Der Zyklus des Hausbocks unterscheidet sich in keiner Weise von dem anderer Käfer: aus den gelegten Eiern schlüpfen die Larven, die den längsten Abschnitt in der Entwicklung des Käfers ausmachen. Ist die Larve nach einigen Jahren und verschiedenen Altersstufen kräftig genug und vom gefressenen Holz nach dessen Aufschließung ihrer Verdauung gut genährt, verpuppt sie sich, um nach einigen Wochen zum voll entwickelten Käfer auszufliegen. Dabei schlüpfen die Männchen zuerst aus. Dann folgen die Weibchen. Der Grund ist, dem Weibchen den Ort zur Eiablage anzugeben. Nach der Begattung durch ein Männchen wird das Weibchen ihre Eier legen, beide Imagines (Einzahl: Imago, Vollinsekt) sterben nach wenigen Tagen ab.
Heutige Holzschutmittel sind langsam oder verzögert wirksam. Somit ist eine schnelle erfolgreiche Bekämpfung des Hausbocks im Zeitraum nach der Eiablage, Eilarve, der Larve und Puppe nur sehr bedingt zu erwarten, da der Hausbock dann im Holz versteckt schwer erreichbar ist. Die hier angreifenden Mittel wirken als Fraßgifte ohnehin verzögert bzw. langsam und sind schwer ins trockene Holz einzubringen und dort zu verteilen. Die Larven werden daher nur zu einem begrenzten Prozentsatz (max. 80%) erreicht und ein Leben nach der Bekämpfung ist noch lange - über Jahre - möglich.
Sind die adulten (ausgewachsenen) Tiere geschlechtlich unterschiedlich nacheinander geschlüpft, folgt die Flugzeit (Juni bis August), denn zunächst muss ein Partner gefunden werden. Die männlichen Käfer senden hierfür einen Sexuallockstoff aus, die von den hierfür bestimmten Rezeptoren auf den Antennen der weiblichen Käfer wahrgenommen werden, und vermitteln so ihren Standort. Anders, als man bisher glaubte, reicht dieser Lockstoff (chemische Identifizierung der Lockstoffe in der Pherobase-Datenbank einsehbar und der z.B. als Bajuluwit ® synthetisch nachgebaut ( s.a. Pherobase ) am Markt erhältlich ist) aber nicht, um dem Weibchen eine aussichtsreiche Stelle zur Ablage der bis zu 300 Eier zuzuweisen. Die forschungsweise Anwendung des synthetischen Pheromons in Hausbockfallen blieb am Ende erfolglos, weil diese Stoffe in der praktischen Anwendung unter Dach zu leicht flüchtig sind. Gerade im Zeitraum des Ausflugs herrschen dort zu hohe Tempraturen.
Es gab auch Ansätze und Überlegungen, über Kairomone die Insekten "süchtig" zu machen.
(siehe auch: Chemische Ökologie - Anwendung in der Schädlingsbekämpfung, von Prof. Dr. Konrad Dettner, Uni Bayreuth, in biologen heute Vol. 1/2000)
Neue Forschungen ergaben tiefere Einblicke in das Paarungsverhalten des Hausbocks. Allein das Männchen bestimmt den Platz und somit den Zeitpunkt der Eiablage - ohne ihn weiß das Weibchen nicht, wohin. Neu erkannt wurde, dass neben dem Sexuallockstoff des Männchens auch der Duft der entsprechenden, für die Eiablage aussichtsreichen Holzart vorhanden sein muß. Auch hierfür ist ein spezieller, den Holzduft empfangender Rezeptor an den Antennen des Weibchens vorhanden. Nur dann "schleicht" sich das Weibchen dorthin, um zu kopulieren und abzulegen.
Der männliche Hausbock muss natürlich den geeigneten Platz zur Eiablage zunächst selbst erreichen, um dem Weibchen das entscheidende Signal geben zu können. Es hilft ihm dabei ebenfalls ein Antennenrezeptor, der aber den Geruch von Holz aufnimmt. Je frischer das Holz, desto intensiver der Duft, der von ihm ausgeht, da Terpene, ätherische Öle und Harze noch in der unmittelbarsten, obersten Holzschicht enthalten sind. Diese Stoffe verflüchtigen sich im Lauf der Jahre, das Signal für den Käfer wird immer schwächer. Daher bestätigt sich nun die bislang nur statistisch belegte Erkenntnis, warum über 60 Jahre altes Holz wesentlich seltener angegriffen wird.
