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Seitlinge, Pleurotus spp. - Praxisfall mit Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius


Seitlinge als Gebäudepilze

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Der seitliche Stiel erklärt ihren Namen und die Seitlinge sind vielen zunächst nur als leckere Speisepilze bekannt. Drei Arten des Seitlings kommen hin und wieder auch als Gebäudepilze in unseren Behausungen vor. Am ehesten erkannt wird der Austernseitling, Pleurotus ostreatus. Ihn kennt man als Speisepilz vom Wochenmarkt. Dagegen sind der Rillstielige Seitling, Pleurotus cornucopiae und der Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius weniger bekannt.

Die Seitlinge haben einen hohen Feuchteanspruch, verlangen also eine andauernde Wasserzufuhr oder Staunässe. Sie sind als wirksame Holzzerstörer an Laub- und Nadelholz zu finden und erzeugen dort eine Weißfäule.

Es wird berichtet, daß die Entwicklung der Fruchtkörper bis zu 10 Jahre dauern kann. Bei optimalen Bedingungen wird 1 Jahr genannt.

Der relativ große reife Fruchtkörper, wie auch die winzigsten jungen, haben immer einen Stiel mit Hut. Bei den reiferen ist der Hut trichterförmig eingedrückt und hat die Form eines Ohres. Die Struktur seiner Hutoberfläche gleicht der der Lunge. Diese Merkmale prägten seinen Namen. Weil er im ganzen auch einem Löffel ähnelt, kam es zu einem weiterern Namen, Löffelförmiger Seitling. Die Farbe variiert zwischen weiß, creme, beige und grau. Im alten und trockenen Zustand wird sie beige-bräunlich.

Seitlinge werden oft mit Muschelkremplingen verwechselt, was in der Holzschutzpraxis kaum von Belang sein dürfte. In der Holzzerstörung sind sie ebenbürtig. Die Seitlinge bilden kaum Oberflächenmycel aus und haben im Gegensatz zum Muschelkremling einen deutlichen Stiel und bis auf den Rilligen Seitling (nahe dem Stiel) weisen sie keine Anastomosen (Lamellenverzweigungen) auf.

Anders als junge Muschelkremplinge haben schon kleinste Seitlinge Hut und Stiel (siehe unten).

Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, älterer getrockneter Fruchtkörper. Ansicht von vorn (7 cm Höhe) Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, gleicher Fruchtkörper Ansicht von hinten.
Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, älterer getrockneter Fruchtkörper. Ansicht von vorn (7 cm Höhe). Foto: Rüpke
Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, gleicher Fruchtkörper Ansicht von hinten. Foto: Rüpke
Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, gleicher Fruchtkörper, der Hut hat ein Relief das dem der Lunge ähnelt Zum Vergleich: das Relief einer Lunge.
Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, gleicher Fruchtkörper, der Hut hat ein Relief das dem der Lunge ähnelt. Foto: Rüpke
Zum Vergleich: das Relief einer Lunge.
Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, die Lamellen haben eine glatte Schneide und werden zum Hut hin leicht wellig. Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, es verlaufen von der Mitte aus untergemischte Lamellen, allerdings nicht zum Siel, sondern nur in Richtung zum Rand hin.
Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, die Lamellen haben eine glatte Schneide und werden zum Hut hin leicht wellig. Foto: Rüpke
Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, es verlaufen von der Mitte aus untergemischte Lamellen, allerdings nicht zum Siel, sondern nur in Richtung zum Rand hin. Foto: Rüpke
Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, trockene junge Fruchtkörper (7 und 9 mm Stiellänge) Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, trockene junge Fruchtkörper (der größere mit 13 mm Stiellänge)
Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, trockene junge Fruchtkörper (7 und 9 mm Stiellänge) Foto: Rüpke
Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, trockene junge Fruchtkörper (der größere mit 13 mm Stiellänge) Foto: Rüpke

Mikroskopische Merkmale von Seitlingen

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Zu den typischen mikroskopischen Merkmalen an den Fruchtkörpern (auch Dunkelfruchtkörpern) zählen 1-2μm dicke kürzere fingerförmige Zystiden mit meist kugelförmigen 3-4μm Auswüchsen. Die Grundhyphen 4-8μm sind septiert mit kleinen Schanallen daran. Die Basidiosporen 3,5-4,5 x 8-12μm sind hyalin, länglich mit einem deutlichen Apikulus.

Der Schadensort mit Pilzbefall und Fruchtkörper. Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, Grundhyphen dünnwandig, hyalin, 4-6xm. regelmäßig septiert und mit kleinen Schnallen.
Austernseitling, Pleurotus ostreatus, Grundhyphen dünnwandig, hyalin, 4-5μm. Septiert mit kleinen Schnallen und Verzeigungen. Foto: Rüpke
Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, Grundhyphen dünnwandig, hyalin, 4-6μm. regelmäßig septiert und mit kleinen Schnallen und Verzeigungen. Foto: Rüpke
Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, Grundhyphe 4xm, Septe mit Schnalle im Detail. Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, hyaline Basidiosporen, 2,5-5 x 7-10xm, zylindrisch bis gestreckt elliptisch, mit erkennbarem Apikulus.
Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, Grundhyphe 4μm, Septe mit Schnalle im Detail. Foto: Rüpke
Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, hyaline Basidiosporen, 2,5-5 x 7-10μm, zylindrisch bis gestreckt elliptisch, mit erkennbarem Apikulus. Foto: Rüpke
Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, Zystiden mit kugelförmigen Auswüchsen Der vom Pilzbefall betroffene Karosseriebodenaufbau. Der Schaden ist größer als zunächt gedacht.
Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius, Zystiden mit kugelförmigen Auswüchsen. Foto: Rüpke
Austernseitling, Pleurotus ostreatus, Zystide mit kugelförmigem Auswuchs. Foto: Rüpke
Ein Test durch Aufrag von 5% KOH-Lösung auf eine Stelle, hier z.B. am Stiel des Fruchtkörpers, führt zu einem Farbumschlag zu orange
Ein Test durch Aufrag von 5% KOH-Lösung auf eine Stelle, hier z.B. am Stiel des Fruchtkörpers, führt zu einem Farbumschlag zu orange. Foto: Rüpke (Qu.: Chemical Reactions, http://www.mushroomexpert.com/macrochemicals.html)

Schadensfall aus der Praxis

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Zum Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius nachfolgend ein Praxisfall.

Verschiedentlich wird beschrieben, daß dieser Pilz als Schaderreger nach Wasserschäden an Holzwerkstoffen (Sperrholz-, Spanplatten) angetroffen wurde. Dies war auch hier der Fall. Betroffen war nach Wassereinwirkung die Bodenbaugruppe aus Sperrholzplatten an einem moderneren Wohnmobil. Die im Karosseriebau verbauten Sperrholzplatten werden so beworben:

Als Trägerplatte werden hierzu entweder Birke-Multiplex oder Combi-Multiplex (Birke/Fichte) kreuzweise verleimt. Fertige, verschleißfeste Oberflächen bestehen aus einer beidseitigen Beschichtung mit einem Phenolharzfilm. Die Kanten der Platten sind mit einem Acryllack gegen Feuchtigkeit versiegelt, um die Schnittkanten gegen Feuchtigkeitsaufnahme zu schützen.

Aufgrund konstruktiver Gegebenheiten konnte in diese dichten Platte über einen längeren Zeitraum (vermutlich Jahre) Waser einwirken, was zu Staunässe führte und bei deutlich über Fasersättigung liegenden Holzfeuchten in der Folge den Befall durch den Lungenseitling, Pleurotus pulmonarius verursachte. Zuvor hatte man einen Muschelkremling vermutet.

Der Schadensort mit Pilzbefall ist hier ein Wohnmobil, quasi ein "fahrbahres Gebäude". Der Schadensort mit Pilzbefall und Fruchtkörper.
Der Schadensort mit Pilzbefall ist hier ein Wohnmobil, quasi ein "fahrbahres Gebäude".
Der Schadensort mit Pilzbefall und Fruchtkörper.
Der vom Pilzbefall betroffene Karosseriebodenaufbau. Der Schaden ist größer als zunächt gedacht. Der ausgebaute Zustand zeigt, wieviel Arbeit die Schadensbeseitigung ausmachte.
Der vom Pilzbefall betroffene Karosseriebodenaufbau. Der Schaden ist größer als zunächt gedacht.
Der ausgebaute Zustand zeigt, wieviel Arbeit die Schadensbeseitigung ausmachte.

Die ansich als witterungsfest vermarkteten Multiplex-Platten wurden durch den Pilz soweit durch Weißfäule zerstört, daß die für die Karosseriesatilität wichtigen Verbidnungshüsen ihren Kraftschluß verloren.Es lag nahezu ein Totalschaden vor, da die Betriebsicherheit nicht mehr gegeben war.

Die Infizierung mit dem an sich in Deutschland eher als selten vorkommend beschriebenen Lungenseitling könnte sich dadurch erklären, wenn der Caravan zuvor in Skandinavien unterwegs war. Dort ist die natürliche Verbreitungszone dieser Pilzart.

Details zu den Zystiden

Der Schadensort mit Pilzbefall ist hier ein Wohnmobil, quasi ein "fahrbahres Gebäude". Die Bilder zeigen am Beispiel des Austernseitlings verschiedene Formen der Zystiden mit den kopfförmigen Auswüchsen. Fotos. Rüpke
Der ausgebaute Zustand zeigt, wieviel Arbeit die Schadensbeseitigung ausmachte. Der ausgebaute Zustand zeigt, wieviel Arbeit die Schadensbeseitigung ausmachte.
Der ausgebaute Zustand zeigt, wieviel Arbeit die Schadensbeseitigung ausmachte. Der ausgebaute Zustand zeigt, wieviel Arbeit die Schadensbeseitigung ausmachte.
Der ausgebaute Zustand zeigt, wieviel Arbeit die Schadensbeseitigung ausmachte. Der ausgebaute Zustand zeigt, wieviel Arbeit die Schadensbeseitigung ausmachte.
Der ausgebaute Zustand zeigt, wieviel Arbeit die Schadensbeseitigung ausmachte. Der ausgebaute Zustand zeigt, wieviel Arbeit die Schadensbeseitigung ausmachte.

Literatur:
T. Huckfeldt / O. Schmidt, Hausfäule- und Bauholzpilze, Rudolf Müller Verlag, Köln 2006
http://www.mushroomexpert.com/index.html (7/2009)
und Dank an Herrn Sannemann, für seine Bilder zu dem Schadensfall

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