ist auch als Folge von elektrolytischen Prozessen an nicht entkoppelten, verbauten Metallen (Spannungsreihe) an in deren Nähe verbautem Holz festzustellen.
Ein besonderer Fall: An dem Türrahmen aus Holz tritt eine Holzzerstörung durch Mazeration auf. Verantwortlich sind Salze nah verbauter verschiedener Metalle, die untereinander reagieren. Die Spannungsreihe zwischen verschiedenen Metallen ist hier der Auslöser. Zwischen den nicht entkoppelten Metallen kommt es zu elektrischen Spannungen. Die ziehen eine Elektrolyse nach sich. Die dabei enstehenden Salze zersetzen in der Folge das in dem betreffenden Bereich angrenzend verbaute Holz. Foto: Dr. Kürsten |
Im industriellen Bereich findet bei Salzbelastungen bevorzugt Holz (dann aber für alle Bauteile) in speziellen Baukonstruktionen Verwendung, weil alle anderen Baustoffe (Stahl und Bewehrungsstahl im Beton) entweder durch Korrosion angegriffen werden oder durch Volumenänderungen regelrecht "gesprengt" werden (Beton, Mauerwerk). So sind alle Gradierwerke aus Holz, ebenso Lagerhallen oder Silos für Streusalz.
Mazeration (chmeische Zerstörung) von Holzdachlatten durch schadträchige Salze aus gebrannten Dachziegeln, deren Ton vermutlich sulfathaltig ist. Foto: Dr.Kürsten |
Salzgradierwerk einer Saline. Holz ist hier der beste Baustoff.
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Im Detail: Die oberflächige faserige Ablösung ist die Folge der Mazeration des Holzes durch Steinsalz (NaCl) aus dem Gradierwerk (im linken Bild). Foto: Dr.Kürsten |
Oberflächige, meist weißliche Ausblühungen und Ablagerungen auf Putz, Mauerwerk und Beton sind untrennbar mit Feuchteverteilungen im Baustoff selbst verbunden. Oft werden Sie im Zusammenhang mit Unwissen allen möglichen volkstümlichen Begriffen zugeordnet, wie "Schwamm, Mauerschwamm, Salpeter, Mauersalpeter" und anderem. In der Folge kommt es nach Ablagerungen und Ausblühungen in diesen Bereichen recht zügig und dann (nachhaltig) anhaltend zu Abplatzungen, manchmal auch zu regelrechtem schichtenweisen Abheben (Kristallisationsdruck) des Baumaterials. Durch Lösung von Bindemitteln im Mörtel kann auch das Traggefüge z.B. des Mauerwerks betroffen sein.
Rot angelegt sind die bereits fehlenden Fachwerkbalken, die nach Schäden infolge der Feuchteverteillung im Mauerwerk verloren gingen. Die durch Spritzwasserbelastung am Mauerwerk sich ständig erweiterenden Ausblühungen waren neben der Zerstörung des Ziegelgefüges der Grund, warum die Feuchte im Mauerwerk aufsteigen konnte und schadträchtig gegenüber dem Holz wurde. Das nasse Mauerwerk bedingte hier die hohe Ausgleichsfeuchte der Fachwerkbalken. Dadurch erreichte die Holzfeuchte nachhaltig so hohe Werte, dass ein Pilzbefall, und durch diesen Holzzerstörung möglich war. Foto: Rüpke |
Ursache ist dort infolge chemischer Prozesse im Zusammenhang mit anwesendem freiem Wasser eine Vergrößerung des Volumens oder eine andauernde Veränderung des Volumens durch umkehrbare chemische Prozesse, die mal zur kristallinen Ablagerung, dann wieder zur Lösung der abgelagerten Stoffe führen.
Beides zerstört einen Bereich des betroffenen Baumaterials und hat auch Einfluss auf angrenzende Holzbauteile.
