Holz im regenreichen Norden

Deckelschalung
Konstruktive Grundregeln zur Herabsetzung der Schlagregenbeanspruchung
Infos für Selbermacher
Fast vergessen - Dacheindeckung und Wandverkleidung mit Holzschindeln
Holzschindeln-Manufakturen

Deckelschalung

In den Gebirgs- und Mittelgebirgslagen ist die Verkleidung von Bauwerken mit Holzfassaden traditionell weit verbreitet. Sicher wird dies durch den regionalen Holzreichtum begünstigt, aber die bekannt rauhe Wetterlage in diesen Breiten deutet darauf hin, dass Holzverschalungen an Bauwerken sich hier bestens bewährt haben und auch augenscheinlich wenig schadensanfällig sind.

Berghütte mit Stall in Westnorwegen. Beide wurden mit örtlicher Kiefer bzw. Fichte mit nur konstruktivem Holzschutz erbaut. Sie dienen heute noch als Sommerhäuschen. Foto: Rüpke
Neues Sommerhäuschen in traditioneller Bauweise mit Erddach mit nur konstruktivem Holzschutz. Die verwendeten Materialien entstammen dem Baumarkt und der Umgebung. Foto: Rüpke

Besonders interessant ist die frühere Verwendung unbehandelten, sägerauhen Holzes als Brettware in recht großen Dimensionen. Die damals verbauten Bretter in Abmaßen von 30-40 cm Breite sind heute kaum mehr am Markt beschaffbar.

Als Holzart ist z.B. im Harz die Tanne und später die Fichte an erster Stelle. Diese Holzarten haben an den Außenwänden traditioneller Harzhäuser bereits viele Generationen und auch maches offene Nadelholzfachwerk überlebt. Fichte und Tanne, im Regenschatten schwarzgrau und an der Wetterseite fast silbrig ausgewaschen, beweisen uns hier, dass Nadelholz mit ausreichend Schlagregenschutz ohne jeden Anstrich länger haltbar ist, als wir es von heutiger Baumarktware zu kennen gewohnt sind.

Nach Jahrzehnten ist das Grasdach verwildert und von Bäumen bewachsen. Die Birkenrinde verliert durch Verwurzelung und nach Abbau der wirksamen Inhaltsstoffe die Dichtigkeit. Foto: Rüpke
Ein Grasdach will stetig instand gehalten werden, wobei der Zyklus durch die Auswechslung der Birkenrinde bestimmt war. Die hier eingebaute PE-Noppenbahn ersetzt heute die Birkenrinde. Foto: Rüpke

Die Gründe für Erfolg und Versagen liegen an der Gestaltung der Umgebungsbedingungen und der Beachtung von konstruktiven Erfordernissen. Eine wirksame, langlebige Holzverschalung gewinnt mit der Zielvorgabe, Wasser schnell und ohne Staunässe vom Bauwerk weg abzuführen. Nur so kann die Verschalung regelmäßig wieder schnell und nachhaltig trocken. Ist das Holz (so einfach) geschützt, bleibt auch das Haus trocken.

Auch beim Neubau ist die Birkenrinde noch unterhalb der PE-Folie vorhanden, nun als Tropfkante. An den Ortgangbrettern und Windrispen sind an eben liegenden Stößen die Oberseiten mit Blech gegen Wasser geschützt.

Ein chemischer Holzschutz ist an Fassadenschalungen grundsätzlich nicht nötig. Nur die Anfälligkeit von Anstrichen erfordert u.U. einen Bläueschutz. Richtig geplant und gebaut, sind Anstriche auf Holz .

Konstruktive Grundregeln zur Herabsetzung der Schlagregenbeanspruchung

Dachüberstand nach Gebäudehöhe
Bei hoher Bauweise geschossweises Auskragen nach oben hin
Sockelbereich muss 30 cm hoch frei bleiben, Spritzwasserzone
Spritzwasserschutz am Sockel ausbilden
Abdichtungsmaßnahmen bis unter die Schalung führen (DIN 18 195 u.a.m)
Schlagregen muss zügig, ohne Stau ablaufen können
Holzart je nach der Beanspruchung im Einzelfall wählen (z.B. in der Gefährdungsklasse 2-3 die Dauerhaftigkeitsklase 3-4, etwa Lärche, Douglasie, bei gutem Wetterschutz auch Tanne, Fichte möglich (Kiefer wegen Bläuegefahr meiden). Regional Bewährtes immer vorziehen !
Rechte und linke Seiten der Bretter vorsortieren, um durch nachträgliche Formänderungen entstehende Fugen klein zu halten (Obacht! Profilierte Bretter haben hierbei gegenüber sägerauhen Nachteile)
Verschalung muss wirksam hinterlüftet werden
Fugen müssen zwar dicht, aber genug weit sein, um kapillaren Wasserstau zu vermeiden (Wasser schießt in Quetschfuge und erzeugt Staunässe)
Holzfasern sollen in der Wasserabführrichtung verlaufen
Tropfkanten mit unterseitig eingelassener Nut und Ablauf mit Gefälle an waagerechten Einbindungen
Mögliche Brettlängenstöße müssen mit Abstand überlappen und eine scharfe Tropfkante haben
Spritzwasserfallen in Fensternischen sind durch ausreichenden Vorstand zu vermeiden
Hier ist kein chemischer Holzschutz nötig, keine Schädigung durch Insekten zu erwarten !

