Einen nicht alltäglichen Schadensfall mit einem holzzerstörenden Insekt aus dem südlichen Afrika, genauer gesagt aus Zimbabwe, zeigt dieser Praxisfall. Es handelt sich um den Apate terebrans, einem berüchtigten Holzzerstörer aus der Familie der Bohrkäfer, Bostrichidae. Ursprünglich beheimatet in Afrika und Madagaskar hat sich der Holzzerstörer durch den weltweiten Handel inzwischen auch in Zentral- and Südamerika verbreitet. In Europa ist er noch unbekannt.
Zu uns kam er mit einer größeren afrikanischen Holzskulptur. Der Erwerber, ein Tourist aus Deutschland, hatte die Insekten darin als Reisemitbringsel mit nach Berlin gebracht. Dort sind sie nun nach fast 2 Jahren auf dem Dachboden ausgeschlüpft. Ein erwachsenes Tier fraß sich durch die Unterspannbahn aus dem Dachaufbau heraus, was eine gewisse Beunruhigung hervor rief und eine weitere Beobachtung anraten ließ.
Apate terebrans, als weibliche Puppe (25mm), im Puppenstadium. Foto: Rüpke |
Apate terebrans, als erwachsener männlicher Käfer (20mm). Foto: Rüpke |
Apate terebrans hat eine stattliche Länge von 20 - 25 mm, gehört damit zu den größeren Holzzerstörern. Er lebt polypharg, ist also nicht an eine Holzart gebunden. Außerordentlich breit gefächert ist sein Wirtsbereich, der sich über die ganze Bandbreite von Forstholz bis Schnittholz ausdehnt. Es wird berichtet (siehe Kasten), das erwachsene Käfer auch am Frischholz fressen, was den schnellen Tod kleiner Bäume nach sich ziehen kann.
Apate terebrans, Schäden an einem abgetrennten Teil einer Skulptur aus Zimbabwe, einige Gänge sind geöffnet. Foto: Rüpke |
Apate terebrans, die Beine sind mit messerscharfen Krallen versehen, die einen absolut sicheren Halt geben. Foto: Rüpke |
Messerscharfe Krallen an ihren Beinen geben ihnen in jeder "Fraßlage" einen sicheren Halt.
Am lebenden Käfer spürt man es, wenn man ihn von seiner Unterlage z.B. am Holz abhebt.
Der Körper des Käfers ist volständig und üppig mit Chitin gepanzert. Beim Einlegen des toten Käfers in ein Glasschälchen "klingelt und scheppert" es regelrecht. Für seine Feinde ist er wohl eine "hart zu knackende Nuß".
Die polypharge Lebensweise spiegelt sich wieder in den Schäden an Plantagen, z.B. am Kaschubaum, wo es Totalschäden )1 gab, wie auch an unserem Schadbild, an trockenen hölzernen Skulpturen, aber auch an zugeschnittenem und verbauten Werkholz. Es gibt also Schnittpunkte, wo Apate terebrans als Forst- und/oder als Werkholzschädling dem Menschen in die Quere kommt.
Dieses breite Nahrungsspektrum, zudem mit daraus resultierenden sehr unterschiedlichen Holzfeuchteansprüchen, ist uns in Europa bei heimischen holzzerstörenden Insekten nicht bekannt. Es wären sicher interessante Zusammenhänge hinsichtlich der Lebensbedingungen des Apate terebrans zu erwarten, wenn Sie denn näher ergründet sind.
Aus einem Vortrag von Dr. Clive P Topper zitiert:
Quelle: Hill, D. and Waller, J. (1988) Pests and diseases of tropical crops, Volume 2, A field handbook.Longman Scientific and Technical. |
Wie gut die ausgeschlüpften Käfer nagen können, konnten wir im Labor selbst mit ansehen. Lediglich um von der einen Seite des Holzstücks zur anderen zu gelangen, nagte sich ein Männchen über Nacht einen Durchgang.
Die Larvengänge sind an der befallenen Skulptur überwiegend dicht unter der Holzoberfläche und fsind beim Abtasten der Oberfläche anhand einer leichte Wölbung auffälig. Die Gänge sind mit Nagsel verstopft.
Apate terebrans, Käfer fraß sich hier (über Nacht) einen Durchgang. Foto: Rüpke |
Apate terebrans, Fraßtätigkeit des erwachsenen Käfers. Foto: Rüpke |
Apate terebrans, Ausschlupfloch (9 x 14mm), Foto: Rüpke |
Der Zyclus Ei-Larve-Puppe-Käfer beträgt bei Apate terebrans zwischen 1 bis 3 Jahren. Die Entwicklung hier auf dem häuslichen Dachboden in Deutschland, zudem noch auf der Nordhalbkugel, wo Sommer und Winter vertauscht sind, hat wohl zu einer längeren Entwicklungszeit geführt. Beibehalten hat das Insekt den Schlupfzeitpunkt hier zur Winterzeit, was in seiner Heimat der Sommerzeit entspricht. Die Aktivität, die sich uns zeigte, war sehr träge bis dahinsiechend, was sicher klimatisch begründet ist. Schnelle Bewegungen oder gar ein Flug haben wir nicht erlebt. Der dann einige Male üppige naächtliche Fraß hat uns dann geradezu überrascht.
(Nachdem bereits drei Käfer ausgeschlüpft waren, landete das Befallstück bei uns. Wir fanden 1 Puppe und 1 Larve tot vor. Danach schlüpfte noch ein männlicher Käfer gegen Ende November. Mitte Januar überraschte uns ein zweiter (Geschlecht ?, versteckt sich dauernd). Beide lieben es sich in Gängen einzubuddeln und waren, bis auf ihre wenigen Fressorgien, wenig frei präsent. Das Holz der Skulptur hatte eine Holzfeuchte im November und Dezember um die 12 % lag. Im Januar befeuchteten wir das Holz in unserem Terrariums auf 16%. Das wirkte sich inform von Aktivitätszuwachs anscheinend positiv auf die Lebensbedingungen aus. Bei Gelegenheit werden wir weiter berichten.)