Wenn dann keine Beseitigung der Ursachen erfolgt - zuerst die Trockenlegung - nimmt die Feuchteverteilung im "ausblühenden" Bereich zu. In diesem Bereich verbautes Holz geht "zwangsweise" in eine höhere Ausgleichsfeuchte. Mit Erreichen einer Holzfeuchte ab ca. 25 % beginnt die Menge freien Wassers als Bedingung für einen Pilzbefall ausreichend zu sein. Ein danach eintretender Pilzbefall ist dann eine indirekte Schadfolge der Feuchteschäden infolge von Salzen im Mauerwerk. Es ist eine Art "Schadenskaskade".
Zuerst auslösend war vielleicht Spritzwasser oder andere Wasserschäden. Erreicht die Salzausbreitung aufgrund kapillar aufsteigender Feuchteverteilung höhere (eigentlich trockene) Mauerwerksbereiche, wird freies Wasser aufgrund des Lösungsdruckes der Salze hygroskopisch aus der Luftfeuchte gewonnen. Die zu erreichende Höhe weicht wegen der Salzlösung im Mauergefüge weit von dem durch den normalen Luftfdruck bestimmte mögliche Steihöhe ab. Elektische Ladungen ermöglichen eine das Wasser "hochpumpende" Wirkung.
Konstruktionsholz in sonst ausreichend trockenen Zonen kann über versalztes Mauerwerk durch freies Wasser geschädigt werden. | Dabei ermöglichen die gelösten Salze dem Wasser im Mauerwerk kapillar höher aufzusteigenden, als der Luftdruck zulässt. | Im Fachwerk verharrt die Versalzung im jeweilig betroffenen Mauerwerksgefach. Wird der unterbrechende Balken z.B. nach Pilzzerstörung entfernt und durch Mauerwerk ersetzt, können sich Salz und freies Wasser weiter in höhere, sonst trockene, Bereiche ausbreiten. |
Es gibt aber auch harmlosere Zustände, nicht zuletzt dadurch, dass viele Baustoffe an sich schon dazu neigen, Ausblühungen oder Ablagerungen als Folge der Verarbeitung (z.B.Verblendmauerwerk) oder der Umgebungsbedingungen zu bilden (z.B. Spritzwasserbereich am Sockel).
Bei Ausblühungen handelt es sich meist um Sulfate, Chloride und Carbonate. Manche Ausblühungen sind u.U. relativ einfach mechanisch unter Zuhilfenahme von Wasser zu entfernen (z.B. durch abbürsten).
Ein "K(r)ampf" gegen die Tausalzschäden am Sockelputz. Foto: Rüpke |
Nitrate im Mauerwerk (Salpeter) außen an der Wand eines Festsaales (Pissecke) Foto: Rüpke |
Nitrat versetztes Mauerwerk an der Außenseite eines Schweinestalls. Foto: Rüpke |
Stets sind Ausblühungen ein Zeichen für weitergehende Schädigungen des Bauteils. Wird die Ursache der Schädigung (z.B. Quelle der Durchfeuchtung) nicht beseitigt, treten die Ausblühungen vermehrt und immer wieder neu auf.
Nitrate im Mauerwerk machen dessen Austausch erforderlich. Foto: Rüpke |
In wenigen Fällen, besonders an älteren und ländlichen Gebäuden, handelt es sich bei Ausblühungen um Nitrate (Mauersalpeter). Bei der Anwesenheit von Nitraten im Mauerwerk folgt eine Zerstörung des Putzes und / oder Mauerwerks, dies geschieht durch Volumenvergrößerung im Materialinneren.
Dieser Prozess wird durch die hygroskopischen Eigenschaften des Ziegelmauerwerks zu einer "unendlichen Geschichte". Alles anbei verbaute Holz wird unter der dauernd vorhandenen Feuchteverteilung durch eine hohe, sich daran sich anpassende Holzfeuchte in Mitleidenschaft gezogen - und dies an einer Stelle, wo sonst niemals eine schadträchtige Situation für das Holz anzunehmen gewesen wäre!
