Bei der zur Zeit im Handel befindlichen Lärche handelt es sich meist um europäische Lärche mit rötlichem Kern (Larix decidua) aus heimischer Waldwirtschaft unterschiedlicher Lagen oder um die im Kern mehr gelbliche sibirische Lärche (Larix sibirica), die aus Westsibirien stammt, möglicherweise aus Raubbau, der einzigartige Urwälder durch Holzschlag bedroht. Etwa 30% des Holzes aus Westsibirien stammt aus illegalen oder verdächtigen Quellen. (Angabe: WWF ). Letztere hinterlässt in einer höchst sensiblen Landschaft tiefe Narben, die sich auch nach Jahrzenten nicht schließen werden.
Gewaltig, die Menge deutscher Holzimporte aus Osteuropa. Vermutet wird ein
hoher Anteil (bis zu 50%) aus illegalem Einschlag.
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Sibirische Lärche - ein nachgefragter Rohstoff aus meist noch wenig berührter Natur...
Die Nachfrage für Sibirische Lärche kann Begehrlichkeiten bedienen. In den Wuchsgebieten, z.B. im 7000 km entfernten Raum Irkutsk verlangt der Einschlag anscheinend weniger nach entsprechenden gesellschaftlichen Möglichkeiten. In "Wildem Osten" bieten sich so profitable Geschäfte mit Sibirischer Läche an. Wie bei jedem Geschäft, es muß dazu, z.B. in Deutschland eine besondere Nachfrage bestehen. Der Zugang zum Holz ist in den Weiten Sibiriens anscheinend einfacher möglich, als wir es uns nach unserer Rechtsordnung vorstellen können.
Die vermutlich wenig verlässliche Rechtsordnung und eine oligarisch aufgebaute kapitalistische Wirtschaftsform eröffnen in Russland und der Mongolei anscheinend zunehmend Möglichkeiten oder den Anstoß dazu, auch zuvor unzugängliche Bestände an Sibirischer Lärche zu vermarkten. Obgleich der riesigen Entfernungen (> 7000 km) , ist es trotzdem profitabel in Europa am Markt.
Wie kommt es zu der auffälligen Nachfrage nach Sibirischer Lärche?
Grundlage aller Geschäfte ist die Nachfrage. Wer Sibierische Lärche verkaufen will, muß eine Nachfrage bedienen können. In Mitteleuropa, im alpinen Raum steht eigentlich heimische Lärche in großen Mengen zur Verfügung. Also muß zunächst das heimische Konkurrenzprodukt, die europäische Lärche, abgewertet und schlecht gemacht werden. Es muß ein Unterschied aufgezeigt werden.
Dabei kommt fatales ins Spiel. Sibirische Lärche wurde gerade wegen seiner engen Jahringe von Architekten bedenkenlos als wetterfestes, also dauerhaftes Holz beworben. Der bedenkenlose Verbau von Lärchenholz im bewitterten Außenbereich ist so vielerorts (als von unseren Architekten so gewollt) anzutreffen. Díe weit verbreitete Meinung, Dauerhaftigkeit sei abhängig von der Dichte der Jahringe, spielt dabei die fatale Rolle, die besondere Nachfrage nach Sibirische Lärche (ihrer engen Jahringe wegen) zu erzeugen.
Erst die so geborene Nachfrage hat das Abholzen in Russland zu einem zunehmend profitablen Geschäft werden lassen, was auch einen natürlich schwer nachweisbaren aber möglichen Raubbau beschleunigen kann. Ob illegal oder legal, die Folgen für die Natur können nahezu gleich sein, bezeugen doch die engen Jahrringe die harten Bedingungen, die ein nur langsames Wachstum zulassen, was einen Kahlschlag nur langsam heilen läßt. Während die heimische Lärche schnell nachwächst, kann dies in dem unwirtlichen Klima Sibiriens viele Jahrzehnte dauern.
Dichte Jahrringe, hat dies Einfluß auf Festigkeit oder Dauerhaftigkeit?
Eine dichtere Struktur der Jahrringe führt zu einer höheren Festigkeit des Holzes. Für die Dauerhaftigkeit verantwortlich sind jedoch nur die holzeigenen Inhaltsstoffe die im Farbkern der Lärche eingelagert werden. Dabei spielt die Dichte der Jahrringe keine Rolle. Wenn aufgrund unterschiedlicher Standorte die Wuchsbedingungen zu unterschiedlicher Jahringdichte führen, so hat dies keinen Einfluß auf die Dauerhaftigkeit des Kernolzes, allein die Einlagerung der Kernstoffe bedingt dies. Die Dauerhaftigkeit der Lärche wird für das Kernholz angegeben.
Koch, Rehbein, Lenz (Holz-Zentralblatt, Nr.22, 01.06.2007) untersuchten kürzlich vom Holzhandel aus verschiedenen Wuchsgebieten (Irkutsk, Lesosibirsk, Ust Ilimsk) bereitgestellte frische Brettproben von Sibirischen Lärchen (Larix gmelinii, L. sibirica). Es zeigte sich eine starke Schwankung der Jahrringbreiten von etwa 0,5 mm bis zu 4 mm. Ein Zusammenhang von Jahrringbreiten aber auch Rohdichte und Dauerhaftigkeit gab es nicht oder er war nicht nennenswert. Für die Dauerhaftigkeit maßgeblich waren nur die im Kernholz eingelagerten Kernstoffe (Synthese von phenolischen/flavonoiden Verbindungen). Die festgestellte Dauerhaftigkeit war sehr unterschiedlich und umfaßte von wenig dauerhaft (Dauerhaftigkeitsklasse 4) bis sehr dauerhaft (Dauerhaftigkeitsklasse 1). Sie empfahlen die Einstufung nach Dauerhaftigkeitsklasse 3.
Zwischen den europäischen und sibierischen Lärchenarten gibt es hinsichtlich ihrer natürlichen Resistenz gegen holzzerstörende Organismen sicher Unterschiede, die standortbedingt sind. Daraus resultierende unterschiedliche Einflüsse auf die Holzqualität gibt es bei allen Holzarten. Auch die Versuchsbedingungen spiegeln das wider, was eine gewisse Bandbreite unterschiedlicher Erkenntnisse als vermutlich "ganz normal" erwarten läßt.
Die Dauerhaftigkeit von Holz gegenüber Basidiomyceten wird in Europa nach CEN/TS 15083-1 (2005) bestimmt. Bei der Deutschen Holzschutztagung 2012 in Göttingen wurde daüber berichtet*), wie sich fünf europäische Forschungseinrichtungen zu einem neuen Ringversuch zusammengeschlossen hatten, in dem die Dauerhaftigkeit gegen holzzerstörende Pilze von fünf Holzarten (leider ohne Lärche) mit und ohne Auswaschbeanspruchung bzw. 6-monatiger natürlicher Vorbewitterung gegen Coniophora puteana und Trametes versicolor geprüft wurden. Es ergaben sich (nun nicht mehr so überraschende) Unterschiede von bis zu vier Klassen in der Dauerhaftigkeitsklassifizierung zwischen den Prüfinstituten. Dies sollte Anlaß sein, eine Heranziehung einer Einstufung allein nach der natürlichen Dauerhaftigkeit ein wenig mehr zu relativieren.
Es ist also darauf hinzuweisen, das nur ein bewährter Holzschutz durch die konstruktive Planung und Ausführung letzttich und auch allein die Dauerhaftigkeit einer Holzkonstruktion sicher garantieren kann.
Das alleinige Vertrauen auf die natürliche Dauerhaftigkeit ist nicht zu empfehlen.
