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Klaus-Ulrich Geis
kontakt@kaeferklaus.de

Themenlink: "Invasive Arten"

Rotbuchen- und Lindenholz sind neue Nahrungsquellen für den nordamerikanischen Splintholzkäfer Lyctus cavicollis LeConte (Coleoptera: Bostrichidae: Lyctinae) !


Während alle in Nordamerika, Europa und Deutschland einheimischen Arten der Splintholzkäfer ausschließlich den nährstoffreichen Splint von Kernholzarten (Eiche, Esche, Ulme, Robinie, Walnuß, Kirsche, Birne, Rebe) als ihren typischen Lebensraum besiedeln, ist neuerdings ein aus Nordamerika eingeschleppter und in Mitteleuropa weiträumig eingebürgerter Splintholzkäfer (Lyctus cavicollis) in Südwestdeutschland und in Mittel- und Ostfrankreich überraschenderweise mit Massenvermehrungen in trocken lagerndem Rotbuchenholz und in einem aktuellen Fall in Winterlindenholz in Erscheinung getreten. Dieses für Splintholzkäfer völlig untypische Verhalten ist insofern bemerkenswert, als Rotbuche und Winterlinde zu den sog. "Reifhölzern" gehören, denen deutlich geringere Fähigkeiten zum Speichern der für Splintholzkäfer wichtigen Nährstoffe (Stärke und Proteine) als den Kernhölzern nachgesagt werden.

Da in Buchen- und Lindenholz diese Speicherstoffe in geringeren Mengen durch den gesamten Holzkörper verteilt und nicht wie bei den Kernhölzern im Splint angereichert sind, ist das Fraßbild des nordamerikanischen Splintholzkäfers (Schlupflöcher und Bohrmehlhäufchen) bei diesen Reifhölzern entsprechend unspezifisch über die ganze Holzoberfläche verstreut und von dem der üblichen Buchenholzschädlinge aus der Familie der Klopfkäfer (Anobiidae) kaum zu unterscheiden.

Auf jeden Fall ist im weiterhin wachsenden mitteleuropäischen Invasionsareal von L. cavicollis nunmehr auch bei frisch getrocknetem Rund- und Schnittholz der Rotbuche und bei eingelagertem Brennholz mit Buchenanteilen, etwa ab Mitte Februar auf eventuelle Befallsmerkmale (s. o.) durch L. cavicollis zu achten, nicht anders als in Drechsler-, Schnitz- und Restaurationswerkstätten von nun an auch bei Lindenholz.

Es bleibt zu klären, ob diese bemerkenswerte Erweiterung des Wirtsartenspektrums im Falle des nordamerikanischen Splintholzkäfers nur auf dessen besonderes Anpassungspotenzial als Invasivart oder auch auf etwaige physiologische Veränderungen bei Buchen und Linden infolge der Klimaveränderung (verlängerte Vegetationsphase, höhere Temperaturen) zurückzuführen ist; ferner, ob L. cavicollis außer Buchen- und Lindenholz möglicherweise weitere Reifholzarten befällt.

Freiburg, 28. 10. 2015

Klaus-Ulrich Geis (kontakt@kaeferklaus.de)

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