Zur Behebung derartiger Schäden ist nur noch das restlose Entfernen der nitratbefallenen Mauerwerksteile erfolgreich.
Ausblühungen können immer nur dann entstehen, wenn eine entsprechende Feuchtigkeit vorhanden ist. Wenn das Bauteil restlos ausgetrocknet ist, können nachträglich kaum noch Salze nachkommen und zu Schädigungen führen. Es sei denn, es liegen Baufehler vor, wodurch immer neue Feuchtigkeit in das Bauteil geführt wird. Bei älteren Gebäuden fehlt oft eine horizontale Feuchtigkeitssperre, wodurch aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Boden in das Mauerwerk eindringen kann (die zusätzlich auch noch weitere Salze enthalten kann).
Die Frage stellt sich: was ist tolerierbar, was folgt an weiteren Maßnahmen?
Das WTA-Merkblatt 4-5-99 in der Tabelle 8 hat dazu Richtwerte angegeben:
Belastung durch o.a. Salze | Maßnahmen durch Sanierputze nach WTA WTA Merblatt 2-9-04 | einzelne Schichtdicken (mm) | Anmerkungen |
gering |
1. Spritzbewurf
2. Sanierputz WTA |
≤ 5
≥ 20 |
Spritzbewurf i.d.R. nicht deckend aufbringen, nur volldeckend wenn es der
Hersteller es fordert . Bei Sulfatbelastung sollte der Spritzbewurf im
Bindemittel sulfatbeständig sein.
Das WTA Merblatt 2-9-04 "Sanierputze" gibt unter 8.2.2 Vorgaben für die Gesamtschichtdicken. |
mittel bis hoch |
1. Spritzbewurf
2. Sanierputz WTA 3. Sanierputz WTA |
≤ 5
10 - 20 10 - 20 |
|
1. Spritzbewurf
2. Porengrundputz 3. WTASanierputz |
≤ 5
≥ 10 ≥ 15 |
||
Quelle: WTA-Merkblatt 4-5-99/D, Tabelle 8, Wissenschaftlich Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege |
Im Labor wird, um anhand von Bohrkern oder Bohrmehl etc. nach Wasserauszug die Salzbelastung zu klären, der Gesamtsalzgehalt an der spezifischen Leitfähigkeit ermittelt, der Anionengehalt (Chloride, Nitrate oder Sulfate) durch nasschemische, photometrische bzw. ionenchromatographische Analysen und der Kationengehalt durch nasschemische- bzw. Atomabsorptionsanalysen. Die Feststellung der Salzart erfolgt an der Salzzusammensetzung durch Röntgendiffraktometrische bzw. infrarotspektroskopische Analysen. (WTA-Merkbaltt 4-5-99, Tabell 6, Laboruntersuchungen - Salzgehalt).
Es gibt daneben einfache praktische Möglichkeiten, um die Anwensenheit von Carbonaten, Nitraten, Chloriden und Sulfaten anhand von Teststreifen (z.B. MERCKOQUANT® ) durch Farbreagezien qualitativ (und dabei auch noch gleich quantitativ eingegrenzt) aufzuspüren bzw. nachzuweisen. Dem Praktiker hilft dies, aus bereits bekannten Schadenszusammenhängen sich ein Lagebild zu machen. Diese Zusammenhänge sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst.
Im Folgenden ist ein kleiner Schlüssel für den Praktiker zusammengestellt, um vor Ort Salze qualitativ bestimmen zu können und um sich eine erste Übersicht zu verschaffen. Daneben sind moderne "high-tech"-Produkte als Farbreagenzien-Nachweis im Chemiehandel (z.B. Fa. VWR, Bestellmöglichkeit von MERCKOQUANT® ) angeboten, die eine eigene halbqualitative und quantitative Laborarbeit überflüssig machen. Dadurch wird auch erstmals eine schnelle Handhabung schon auf der Baustelle ermöglicht.