Für die Eiablage werden daher diese Stellen bevorzugt, wenn sie dem Käfer frei zugänglich und ungeschützt sind:
Der Ansatz der Forschung liegt hier: Wenn das Holz durch den Eigengeruch seine Feinde selbst anlockt, kann ein diesen Holzduft maskierender Ersatzstoff die Schädlinge fehlleiten? Denn würde das Hausbockmännchen derart vom eigentlichen Holz abgelenkt, dass er ein stärkeres Signal als den "natürlichen Holzgeruch" erkennt (etwa eine Lockstofffalle), wird in der Folge auch das Weibchen fehlgeleitet. Ob es dann in die Falle geht, die Begattung gestört wird oder die Eiablage an einem "falschen" Ort erfolgt, das wäre noch zu erforschen. Würde das Holz durch Maskierung fehlleitender Gerüche erst gar nicht erkannt, bliebe zumindest dieses Holz unversehrt.
Die Mandibeln der Hausbocklarve. Sie erzeugen das typische Fraßgeräusch Foto: Wenk |
Die Form der Frasswerkzeuge der Hausbocklarve führt zum Platzfrass mit typischer Rippelmarkierung. Foto: Rüpke |
Die Fraßgeräusche des Hausbocks sind oft das Erste, was vielerorts auf seine Anwesenheit hindeutet.
Gleichzeitig sucht der Sachverständige nach diesen Fraßgeräuschen in Umkehr als Befallsnachweis, wenn er nicht umständlich das ganze Holz auseinanderbauen will, um eine Larvensuche zu betreiben.
Bislang war dies wegen der nötigen Technik sehr aufwendig und horrend teuer. Einfache, praktische Lösungen mit digitaler Aufnahmetechnik und der Aufbau freizugänglicher Filter-Software (Open Source) stehen auf unserem Wunschzettel. Ansätze dazu gibt es, jedoch werden sie regelmäßig nicht zu Ende gebracht. Der Weg wäre einfach gangbar, anscheinend bleibt uns diese Tür aber vorerst noch verschlossen.
In der Welt der singenden Vögel und Insekten ist der Umgang mit akustischen Spürverfahren und die Identifizierung bestimmter Gesänge anhand von seziellen Datenbanken Gang und Gebe.
Gesang bereitet bekanntlich Freude und erwärmt das Herz. Bei den holzzerstörenden Insekten, wo es zwar einen hohen wirtschaftlichen Wert hätte, gibt es aber weder Gesang noch Ansätze, solche akustischen Identifiktionsverfahren als praktischen und sicheren Befallsnachweis durchzusetzen.
Hausbock, Hylotrupes bajulus , fressende Larve, |
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Aufnahme mit AED-2000 |
bereitgestellte Aufnahme mit WD60 |
Eine gewisse Angst, manche Bekämpfung fiele dann aus, wenn der akustische Faßgeräuschnachweis ausbliebe, ist nicht von der Hand zu weisen. Wir wissen von vielen Fällen, wo bekämpft wurde, obwohl es keinen Befallsnachweis gab. Kein Befall = keine Bekämpfung = kein Geschäft...
Die Wahrnehmung fressender Larven auf akustischem Weg kann also ein erheblicher Vorteil sein, in der Frage, ob etwa in einem Dachstuhl ein inaktiver Schaden voliegt oder es sich um einen aktiven Befall handelt. Jede Käferart gibt auch im Larvenstadium ein ihm eigenes Fraßgeräusch ab. Dies kann mit geeigneter Technik aufgenommen und ausgewertet werden. So ist eindeutig festzustellen, ob Knabbergeräusche verursachende Larven leben und Holz zerstören.
Hierzu durchgeführte Forschungen liegen auf Eis (verschlossen im Schreibtisch) oder sind aus diversen Gründen nicht weiterverfolgt worden. Mal war es nicht ihre Aufgabe, sich damit zu beschäftigen, mal fehlte das nötige Geld für das Entscheidende, wie frei zugängliche Geräuschdatenbank , technische Daten für die einfache Ausrüstung etc.