Hinterlüftete Holzfassaden, aber auch richtig konstruierte Zäune, Pergolen usw., die immer wieder schnell austrocknen können, benötigen, soweit kein Bodenkontakt gegeben ist, keinen chemischen Schutz gegen Pilzbefall. Dies wurde unter anderem in einer von der Bundestiftung Umwelt geförderten Studie über Lärmschutzwände aus Holz nachgewiesen. Eine Schädigung durch holzzerstörende Insekten ist nicht zu erwarten und kommt bei freier Bewitterung nur dann vor, wenn gleichzeitig Pilze tätig sind. Lediglich Wespen schaben häufig die Holzoberflächen ab, um Baumaterial für ihre kunstvollen Nester zur gewinnen.

Zur Konstruktion die bewährten Angaben aus der Fachliteratur beachten. Historische Verschalungen der regionalen Bauweisen können oft einfacher und wirksamer sein. Achten Sie mal darauf.
Klassische einfache waagerechte Holzverschalung neuerer, regional typischer Siedlungsbauweise Hier fehlt der Giebeldachüberstand kleinformatige Profilbretter werden der Witterung nicht lange trotzen

In der näheren Umgebung findet sich nun bei einem Spaziergang die Möglicheit, verschiedenste Holzfassaden anzuschauen. Dabei wird nun Ihr Blick auf einige Details fallen. Sind die Giebelüberstände ausreichend, ist der Sockelbereich spritzwassergeschützt, wie sind die Bretter an Stoßstellen verbaut - kann das Wasser schnell entlang der Faser ablaufen und über die Kanten tropfen? Wie sieht es an den Fenster aus - schützt die Fassade sie, ist die Fensterbank mit Tropfkante genügend überstehend? Dann wird Ihr Blick auch auf die Farbgestaltung fallen. Sie werden natürlich vergrautes Holz erleben und bei genauerem Hinsehen den aussichtslosen Kampf der "honiggelbes-Holz-will-ich-haben-Liebhaber" gegen die Gesetze der Natur entdecken.

Infos für die Selbermacher

Literatur zum Thema "zeitgemäße Holzfassaden"
Holzfragen.de zum Thema
Holzartenwahl
Dachüberstand
rechte und linke Seite an Brettern?
geschossweises Auskragen
Spritzwasserzone
Spritzwasserschutz
Fenster und Spritzwasser
Abdichtungsmaßnahmen
Die Broschüre der Holzforschung Austria gibt neben dem Stand des Wissens die aktuellen Ergebnisse eines Fassaden-Projektes wieder. Sie erfahren Wissenwertes über unterschiedliche Holzmaterialien, richtige Oberflächenbehandlung, Befestigung und Montage. Beispiele und die wichtigsten Konstruktionsregeln werden aufgeführt. Preis: 38,50 Euro (plus Versand; Verkauf bzw. Versand nur gegen für uns spesenfreie Bezahlung). Beispielseiten: Inhaltverzeichnis , Material , Detailansicht  und das Bestellformular
Beispielhafte Bauanleitungen für den Selbstbauer
Teil 1 - Holzfassade - das schafft auch der Heimwerker
Teil 2 - Vorgehängte Holzfassaden - eine Selbstbau-Anleitung

Fast vergessen - Dacheindeckung und Wandverkleidung mit Holzschindeln

Zeitstillstand: erhalten gebliebenes, mit Holzschindeln gedecktes Fachwerkhaus in Sachsen (Foto aus: Bauen und Landschaft Sachsen e.V.)
Prachtvoll instandgesetztes Gebäude mit Holzschindeldach und Giebeverschalung (Foto aus: Bauen und Landschaft Sachsen e.V .)

Die im kälteren Europa traditionelle Verwendung von Holzschindeln für den Wetterschutz von Gebäuden demonstriert einmal mehr die natürliche Beständigkeit von chemisch nicht geschütztem Holz auch unter extremer Witterungsbelastung. Die Voraussetzungen dafür sind allerdings zum einen die richtige Auswahl und Bearbeitung des Holzes (z.B. Fichte, Lärche, Eiche) und zum anderen eine geeignete Konstruktion. In Schnitt hält eine entsprechend gebaute Schindelfassade 70 bis 100 Jahre, eine mehrschichtige Lärchenfassade ohne weiteres 150 Jahre. Wegen dieser langen Lebensdauer rechnet sich eine Schindelfassade wirtschaftlich, auch wenn sie je qm zwischen 140 und 250 Schweizer Franken kostet.