In vielen Fällen helfen diese technisch ausgereiften und einfach zu bewerkstelligenden Nachweise, um - wenn daneben das Wissen um die Schadenszusammenhänge vorhanden ist - die Schadensursachen besser erkennen zu können.
Damit kann u.U. Geld für aufwändige Laboranalysen erspart werden. Denn der Bauherr sucht eine einfach handhabbare Lösung für sein Bauschadensproblem.
Kleiner Bestimmungsschlüssel für Schadsalze zur praktischen Handhabe vor Ort | |||
Probenmaterial | Nachweistätigkeit | Reaktionen | |
Teststreifen für | Nachweisabstufung in der Quantität | Best.-Nr./St./ca.? | |
1
Löslichkeit in Wasser |
Probe in destilliertem Wasser lösen |
löslich-
-> 3
(Testlösung aufteilen in 4 Reagenzgläser für folgende weitere Nachweise) |
schwerlöslich --> 2 |
2
Nachweis der Carbonate |
mit verdünnter Salzsäure betupfen |
schäumt auf
--> CaCo 3 Calciumcarbonat (Kalkstein, Marmor, Kreide) |
keine Aufschäumung
--> CaSO 4 Calciumsulfat (Gips) |
3
pH-Nachweis |
einige Tropfen Phenolphtalein zugeben |
positive Farbreaktio
n = rot (hoher Ph-Wert) basisch, alkalisch
--> Anwesenheit von Carbonaten, z.B. K
2
CO
3
Kaliumcarbonat (Pottasche)
|
negative Farbreaktion
= niedriger Ph-Wert sauer, nichtalkalisch
--> 4a) 4b) 4c) |
4a)
Nitratnachweis |
a)
Nesslers Reagenz
b) Im 2. Reagenzglas einige Kristalle Diphenylamin in verdünnter Schwefelsäure lösen, Reagenzglas mit Probe schräghalten und 2. Glas einfüllen |
a)
braune bis tomatenrote Ausfällung
= Positiv
b) blaue Färbung = positiv --> Anwesenheit von Nitraten, z.B. Ca(NO 3 ) 2 Calciumnitrat |
. |
Nitrat-Test
Merckoquant® |
10 - 500 mg/l,
10-25-50-100-250-500 mg/l NO 3 - /I |
1.10020.0001
100 Stck 17,80 EUR |
|
4b)
Chloridnachweis |
Probe mir verdünnter Salpetersäure versetzen. Dann einige Tropfen Silbernitratlösung hinzufügen. |
weißer Niederschlag
= positiv
--> Anwensenheit von Chloriden, z.B. KCI Kaliumchlorid, NaCl Natzriumchlorid, MgCl 2 Magnesiumchlorid |
. |
Chlorid-Test
Merckoquant® |
500 - 3000 mg/l,
500-1000-1500-2000-3000 mg/l Cl - /I |
1.10079.0001
100 Stck 21,25 EUR |
|
4c)
Sulfatnachweis |
Probe mit verdünnter Salzsäure versetzen. Dann lösen der Salze durch schütteln. Einige Tropfen Bariumchloridlösung hinzufügen. |
weißer Niederschlag, weißes unlösliches Bariumsulfat fällt aus
=
positiv
--> Anwesenheit von Sulfaten, z.B. K 2 SO 4 Kaliumsulfat, Na 2 SO 4 Natriumsulfat, MgSO 4 Magnesiumsulfat, Ca 2 SO 4 Calciumsulfat |
. |
Sulfat-Test
Merckoquant® |
200-1600 mg/l,
200-400-800-1200-1600 mg/l SO 4 ²/I |
1.10019.0001
100 Stck 18,30 EUR |
Bezugsquelle Chemikalien:
http://www.sigma-aldrich.com/
Bezugsquelle Merckoquant® Teste:
http://de.vwr.com/app/Home
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