*) Vortrag C. Brischke, Bestimmung der natürlichen Dauerhaftigkeit von Holz, Teil 2: Ergebnisse eines europäischen Ringversuchs, Deutsche Holzschutztagung 2012, Uni Göttingen, Tagungsband
Lärche - Dauerhaftigkeit nach EN 350-2
In der EN 350-2 wird das Kernholz der Europäischen Lärche Larix decidua, der Japanischen Lärche L. kaempferi, der Amerikanischen Lärche L. occidentalis und der Sibirischen Lärche, Larix sibiricadie in die Dauerhaftigkeitsklasse 3-4 ( mäßig bis wenig dauerhaft) eingestuft mit der Verbesserung, die Sibirische Lärche ab einer Rohdichte über 700 kg/m3 nach Dauerhaftigkeitsklasse 3 (mäßig dauerhaft) einstufen zu können.
Der äußere Splint bereich am Stamm ist grundsätzlich in die Dauerhaftigkeitsklasse 5 (nicht dauerhaft) einzustufen. Das ist übrigens beim Splintholz aller Nadelhölzer gleich.
Unterschiede heimische Lärche - Sibirische Lärche?
Größere Unterschiede zwischen der heimischen euröpäischen Lärchen, sogar aus niederen Lagen, und der sibirischen Art hinsichtlich der Dauerhaftigkeit bestehen also generell gar nicht. Aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen als natürlich und naheliegend böte sich Österreich mit seinem großen (rd.25%) Bestand an alpiner Lärche als idealer Holzlieferant an. Die für die konstruktiven Möglichkeiten völlig ausreichende Dauerhaftigkeit des Kernholzes alpiner Lärche kann man an vielfältigen und bewährten Holzbaukonstruktionsweisen in natura anschauen.
Wenn es um die Jahrringbreite geht, die überwiegend alpinen Standorte heimischer Lärchen weisen auch kleine Jahringe auf. Wer die größten Jahringe wünscht, ist mit der im Flachland oder Mittelgebirge anzutreffenden Japanischen Lärche zufrieden gestellt. Auch diese beide Arten sind der Dauerhaftigkeit nach gleich einzustufen.
Warum dann also Lärche aus Sibirien?
Vermutlich ist die hiesige Nachfrage und ein sich wohl lohnender Profit der Antrieb für das Vermarkten Sibirischer Lärche. Es ist dabei in Betracht zu ziehen, ob man sich in einer fast menschenleeren Naturregion raubbaumäßig bedienen möchte. Die Unsinnigkeit des 7000 km weiten Transports sprechen für sich.
Häufig wird in Prospekten die Holzart Lärche für den bewitterten Außenbereich empfohlen. Die Werbestrategen mischen dabei mit den Begriffen Feststigkeit, Jahrringe und Dauerhaftigkeit einen Kessel Buntes an, um ihre Produkte an den Mann zu bringen.
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"...besonders die sibirische Lärche, aufgrund ihrer feinjährig gewachsenen Jahrringe, ist besonders resistent und widerstandsfähig gegenüber Witterung".
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"Lärchenholz ...Die europäische Lärche wird überall in Europa angepflanzt. Sie ist ein wertvoller Waldbaum, der sehr widerstandsfähig ist. Er trotzt Frost-, Schnee- und Sturmeinbrüchen ebenso wie heißen Sommertemperaturen. Das Holz riecht aromatisch, ist sehr fest, dauerhaft, trocknet schnell, ist widerstandsfähig gegen Pilzbefall und gut bearbeitbar. Perfekt geeignet für den Außenbau." |
"Bodendielen aus Lärche ,das Holz der Sibirischen Lärche ist hell und freundlich, seine Struktur sehr fein. Auf Grund seiner hohen Festigkeit wird Lärchenholz im Außenbereich vollkommen unbehandelt eingesetzt." |
Dabei muß man bedenken, hier geht es "nur" um den Verkauf der Ware Lächenholz. Der Planung und Ausführung Ihrer Holzkonstruktion liegen die allgemeinen anerkannten Regeln der Technik zugrunde. Da steht steht zuerst und allein der Planer in der Pflicht. Und der weiß, es ist stets das Zusammenspiel von Konstruktion und Dauerhaftigkeit, was neben anderen Faktoren maßgeblich die Lebensdauer eines Holzbauteils in der entsprechende Gebrauchsklasse bestimmt.
