Pilze

"Pilzinfizierte" Dachziegel: Eine Gefahr für den Dachstuhl?

Notruf einer Ziegelei: Ein Bauunternehmen will eine große Lieferung von Dachziegeln nicht bezahlen, da man darauf einen weißen Pilzbelag gefunden hatte.

weißer Pilzbelag auf Dachziegeln

Der sei zwar abgewaschen worden, doch brauche man eine Bestätigung, dass von den "infizierten" Dachziegeln keine Gefahr für die Dachstühle ausgehe, die damit gedeckt worden seien.

Für den Sachverständigen war schnell zu erkennen, dass es sich bei dem Pilz um den "weißen Porenschwamm" handelte. Die Frage war nur, was machte der auf den Dachziegeln, wo er doch gar nichts zum "Fressen" finden konnte?
Des Rätsels Lösung fand sich auf dem Lagerplatz der Ziegelei: Dort standen die Paletten mit den Ziegeln unter Plastikfolie auf dem Hof, zum Teil monatelang. Paletten mit den Ziegeln unter Plastikfolie Bei Regen lief das Wasser unter die Palettenstapel und befeuchtete die Paletten unter den Ziegeln. Aus der Folienhülle konnte es kaum wieder entweichen, sondern es verdampfte bei Sonnenschein allenfalls und schlug sich dann nachts als Kondenswasser an der Innenseite der Folie nieder. So erreichte es auch höhere Bereiche innerhalb eines Stapels. In diesem feuchten Treibhausklima konnten sich ausgekeimte Pilzsporen bestens entwickeln. Die Lagerhölzer dienten als Nahrungsquelle für den weißen Porenschwamm.

Es blieb die entscheidende Frage, ob der Pilzbefall auf den Ziegeln für die damit eingedeckten Häuser eine Gefahr bedeutete: Nein, lautete die klare Antwort, zumindest wenn die Häuser richtig gebaut worden waren.

Nach DIN 68 000-2 (5.2) ist Holz "mit möglichst dem Feuchtegehalt einzubauen, der während der Nutzung als Mittelwert zu erwarten ist", im Falle eines Dachstuhls also mit 15 ± 3%. Solches Holz ist zu trocken für den Befall durch Pilze. Beim Einbau feuchteren Holzes muss sichergestellt sein, dass es spätestens nach sechs Monaten auf unter 20% Holzfeuchte abgetrocknet ist. Wenn diese Bedingungen nicht gegeben sind, liegt ein Baufehler vor. Dieser führt auch ohne eine vorherige Infektion der Ziegel zu Pilzschäden, da die Sporen holzzerstörender Pilze praktisch allgegenwärtig sind und auskeimen, wenn Holz länger als sechs Monate mehr als 20% Holzfeuchte enthält.


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