Sieht man von der Holzart mal ab, kann der erste Eindruck regelmäßig zu einer Diagnose Hausbockbefall führen. denn die meisten Befallsmerkmale des Hausbocks treffen auch auf seinen Doppelgänger, den Aschgrauen Abendbock, Hesperophanes cinereus zu. Nur die Holzart ist stets anders - er befällt ausschließlich Laubholz, der Hausbock ist dagegen nur am Nadelholz zu finden.
Gottseidank treten nicht beide bei uns auf. Oder doch?
Es kommt gelegentlich vor, wie im Nachstehenden berichtet, das der Aschgraue Abendbock, Hesperophanes cinereus gelegentlich importiert und somit auch in unseren Gefilden verbaut werden kann. Er kann sich dann im (zentralbeheizten) Gebäude ohne weitere Einschränkungen entwickleln, bei ausreichenden Temperaturen im Juli ausschlüpfen und sich dann munter weiter vermehren. Anhand mittlerweile zweier Fälle ist er uns bekannt geworden, einmal an einem Buchenmöbelstück (aus dem Balkan) in Hannover und an einer neuen Eichendielung (aus Frankreich) in Nürtingen.
Das Vollinsekt in Farbe und Form:
Hesperophanes cinereus heißt mit deutschem Namen Aschgrauer Abendbock. Der Name benennt eine längs getüpfelte aschgraue Farbgebung, die erkennbar und typisch ist. Foto: Rüpke |
zylindrischer Kot, rd. 1mm. Foto: Rüpke |
Hesperophanes cinereus hat eine längliche Form. Foto: Rüpke |
Hesperophanes cinereus hat i.d.R. einen Zyclus von 2 bis 6 Jahren. Die Larven entwickeln sich nach Ablage in schmalen Rissen (rd. 0,35 mm breit) ausschließlich im trockenen Laubholz und erreichen am Ende vor der Verpuppung eine Größe von 30mm, die adulten Tiere sind 10 bis 25 mm, dabei die Weibchen die größeren. Sein farbliches Aussehen benennt der deutsche Name sehr treffend: "aschgrauer" Abendbock. Die Ausfluglöcher sind nahe der Puppenkammer dicht unter der Oberfläche. Sie sind oval von 8 bis 13 mm. Der eliptische Gangfraß ist in der Struktur geriffelt. Der 1 mm lange Kot ist zu
Die Ausschlupflöcher über der Puppenkammer in Form und Größe:
Formen der Ausschlupflöcher von Hesperophanes cinereus in 26mm Eichendielen (Herkunftsland Frankreich), Links: 10mm lang x 6mm breit, Mitte 13x9, Rechts 9x8, überweigend in ovaler Form mit ausgefranstem Rand. Der Ausflug erfolgte >2 Jahre nach Dieleneinbau. Fotos: Fetzer |
Man ist stets unvorbereitet und überrascht, eines Tages unbekantem Neuen zu begegnen. So kam uns eines Tages ein "Hausbockbefall" an einem Karteikasten, einem Möbelstück aus Buche, auf den Tisch. Eine lebend ausgebaute Larve bestätigte: "Befall". Nur anhand der Befallsmerkmale kam Hausbock infrage. Aber der Hausbock befällt ja ausschließlich Nadelholz! Nur, die Larvenmerkmale am mitgebrachten Kadaver kamen denen des Hausbocks nahe. Ein offener Widerspruch bzw. eine Fehldiagnose standen im Raum. Nun wurde die Geschichte des Möbels untersucht. Wo kam das Möbel her? War seine Herkunft aus Warmgebieten in Nordafrika, Nordwestasien, aus dem Mittelmeer- oder Schwarzmeerraum, käme hier als "Hausbockdoppelgänger" Hesperophanes cinereus, volkstümlich: "Hausbock der Laubhölzer" in Frage. Hesperophanes cinereus benötigt ein stets warmes Klima und ist Trockenholzinsekt mit einem längeren Zyklus. Tatsächlich entlarvte sich das Möbel als gerade 3 Jahre alt, geliefert von einem Bürobedarfgroßhändler, der bestätigte, seine Möbel kämen aus "aller aller Welt".
Im Nachfolgenden Befallsbilder dazu:
Die äußere Holzoberfläche ist intakt. Das ausgebaute, von Hesperophanes cinereus befallene Holzteil des Möbelstücks ist aus Buche. Die Holzfeuchte beträgt: 8%. Foto: Rüpke |
Die innere Kehrseite des gleichen Holzteils. An dem Teilstück des Möbels, sind die Befallsspuren von Hesperophanes cinereus erkennbar. Foto: Rüpke |
Im Detail die Fraßgänge mit typischen eliptischen Platzfraß und Rippelmarken (wie beim Hausbock). Foto: Rüpke |
Der Kot im Nagsel des Hesperophanes cinereus in der Nahaufnahme: typische, tonnenähnliche Form (wie Pellets). Foto: Rüpke |