Verbraucherberatung rät Kaufinteressenten, uns als Fachberater hinzuzuziehen
Ein in städtischer Bebauung gelegenes idyllisches Haus in Ziegelbauweise stand zum Verkauf, und ein Interessent kam über die Verbraucherberatung zu uns. Er wollte von uns eine fundierte, kaufentscheidende Aussage zu den Schäden, besonders hinsichtlich Schimmel und Pilzbefall haben. Lohnt sich der Kauf?
Das Haus war teilweise bewohnt, teils wegen dort lagernden Mülls aber unzugänglich. Für das von einer Wohnungsbaugesellschaft (100% in öffentlicher Hand) bewirtschaftete Gebäude lag augenscheinlich ein mangelhafter, nicht bewohnbarer Zustand vor. Erstaunt hörten wir den stolzen Kaufpreis.
Es waren Reparaturen zu erkennen: Das Kellermauerwerk war teilweise neu isoliert, Fußbodenbereiche waren erneuert, das Dach war an mehreren Stellen ausgebessert, die Schornsteine über Dach instandgesetzt, Fugenausbesserungen an der Ziegelfassade vorgenommen, an den Innenwänden flächig der Putz ausgebessert und die Fenster teilweise erneuert. Trotzdem gab es noch erstaunliche Schäden: Ausblühungen und marode Verfugung, Fenster, Türen und Geschosstreppen waren überwiegend desolat, die Feuerstätten und Schornsteine im Gebäude nicht brauchbar, die Fußböden mit (dampfdichten) PVC Belägen versehen (aus bauphysikalischen Gründen auf Holzbalkendecken eigentlich nicht zulässig), Schimmelpilzbefall im OG, an den Fensterinnenseiten und an den Außenwänden im EG. Im Keller fanden wir den "Braunen Kellerschwamm", was auf hohe Feuchten hinwies, und alle Kellerräume hatten sichtbar keine Lüftung mehr.
Außerdem ließen die ausgebesserten Fußböden auf Feuchteschäden in der EG Decke schließen. Dort waren Schäden durch holzzerstörende Pilze möglicherweise schon angelegt. Wegen sichtbarer Rattenlöcher war mit Vorhandensein von entsprechenden Gängen und ihren Bewohnern zu rechnen.
Und dann war da noch ein besonderer Effekt für den Käufer zu berücksichtigen: wegen der vorgefundenen Indizien für eine Kleintierzucht in den Wohnungen war mit später auftretenden Kalamitäten von Vorratsschädlingen zu rechnen.
Erfreulicherweise konnte kein Holzschutzmitteleintrag aus Chlorverbindungen nachgewiesen werden. Das sichtbare Dachgebälk wies auch keine Anzeichen von Insektenbefall auf.
Infolge des beachtlichen Schimmelpilzbefalls war das Haus für Wohnzwecke ohne eine Sanierung nicht mehr nutzbar. Aus gesundheitlichen Gründen hätte das Gebäude durch den Eigentümer gegen Zutritt gesperrt und verschlossen werden müssen. Als Sofortmaßnahme war ein großflächiges Entfernen des Befallsbereiches unter ausreichenden Schutzmaßnahmen, wie Schutzkleidung und Mundschutz für die Ausführenden angezeigt. Unter Einschaltung eines Sachverständigen waren die Ursachen für den Pilzschaden zu erkennen und zu beseitigen. Als Folge von Durchfeuchtungen und von Kleintiernutzung (Pilzbefall und auch Vorratschädlinge in dem Einschub) mussten wir empfehlen, die Geschossdecken in Teilen aus mineralischem Material zu erneuern. Außerdem waren Bekämpfungs- und Vorbeugemaßnahmen gegen Ratten nötig.
Die bauliche Instandsetzung des Gebäudes hätte umfangreiche Maßnahmen erforderlich gemacht, die von den Kosten her einem Neubau nahekommen wären. Gegen ein Honorar von unter 700 DM traf der Kaufinteressent die fundierte Entscheidung, ohne innere Unruhe von einem Kauf Abstand zu nehmen.