InsektenDa fällt einem die Decke auf den Kopf...
Zum Glück spielten die Kinder gerade draußen, als es passierte: In
einem Kinderhort, untergebracht im EG eines Mehrfamilienwohnhauses, stürzte
der Deckenputz der Küche mit Getöse herunter. Wasserschäden im OG
waren eindeutig die Ursache der Putzablösung im EG. Im Zuge der Untersuchungen
zum Putzabsturz wurde auch eine zur Außenwand hin erhöhte Feuchte
gemessen. Eine Überprüfung dieser Bereiche im 1.OG wurde von uns
empfohlen, denn wir hatten die erschreckten Eltern der Kinder vor Augen. Gab es
etwa noch ganz andere Schäden an der Deckenkonstruktion?
Die freigelegten Auflager waren ebenso wie die Deckenbalken völlig marode. Kein Holz mehr im Auflager! Man konnte mit dem Stichel ganz durchstechen. Der nächste Deckenbalken war durch Hausbockbefall zerstört. Das gesamte Splintholz der Fichtenbalken (18 x 24 cm) war bis auf einen verbliebenen Restquerschnitt von 12 x 12 cm völlig durchlöchert. Die Zugverankerung an der Außenwand war ohne Mühe aus dem Mulm ablösbar. Weiterhin war eine starke Holzzerstörung durch Braunfäule in Verbindung mit nachgefolgtem Nagekäfer und einem Hausbockbefall sichtbar. Im trockenen Bauschutt fanden wir alte Mycelreste vom Echten Hausschwamm, an anderer Stelle ein altes Flächenmycel vom braunen Kellerschwamm. Alles andere Pilzmaterial war im Laufe der Zeit durch Insekten aufgezehrt worden. Angesichts der schweren Schäden an den Deckenbalken im Auflager durch Braunfäule sowie im Deckenfeld durch Hausbockbefall konnte es nur heißen: sofort sperren und Maßnahmen zur Sicherung einleiten! Die Deckenbalken bestanden aus splintreicher Fichte und hatten eine Holzfeuchte raumseitig von 10% zunehmend zur Außenwandseite bis 18%. Im feuchteren Bereich des Wandauflagers hatte der Befall holzzerstörender Pilze zum Schaden geführt. Zur trockneren Raumseite hin waren holzzerstörende Insekten die entscheidenden Schadfaktoren gewesen. Ein defektes Fallrohr auf dem Balkon war wahrscheinlich eine Ursache für einen früheren Feuchteeintrag gewesen. Die Insekten hatten durch die großen vorhandenen Spalten der besäumten Dielung (keine Nut + Feder) an jeder Stelle des Raumes Zugang in den Deckenhohlraum finden und ihre Eier dort ablegen können. Ein aktiver Befall konnte nicht nachgewiesen werden. Das war nicht verwunderlich, denn das eingebaute Holz war weitaus älter als 60 Jahre und damit für den Hausbock praktisch nicht mehr verwertbar. Außerdem war das für die Insekten interessante Splintholz ohnehin weitestgehend weggefressen worden. Für einen aktiven Pilzbefall fehlte an den untersuchten Stellen die nötige Feuchte (gemessen 10 - 18 %). Das musste allerdings nicht heißen, dass es nicht an anderer Stelle einen Befall geben konnte - die gemessenen Feuchten im Lehmschlag von >20 % HFÄ war nach unserer Erfahrung schon ausreichend. Dazu kamen diverse Feuchteeinträge, die sich an anderen Stellen zeigten. Weitere Untersuchungen wurden zurückgestellt. Das Gebäude soll demnächst grundlegend modernisiert werden. [zurück zur vorigen Seite ] [zurück zur Übersicht ] home |