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Links ein männlicher Gekämmter Nagekäfer, Ptilinus pectinicornis, rechts ein Weibchen. Fotos: Rüpke |
Der Gekämmte Nagekäfer gehört unter der Ordnung Käfer Coleoptera in die Familie der Nagekäfer (Anobiidae).
Er fällt eher selten auf., was an seiner nicht gerade häufigen Verbreitung liegt. Mißt man den Käfer an seiner tatsächlichen Zerstörung, erstaunt einen dies, denn wenn er in Massen im Holzlager oder an Furnieren auftritt, kann er Tischler und Möbelbauer zur Weißglut bringen.
Unzutreffende Namen, wie Gemeiner Bücherwurm oder Bücherbohrer mögen vortäuschen, daß er Bücher "auffrißt". Mit solchen ihm angedichteten Zerstörungen an Büchern hat er aber wenig zu tun.
Der Gekämmte Nagekäfer liebt "harte Kost" und befällt mit Vorliebe kernige feinporige Laubhölzer, wie Buche, Esche, Stiel/Traubeneiche, Ahorn, Kirsche, Ulme, Erle, aber gern auch Weide u.a.. Wohl selten ist ein öfters genannter Befall an Nadelholz (z.B. Tanne) vorgekommen.
Das Befallsspektrum reicht vom gefällten Baum über das lagernde bis hin zum verbauten Holz.
Ein stetiges Klima, wie es oft bei gleichmäßiger Temperatur und Luftfeuchtigkeit in Lagerräumen üblich ist, erleichtert einen Befall und begünstigt dessen weitere Entwicklung. Dies scheint auch ein Szenario für eine in der Literatur öfters genannte Massenentwicklung darzustellen.
Der Lebenszyclus entspricht dem des Gemeinen Nagekäfers, mit dem er gelegentlich zusammen anzutreffen ist. Während bei Vite noch die Flugzeiten mit Ende Mai bis Anfang Juni angegeben werden, beobachten wir heute 2006 einen schon früheren Ausschlupf ab Ende April (2007 ab Mitte April und 2008 schon zum 31.März! ).
Eindeutiges Erkennungsmerkmal der 3-5 mm langen Käfer sind die geweihartigen, gekämmt gegliederten Fühler. Während das Männchen eine starkes Geweih hat, ist das beim Weibchen viel kürzer und eher sägeförmig ausgebildet.
Das Farbbild ist zweifarbig in den Farben rotbraun bis schwarzbraun. Die Flügeldecken sind meist heller als das Kopfschild. Die Fühler sind rostbraun. Der Kopf ist auffällig kugelrund. Die Flügeldecken tragen keine Punktereihen.
Gerade geschlüpfter männlicher Gekämmter Nagekäfer, Ptilinus pectinicornis. Er ist 4,3 mm lang. Foto: Rüpke |
Männlicher Gekämmter Nagekäfer, Ptilinus pectinicornis . Die Körperlänge (ohne Fühler) beträgt hier 4,4 mm. Foto: Rüpke |
Die Ausschlupflöcher sind kreisrund und meistens um 1 mm bis zu 1,5 mm groß.
Die eigentlichen Holzzerstörrer, die goldgelben Larven, sind bis 7 mm lang und mit feinen Borsten besetzt. Ihre Fraßgänge verlaufen in Faserrichtung mit wenigen, kurzen Wechselgängen quer zur Faser. Die Gänge sind mit sehr feinem Bohrmehl ungewöhnlich fest verstopft. Beim Zerspalten des Holzes bleibt das Bohrmehl meist "am Stück" im Gang hängen und ist längsgestreift gemustert. Ursache dies Musters ist die Längsriffelung aus dem Fraßbild im kreisrunden Fraßgang. Gleiches führt auch dazu, daß auch bei groben Sägeschnitten das festgestopfte Fraßmehl fest im Fraßgang anhaftet.
Ausschlupfloch (Flugloch) vom Gekämmten Nagekäfer, Ptilinus pectinicornis: es ist kreisrund und hier 1,3 mm groß. Er befindelt sich hier an der radialen Schnittkante der Eschenkantel. Foto: Rüpke |
Die mit feinstem Bohrmehl "bombenfest" verstopften kreisrunden Fraßgänge (1 bis 2,5 mm) der bis etwa 7 mm lang werdenden Larven des Gekämmten Nagekäfers, Ptilinus pectinicornis folgen überwiegend der Faserrichtung. (Querschnitt einer Eschenkantel) Foto: Rüpke |
Bei Ausbildung der Fraßgänge sind Gänge, die quer zur Faserrichtung des Holzes angelegt werden, selten. Diese sind als "Wechselgänge" nötig, um neue Gänge in Faserrichtung zu erschliessen. (Die Holzart ist hier Esche) Fotos: Rüpke |
Die Männchen schlüpfen zuerst aus und erwarten dann die Weibchen, die kurz darauf folgen.
Der Gemämmte Nagekäfer ist ortstreu. Daher verwundert es nicht, daß er zur Eiablage seine eigenen Fraßgänge ausräumt und hierzu nutzt. Die winzigen Eier (1,5 x 0,075 mm) könnten auch in die dazu passenden Holzgefäße abgelegt werden. Das Weibchen bleibt nach Eiablage im Ausschlupfloch sitzen. Vermutlich schützt sie damit ihre Brut nach außen vor Räubern.
Vitè schreibt 1952, " Ptilinus-Schäden scheinen doch in letzter Zeit häufiger geworden zu sein." Dies hat sich anscheinend nicht so weiter entwickelt, denn in der Fachliteratur wird wenig spektakuläres über Schäden durch den Gekämmten Nagekäfer berichtet. Erfahrungsgemäß heißt dies jedoch nichts, denkt man nur daran, daß z.B. bei den Gebäudepilzen die Phellinusgruppe und besonders der Ausgebreitete Hausporling, Donkioporia expansa in Deutschland vor der Wende kaum bekannt waren. Der Ausgebreitete Hausporling steht heute, 17 Jahre danach, hinter dem Hausschwamm auf Platz 3 !
Quellen: