Nur Kontrollmaßnahmen garantieren sauberen Spielsand
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Dieser Spielsand wurde lange nicht erneuert. Foto: Rüpke
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Unterhaltungskosten allgemein
üblicher Spielplätze in einer Kleinstadt (Beispiel Itzehoe in
SWH, 33.000 Einmwohner) |
- Sandauffüllung
- Reparieren von Spielgräben
- Rasen mähen
- Reinigung
- Unkraut beseitigen
- Bepflanzung
- Spielplatzkontrolle
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102.373,22 m² Fläche
178.037,32€ Kosten pro Jahr
1,74€ Kosten pro Jahr und m²
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Qu.: Betriebsabrechnungsbogen (BAB) für den Baubetriebshof
Itzehoe des Jahres 2005
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Öffentlich zugängliche Spielplätze unterliegen
gesetzlichen und technischen Anforderungen und verursachen daher
regelmäßig wiederkehrende Unterhaltskosten, die der Betreiber
aufbringen muß. Überwiegend sind es Städte und Gemeinden und
die Wohnungswirtschaft. Die Kosten sind i.d.R. aus den Haushalten oder
über Umlagen gedeckt. Organisatorisch liegt die Ausführung meist
bei den Bauhöfen oder Grünflächenämtern der Kommunen, bei
der Wohnungswirtschaft bei den Hausmeistern. Die jährlichen
Pflegekostenansätze für "normale" Spielplatzflächen liegen
geschätzt bei ca. 2 Euro pro m
2
.
Bei den Unterhaltskosten spielen die jährlichen Kosten für eine
Erneuerung des Spielsandes gegenüber den zeitintensiven Routinearbeiten
eigentlich keine so große Rolle.
Der Spielsand prägt den Spielplatz
Da der Spielsand rein subjektiv das Prädikat für einen Spielplatz
darstellt, steht er schon für sich im Blickpunkt.
Der Sandkasten ist das Revier der Kleinen. Bei ihnen steht er im Mittelpunkt
der Aktivitäten, während die Größeren Bewegungsspiele dem
Sandkasten vorziehen.
Aus Sicht der kleinen Kinder ist ein jährlicher neuer Spielsand ein
schönes und wesentliches Ereignis, das den nahen Frühling
ankündigt.
Aus hygenischer Sicht ist ein Austausch bzw. eine Reinigung nötig,
damit vielerlei versteckter Unrat und sich über Herbst und Winter
angesammelte organische Stoffe als zukünftige Keimquellen sicher entfernt
werden können.
Kommt neuer Sand, ist der Frühling da !
Alter Sand raus und neuer rein, das ist wohl nicht nur aus Sicht der Kinder
die richtige Lösung.
Wohlan, gäbe es da nicht auch Stimmen, die dem alten Sand
Selbstreinigungskräfte zusprechen und /oder der Geschäftsidee einer
mechanische
Reinigung
verbunden sind. Sand durchsieben, das mußten die
Gemeindearbeiter schon vor 50 Jahren, als deren Arbeitskraft billig und der
Fuhrlohn teuer war. Sind aber mechanische Durchsiebungen besser (und
kostengünstiger) als neuer Sand? Schaut man sich Untersuchungen dazu an,
ist zunächst das Material eher dürftig und der eine zitiert den
anderen mit gleichen Worten. Vom Kostenvergleich ist keine Rede. Die
Vermarktung technischer Systeme ist der Weg und der bestimmt hier auch das
Ziel.
"Spielbereiche sollten in etwa die gleiche Sicherheit und das gleiche
Risiko enthalten wie Lebensbereiche, in denen sich die Spielenden
üblicherweise bewegen. Es kann nicht darum gehen, für
Spielbereiche ein Sicherheits - Ausnahmeklima zu schaffen." (Agde
1996)
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Folgen wir dem, erfahren wir spätetens im Kleingedruckten,
daß der Erfolg der Siebung von der strikten Anwendung der Maßnahmen
aus der Spielplatzkontrolle nach DIN EN 1177 abhängig ist. Z.B.
die Stadt Zürich propagiert, wenn alter Sand verbleibt, nach einer
mechanischen Reinigung anschließend eine dauernde direkte Belüftung
und Besonnung (mind. 5 Std.). Auch werden gut durchlüftete Abdeckungen
gefordert. So viele flankierende Maßnahmen, nur um die
Selbstreinigungskräfte zu mobilisieren?
Daneben werden
thermische Desinfektionsverfahren
angeboten. Der Kämmerer
ahnt, bei Versagen der Selbstreinigungskräfte kommt nun die Sanierung der
Sanierung. Eine weitere Geschäftsidee. Am Ende kommt der Kassensturz.
Die Anwendung der Maßnahmen aus der Spielplatzkontrolle nach
DIN EN 1176 und DIN EN 1177 (2008/2009) sind für
Betreiber öffentlicher Spielplätze sowieso Pflichtprogramm. Und in 11
Bundesländern gibt es im Frühling frischen Speilsand, fertig,
aus.
In 11 von 16 Bundesländern war schon 1997 der
jährliche Sandaustausch verbindlich festgelegt oder
empfohlen.
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Die folgende Tabelle zeigt die gesetzlichen Vorgaben und Emfehlungen der
Länder zum Spielsandaustausch. Die Daten verdanken wir dem
Landesgesundheitsamt in Niedersachsen, das durch eine Länderumfrage einen
Überblick über die Regelungen zum Spielsandaustausch (nun schon in
der 2.Auflage) vorgelegt hat.
Regelung des Spielsandaustausches in den deutschen Ländern
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deutsche Bundesländer |
gesetzliche Regelung |
Empfehlung zur Regelung |
verbindliche Grundlage im Bundesland |
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Baden-Wüttemberg |
nein |
ja, alle 1-2 Jahre |
Informationsblatt des LGA Baden-Württemberg |
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Bayern |
nein |
ja, jährlich |
Empfehlung des zu ständigen Minsteriums |
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Berlin |
nein |
ja, mind. alle 2 Jahre |
Empfehlung auf der Grundlage des
?Kinderspielplatzgesetzes" |
|
Brandenburg |
nein |
ja, mind. alle 2 Jahre |
Rahmenhygieneplan des Landes Brandenburg |
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Hamburg |
ja, jährlich |
. |
Technische Richtlinie auf der Grundlage der
Hamburgischen Bauordnung |
|
Mecklenburg-
Vorpommern
|
nein |
ja, mind. alle 2 Jahre |
Empfehlung des LGA Mecklenburg -Vorpommern |
|
Niedersachsen |
nein |
ja, jährlich |
s. Rahmen-Hygieneplan sowie
NLGA-Merkblatt
|
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Nordrhein-Westfalen |
nein |
ja, jährlich |
Runderlaß |
|
Rheinland-Pfalz |
nein |
nein |
fehlt |
|
Sachsen |
nein |
nein |
fehlt |
|
Sachsen-Anhalt |
nein |
nein |
fehlt |
|
Schleswig-Holstein |
nein |
ja, jährlich |
lt. Jugendfördergesetz sind Spielplätze in
hygienisch einwandfreiem Zustand zu erhalten. |
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Thüringen |
nein |
ja, alle 1-2 Jahre |
Hygieneempfehlungen für die
Gesundheitsämter |
|
Bremen |
ja, alle 2 Jahre |
. |
?Ortsgesetz? |
|
Hessen |
nein |
nein |
fehlt |
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Saarland |
keine Regelung bekannt |
LGH = Landesgesundheitsamt, NGLA = Niedersächsisches
Landesgesundheitsamt
Qu.:
www.nlga.niedersachsen.de
, Niedersächsisches
Landesgesundheitsamt, August 2005
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Sand reinigt den Magen
Sand reinigt den Magen, sagt der Volksmund. Die Mengen, die Kinder an
Spielsand essen, sind gering. Einmal gegessen, birgt üblicher Spielsand
hinsichtlich der Keime kein besonderes Risiko. Und das Risiko, Parasiten
aufzunehmen, ist tatsächlich eher gering, ist doch die Menge und die
nötige Resistenz eher eng begrenzt. Mikrobiologische Untersuchungen von
Spielsand zur Infektionsprävention ergeben stets nur eine Momentaufnahme
("bis nachts die nächste Katze kommt"). Sie zeigen eine Beanstandungsrate
von 5-8 %. Gemessen am schlechten Allgemeinzustand unserer Spielplätze
sind solche Risiken allgemein als eher gering einzuschätzen.
Fazit: Neuer Sand erübrigt eine (teurere) mechanische Reinigung oder
thermische Desinfektion des alten Sandes. Eigentlich ganz klar, wenn da nicht
noch ein kleiner ideologischer Grabenkrieg, um die
"Selbstreinigungskräfte" im Spielsand verborgen wäre...
So ist es wohl ander Zeit, die o.a. Hygenieanforderungen der Länder
besser bekannt zu machen.
Was sind die Einflüsse, die Spielsand für Kinder
zur Gefahr werden
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lassen ?
. |
die Spielsandhygenie betreffenden
Faktoren |
Gefährdung Risiko |
Kontrollen zur Bewertung |
Maßnahmen zur Minderung |
Alltägliche Faktoren |
durch Menschen: Glasscherben,
Blechbüchsen, Zigarettenkippen, Lebensmittelreste, blutbehaftete
Einmalspritzen
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- Verletzung
- Vergiftung
- Infektion
i.d.R. eher ein höheres Risiko
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Sichtkontrollen auf zweckfremde
Nutzung und Vandalismus
wöchentliche Sichtkontrolle nach DIN EN 1176, nach
Beanspruchung oder Gefährdung, z.B. bei Vandalismus,
öfters
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Ordnungsmaßnahmen und
regelmäßige mechanische Reinigung, u.U. tägliche
Reinigungsmaßnahmen und Spielsand u.U. öfters tauschen.
Jahreszeitgemäße Grünflächenpflege
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Biologische Faktoren |
Organisches Material von Pflanzen (Blätter, Äste,
Früchte)
Bestimmte von Tieren ausgeschiedende Parasiten (z.B. Katzen-und
Hundespulwurm) bzw. ihre Dauerformen. Sind sie ausreichend resistent
sind und reichern sich mit der Zeit im Spielsand an.
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- Keime
i.d.R. eher ein geringeres Risiko
- Infektion
i.d.R. eher ein geringeres Risiko
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Sinnvoll sind
stetige Sichtkontrollen auf Tierkot.
Unsinnig, weil zur Beurteilung der Spielsandhygiene kaum geeignet, sind
mikrobiologische Untersuchungen. Deren Aussagekraft ist begrenzt.
Schon am Tag danach können die Daten wertlos sein.
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Kotverschmutzungen sofort
entfernen. Besonnung, Belüftung und der Unterbau
mit Drainage baut Infektionsgefahr stark ab.
Regelmäßig Spielsand mechanisch reinigen und austauschen. Nicht
sinnvoll sind thermische oder chemische Maßnahmen zur
Desinfektionen.
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Chemische Faktoren |
In mehrjährig nicht ausgetauschtem
Spielsand könnten Schadstoffe wie Verbrennungsabgase oder
Schwermetalle aus Verkehr und Industrie auf dem Luftweg (Staub)
eingetragen werden. |
- Vergiftung
Selten, daher Risiko eher gering
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Chemische Analyse einer Mischprobe |
Spielsand reglemäßig austauschen. |
- Mikroorganismen vermögen wohl infektiöse Keime zu
neutralisieren. Eine "Spielsand-Selbstreinigung" bräuchte aber
"seine Zeit" und gute Bedingungen: Belüftung und Besonnung,
z.B. Netze, um Hunde und Katzen fernzuhalten, eine
regelmäßige Reinigung, um organische Verunreinigungen und
sonstige Abfälle zu entfernen. Nur dann kann man sagen, der alte
Sand kann und sollte deshalb auch bleiben. Wenn der
Spielplatzbetreiber dies nicht gewährleisten kann, muß
der Sand regelmäßig ausgetauscht werden.
- Geschlossene Abdeckungen z.B. Planen bewirken stets ein
günstiges Mikroklima, was die Entwicklung von Keimen und
Bakterien fördert.
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Spielsand muß bestimmten Anforderungen an die
Umweltverträglichkeit und Kornverteilung genügen.
Spielsand kann qualitativ untersucht werden. Der Sand für
Kinderspielplätze wird nach dem Bundes-Bodenschutz und Altlastenverordnung
7/99 bzw. Bundesbodenschutzgesetz 3/98 auf Eignung als Spielsand nach DIN 18034
bezüglich der Kornverteilung und Umweltverträglichkeit geprüft
und muß für Spielsand den Anforderungen in der DIN 18034
bezüglich der Kornverteilung und den Vorsorgewerten des
Bundesbodenschutzverordnung 7/99 Anhang 2 genügen.
Die Kosten einer solchen Untersuchung der Umweltverträglichkeit
könnten grob geschätzt bei 400-1000 Euro liegen.
Der sogenannte "Fallschutzkies" wird nach DIN EN 1177 Anhang A und Anhang D
auf seine Eignung für stoßdämpfende
Spielplatzböden geprüft.In Fallschutzbereichen sind bei Einsatz
von Fallschutzkies aus hygienischer Sicht längere Austauschintervalle als
bei Spielsand tolerabel. Wegen einer naturgemäßen hohen
Schimmelpilz-Belastung wird Rindenmulch als Fallschutzmaterial keine Verwendung
mehr finden und sollte durch Fallschutzkies ersetzt werden.
Wir bieten solche Prüfungen für Spielsand und Fallschutzkies an
-> Link.
Nur Kontrollmaßnahmen garantieren sauberen
Spielsand
Inspektionsroutinen nach DIN EN 1176/77 garantieren mit der Visuellen
Inspektion, einer normalerweise wöchentlichen Sichtkontrolle, einen
sauberen Spielsand. Stark beanspruchte oder duch Vandalismus gefährdete
Spielplätze können eine tägliche Inspektion dieser Art
erforderlich machen (DIN EN 1176 Abs. 6.2).
Wir bieten für alle Spielplätze die
Inspektionsroutinen nach DIN EN 1176/1177
an.
Hinweise und Normen
Es wurde hier Bezug genommen auf folgende Gesetze und (für
öffentliche Spielplatzbetreiber verbindliche) Normen:
- Bundes-Bodenschutz und Altlastenverordnung 7/99
- Bundesbodenschutzgesetz 3/98
- DIN 18034, Spielplätze und Freiflächen zum
Spielen
- DIN EN 1176, Spielplatzgeräte
- DIN EN 1177, Spielplatzböden
alle Normen erschienen im Beuth-Verlag Berlin
Literatur
www.nlga.niedersachsen.de
, Merkblatt des
Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes Spielplatz-und
Spielsandhygiene
www.stadt-zuerich.ch,
Pflege und Unterhalt von
Spielplätzen sind aufwändig und kostenintensiv,
Sicherheitsbestimmungen und Kontrollen
Kohnen, Wolfgang et al. Untersuchungen zur mikrobiologisch-hygienischen
Qualität von Spielsand. Umweltmed Forsch Prax 2001, 6 (1), 25-30.
Agde, G. u.a., Sicherheit auf Kinderspielplätzen. Spielwert und Risiko.
Sicherheitstechnische Anforderungen. Rechts- und Versicherungsfragen.
Wiesbaden/ Berlin 1996