Tatsachen über die Lärche aus den Normen (natürlich, ohne chemischen Holzschutz) |
DIN EN 350-2, Tab. 2 und 3; Mai 1994, lfd-Nr in DIN: 2.6: |
europ. Lärche - mäßig dauerhaft bis wenig dauerhaft |
Dauerhaftigkeitsklassen nach DIN EN 350-2, Klassifikation der natürlichen Dauerhaftigkeit gegen holzzerstörende Pilze |
Lärche - Dauerhaftigkeitsklasse 3-4 - mäßig dauerhaft bis
wenig dauerhaft
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Dauerhaftigkeitsklassen nach DIN EN 350-2, Klassifikation der natürlichen Dauerhaftigkeit gegen Hylotrupes bajulus, Anobium punctaum, Lyctus
brunneus und Hesperophanes cinnereus
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Lärche - Klasse "S" - anfällig |
DIN 68800-1:2011-10, Tabelle 3 Natürliche Dauerhaftigkeit der nicht nach DIN EN 1995-1-1/NA verwendbaren und nicht in DIN EN 350-2 aufgeführten Holzarten |
Sibirische Lärche, Larix sibirica: Dauerhaftigkeitsklasse des Farbkernholzes gegen Pilzbefall außerhalb des Erdkontaktes*): Dauerhaftigkeitsklasse 3-4 mäßig dauerhaft bis wenig dauerhaft *) - Splintholz anfällig gegen Hausbock.*) Hierfür liegen nur Daten außerhalb des Erdkontaktes vor. Bei einer Rohdichte > 700 kg/m3 kann eine Dauerhaftigkeitsklasse 3 zu Grunde gelegt werden. |
"Aus sachverständiger Sicht rechtfertigt die geringfügig bessere Einstufung - sofern eine Rohdichte über 700 kg/m³ vor liegt - nicht, die Abholzung sibirischer Wälder zu unterstützen. Vor dem Hintergrund, dass die Daten zur besseren Einstufung der sibirischen Lärche sich nur auf Anwendungen außerhalb des Erdkontakts beziehen, ist ihr Einsatz für Terrassen weiter in Frage zu stellen. Erfahrungsgemäß liegen bei Terrassenkonstruktionen immer wieder einzelne Konstruktionszonen vor, die direkt oder über Verschmutzungen einer Erdkontaktsbelastung ausgesetzt werden. Bei Holzbestellungen sollte nach Alternativen gesucht werden". Qu.: Arnold, 2012, Kommentierung DIN 68800-1:2011-09, Zu: Tabelle 3 Natürliche Dauerhaftigkeit der nicht nach DIN EN 1995-1-1/NA verwendbaren und nicht in DIN EN 350-2 aufgeführten Holzarten |
Es wird gern behauptet, Terassenbeläge aus Lärche seien besonders langlebig. Die DIN EN 350-2 (1994) stuft dagegen Lärche (auch sibirische Lärche) in die Dauerhaftigkeitsklasse 3 bis 4 (mäßig bis wenig dauerhaft) ein. Holz dieser Dauerhaftigkeitsklasse kann nach DIN EN 460(1994) in Gefährdungsklasse 3 (ohne Erdkontakt frei bewittert) eingestuft werden. Dies hat zu widersprüchlichen Auffassungen über Dauerhaftigkeit und Verwendung von Lärchen- und Douglasienkernholz geführt. Aufgrund von Verunsicherung bei Planern und Endverbrauchern hatte die Deutsche Gesellschaft für Holzforschung DGfH schon1997 Freilandversuche unternommen.
Einige Ergebnisse aus den Freilandversuchen:
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