Asbestplatten verbergen die alte historische Deckung aus Holzschindeln (Norwegen). Foto: Rüpke
Einer der letzten Schweizer Schindelmacher, Peter Müller, ( http://www.holzschindeln.ch/firma.htm ) berichtet:

"Zum Schindelnmachen braucht es alte Bäume, 100 bis 200 Jahre sollten sie idealerweise zählen, in mittlerer Höhe auf 800 bis 1200 m und vom Jahrringverlauf ruhig und gleichmäßig gewachsen sein."

Das Aussuchen und Aufspalten (bei gesägten Schindeln werden zu viele Holzzellen angeschnitten!) ist eine Handwerkskunst. (Quelle: Klein, S. 2000. "Schindeli-Müller", einer der letzten Schindelmacher. Holz-Zentralblatt 126 (120), S. 1616)

Ausführliche Informationen zu allen Aspekten der Verwendung von Holzschindeln finden Sie auf der Homepage der Firma Theo Ott: http://www.holzschindeln.de/ . Ebenfalls sehr informativ sind die Seiten von Beyer Holzschindel in Österreich ( http://www.holzschindel.at/ ), u.a. mit Konstruktionsskizzen und einem kleinen Quiz.

Holzschindeln

Holzart: Eiche, Buche, Fichte, Tanne, Lärche, Kiefer und Zerdernarten
Die DIN 68119 "Holzschindeln" definiert die Schindelarten und Holzschindelsdeckungsweisen.
Die übliche Schindelformen:
- Nutschindel mit gleichblei-bender Dicke (parallel)
- Nutschindel (keilförmig) Schindelfuß dicker als -kopf
Zier- bzw. Schuppenschindeln
- mit gebrochenen Ecken
- mit halbrunden oder rechteckigen Fassungen
- in Segment- oder Rautenform
- in symmetrisch schräger Schwarzwaldform
Maße: b = 4-10, l = 15-30 cm

Betagte aber intakte Holzschindeln an der Hauptstraße in Furtwangen. Natürlich, silbergrau schattiert, unbelastet von honiggelben Lasurgemixe halten sie noch jedem Wetter stand. Diese Fotos, aus der Not heraus, einen Film vollzumachen, verdanken wir: Martin Hupfer

Holzschindeln - Manufakturen / Handwerksbetriebe

Wir haben weitere Produzenten von Holzschindeln aufgespürt ( alle Angaben ohne Gewähr ) und hernach für Sie zusammengefasst und freuen uns, wenn diese Liste durch Ihre Mitteilung ergänzt werden kann:

In Deutschland gibt es die kleine Holzschindel-Manufaktur Markus Bischof in Fritzlar (Hessen). Dort werden in handwerklicher Tradition Holzschindeln in den Holzsorten Eiche und Buche (?) gesägt:
- in verschiedenen gängigen Formaten und Formen - nach DIN 68119 Güteklasse 1 beidseitig auf Mass gehobelt
- garantiert ohne liegende Jahresringe, weder ansatzweise noch durchgehend
- wesentlich stärker als die DIN 68119 vorgibt
- auf der Oberfläche fast ohne Bearbeitungsspuren
- luftgetrocknet nach der Produktion
(die Materialkosten liegen pro m 2 bei etwa 40 - 50 Euro)
Der Grasser Christian (BZ / Südtirol) bemüht sich seit nunmehr fast 10 Jahren, die in Südtirol weit verbreitete Tradition des "Schindelkliabns" (Schindelspaltens) neu zu beleben und weiterzuführen.
Der Grasser Christian fertigt
- Holzschindeln ausschließlich Lärchenholz. Holzdachrinnen aus Lärchenholz, rustikal gehackt oder gefräst, in den Längen von 2 bis 7 m in verschiedenen Querschnitten und
- traditionell geflochtene Lärchenholzzäune aus gespaltenen und gespitzten Lärchenzaunlatten in Längen vom 90 cm bis 1,50 m.
Petr Rehák`s Holzschindeln Manufaktur aus Karolinka / Tschechien produziert, liefert und montiert nach Form und Art regional anpasst in traditioneller Herstellung gespaltene Holzschindeln.
Petr Rehák`s handgespaltene und handgeschabte (nicht gehobelte) Dach- und Wand- Holzschindeln werden nach hundertjähriger Technologie in verschiedenster Art hergestellt:
- Sichtflächen glatt abschabt mit abgeschnitten Kanten oder
- Sichtflächen nur gespalten, als
- Rundschindel
- Standardschindel
- Schwarzwaldschindeln

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