Bedeutung der Mondphase für die Holzqualität?
(12.12.00)
Frage:
als Mitarbeiter der Landesforstverwaltung Rheinland-Pfalz
wurde folgende Frage an mich herangetragen:
Wann ist der günstigste Zeitpunkt, nach dem Mondphasenkalender, um
möglichst "gutes" Holz mit hohen Festigkeitseigenschaften und wenig Schwund zu
ernten?
Da ich mit dieser Thematik nicht vertraut bin, habe ich eine Recherche im Internet
gestartet. Dabei bin ich auf Ihre Homepage mit Ihrer E-Mail-Adresse
gestoßen.
In der Hoffnung, dass Sie mir bei der Beantwortung weiterhelfen können,
verbleibe ich mit freundlichem Gruß
Antwort:
Sehr geehrter Herr Kollege,
zufällig habe ich gerade gestern in der Dezemberausgabe der
Holzbau-Zeitschrift Mikado vom Bau einer Wassermühle im Schwarzwald gelesen,
wo man dieses Thema (anscheinend erfolgreich) berücksichtigt hat. Es war dabei
von der Fällung im Winter und bei abnehmendem Mond die Rede, weil zu dieser
Zeit der Wassergehalt des Holzes und damit die Rissbildung am geringsten sei.
Einen Überblick über die verschiedenen Theorien und Untersuchungen zu
diesem Thema gibt Klaus-Dieter Clausnitzer in dem Buch "Historischer Holzschutz"
(ökobuch Verlag , ISBN 3-922964-37-0). Darin werden aber auch Untersuchungen
von Hartig und König zitiert, wonach der die Kiefer und die Buche im Dezember
den höchsten Wassergehalt hätten. Auch die Bedeutung der Mondphase ist
historisch umstritten.
Meiner persönlichen Überzeugung nach hat die Auswahl des Stammes vor und
die Behandlung des Holzes nach dem Einschlag eine mindestens ebenso große
Bedeutung für dessen Eigenschaften wie der Fällzeitpunkt. Entscheidend
ist die Wahl der richtigen Holzart, die Krümmungen, Jahrringbreiten und
Astigkeit des Baumes, der richtige Einschnitt (kerngetrennt oder herzfrei) und vor
allem die richtige Einbaufeuchte. Die meisten Probleme entstehen heute dadurch,
dass das Holz nach wie vor meist zu nass eingebaut wird und nicht mehr
genügend Zeit zum Trocknen hat. Wenn dann noch die Baufeuchte von Estrich und
Putz hinzu kommt, gibt es in Rohbauten oft Schimmel auf den Balken.
Ich hoffe, Ihnen mit diesen Auskünften weitergeholfen zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Ernst Kürsten
Assessor des Forstdienstes und Sachverständiger für Holzschutz
Ergänzung
(05.02.2001)
In der österreichischen Zeitschrift "Wald und Holz" Nr. 5/2000 erschien auf S.
12-14 ein Artikel von A.D. Kupferschmid und P. Weber zum Thema "Mondphase –
Fällzeitpunkt – Holzqualität". Die Autoren fassen die Ergebnisse
der Untersuchungen zu diesem Thema wie folgt zusammen:
Die Untersuchungen wurden allgemein an zu wenig Bäumen durchgeführt, als
dass statistisch abgesicherte Ergebnisse zu erzielen gewesen wären. "Der Mond
stellt nur eine von vielen natürlichen Einflussgrößen dar, die
direkt oder indirekt auf die Holzeigenschaften einwirken. Hinzu kommen noch die
anthropogenen Einflüsse von der Aussaat des Baumes bis zur Verarbeitung des
Holzes. Der Werkstoff Holz ist deshalb äußerst heterogen. Um die
möglichen Einflüsse des Mondes wirklich nachweisen zu können,
müssten deshalb in Zukunft entweder Untersuchungen mit sehr großen
Stichprobenzahlen durchgeführt werden, oder man könnte genetisch
identische Bäume (sogenannte Klone) benützen, welche unter kontrollierten
und gleichen Bedingungen aufwachsen und progressiv gefällt werden. ...
Allerdings dürfte bei sofortiger Verwendung des waldfrischen Holzes der
Fällzeitpunkt für die Ausgangsbedingungen mitentscheidend sein. Dies
bedeutet aber nicht, dass an "ungünstigen" Fällzeitpunkten geschlagenes
und anschließend getrocknetes Holz für den Endverbraucher minderwertig
ist, sondern dass dessen technologische Verarbeitung (Trocknung) vielleicht
schwieriger und aufwändiger sein kann. ..."
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