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Der Hausbock, Hylotrupes bajulus (L.)

Forschung zur Bekämpfung


Der Hausbock -Biologie und Zyklus Duftstoffe bestimmen den Ort der Paarung und Eiablage Fraßaktivität akustisch erkennen (Bio-Akustik)

Der Hausbock -Biologie und Zyklus

Zyklus des Hausbocks mit den Stadien: Eier - Larve - Puppe - Vollinsekt (Imago)


Hausbock: Larve, Puppe, Käfer. Fotos: Wenk

Der Zyklus des Hausbocks unterscheidet sich in keiner Weise von dem anderer Käfer: aus den gelegten Eiern schlüpfen die Larven, die den längsten Abschnitt in der Entwicklung des Käfers ausmachen. Ist die Larve nach einigen Jahren und verschiedenen Altersstufen kräftig genug und vom gefressenen Holz nach dessen Aufschließung ihrer Verdauung gut genährt, verpuppt sie sich, um nach einigen Wochen zum voll entwickelten Käfer auszufliegen. Dabei schlüpfen die Männchen zuerst aus. Dann folgen die Weibchen. Der Grund ist, dem Weibchen den Ort zur Eiablage anzugeben. Nach der Begattung durch ein Männchen wird das Weibchen ihre Eier legen, beide Imagines (Einzahl: Imago, Vollinsekt) sterben nach wenigen Tagen ab.

Heutige Holzschutmittel sind langsam oder verzögert wirksam. Somit ist eine schnelle erfolgreiche Bekämpfung des Hausbocks im Zeitraum nach der Eiablage, Eilarve, der Larve und Puppe nur sehr bedingt zu erwarten, da der Hausbock dann im Holz versteckt schwer erreichbar ist. Die hier angreifenden Mittel wirken als Fraßgifte ohnehin verzögert bzw. langsam und sind schwer ins trockene Holz einzubringen und dort zu verteilen. Die Larven werden daher nur zu einem begrenzten Prozentsatz (max. 80%) erreicht und ein Leben nach der Bekämpfung ist noch lange - über Jahre - möglich.

Duftstoffe betimmen den Ort der Paarung und Eiablage

Imago des Hausbockkäfers auf der Suche nach Partnerschaft für die Nachkommernsvorsorge

2-3 Wochen nach der Eiablage schlüpfen die Larven, um sich sogleich ins Holz zu fressen.

Sind die adulten (ausgewachsenen) Tiere geschlechtlich unterschiedlich nacheinander geschlüpft, folgt die Flugzeit (Juni bis August), denn zunächst muss ein Partner gefunden werden. Die männlichen Käfer senden hierfür einen Sexuallockstoff aus, die von den hierfür bestimmten Rezeptoren auf den Antennen der weiblichen Käfer wahrgenommen werden, und vermitteln so ihren Standort. Anders, als man bisher glaubte, reicht dieser Lockstoff (chemische Identifizierung der Lockstoffe in der Pherobase-Datenbank einsehbar und der z.B. als Bajuluwit ® synthetisch nachgebaut ( s.a. Pherobase ) am Markt erhältlich ist) aber nicht, um dem Weibchen eine aussichtsreiche Stelle zur Ablage der bis zu 300 Eier zuzuweisen. Die forschungsweise Anwendung des synthetischen Pheromons in Hausbockfallen blieb am Ende erfolglos, weil diese Stoffe in der praktischen Anwendung unter Dach zu leicht flüchtig sind. Gerade im Zeitraum des Ausflugs herrschen dort zu hohe Tempraturen.

Es gab auch Ansätze und Überlegungen, über Kairomone die Insekten "süchtig" zu machen.

(siehe auch: Chemische Ökologie - Anwendung in der Schädlingsbekämpfung, von Prof. Dr. Konrad Dettner, Uni Bayreuth, in biologen heute Vol. 1/2000)

Neue Forschungen ergaben tiefere Einblicke in das Paarungsverhalten des Hausbocks. Allein das Männchen bestimmt den Platz und somit den Zeitpunkt der Eiablage - ohne ihn weiß das Weibchen nicht, wohin. Neu erkannt wurde, dass neben dem Sexuallockstoff des Männchens auch der Duft der entsprechenden, für die Eiablage aussichtsreichen Holzart vorhanden sein muß. Auch hierfür ist ein spezieller, den Holzduft empfangender Rezeptor an den Antennen des Weibchens vorhanden. Nur dann "schleicht" sich das Weibchen dorthin, um zu kopulieren und abzulegen.

Der männliche Hausbock muss natürlich den geeigneten Platz zur Eiablage zunächst selbst erreichen, um dem Weibchen das entscheidende Signal geben zu können. Es hilft ihm dabei ebenfalls ein Antennenrezeptor, der aber den Geruch von Holz aufnimmt. Je frischer das Holz, desto intensiver der Duft, der von ihm ausgeht, da Terpene, ätherische Öle und Harze noch in der unmittelbarsten, obersten Holzschicht enthalten sind. Diese Stoffe verflüchtigen sich im Lauf der Jahre, das Signal für den Käfer wird immer schwächer. Daher bestätigt sich nun die bislang nur statistisch belegte Erkenntnis, warum über 60 Jahre altes Holz wesentlich seltener angegriffen wird.


Vom Hausbock gern gesehen - die kleineren Trockenrisse im Holz. Foto: Rüpke

Für die Eiablage werden daher diese Stellen bevorzugt, wenn sie dem Käfer frei zugänglich und ungeschützt sind:

Der Ansatz der Forschung liegt hier: Wenn das Holz durch den Eigengeruch seine Feinde selbst anlockt, kann ein diesen Holzduft maskierender Ersatzstoff die Schädlinge fehlleiten? Denn würde das Hausbockmännchen derart vom eigentlichen Holz abgelenkt, dass er ein stärkeres Signal als den "natürlichen Holzgeruch" erkennt (etwa eine Lockstofffalle), wird in der Folge auch das Weibchen fehlgeleitet. Ob es dann in die Falle geht, die Begattung gestört wird oder die Eiablage an einem "falschen" Ort erfolgt, das wäre noch zu erforschen. Würde das Holz durch Maskierung fehlleitender Gerüche erst gar nicht erkannt, bliebe zumindest dieses Holz unversehrt.

1943 berichtete Günther Becker über die Prüfung des Geruchssinnes vom Hausbock auf verschiedene Duftstoffe am Nadelholz, vor allem die im Kiefernholz vorkommenden ätherischen Öle: "Zumindest der größte Teil der geprüften Duftstoffe wird von den Hausbockweibchen wahrgenommen. Die Wirkung auf die Eiablage jedoch ist sehr verschieden. Neben Stoffen, die das Verhalten der Tiere gar nicht beeinflussen, und abschreckenden gibt es einzelne, die - wenigstens in geeigneter Duftstärke - die Weibchen anlocken und den Platz der Eiablage bestimmen.
Von natürlichen Gemischen ätherischer Öle hat Terpentinöl eine stark anlockende Wirkung, die sich in einer Annäherung der legebereiten Weibchen an die Duftquelle und der Ablage sämtlicher Eier an den behandelten Hölzern äußert. Vergleichsweise verwendetes Karottenöl dagegen hat keinen Einfluß auf die Eiablage.
Unter den geprüften 36 Einzelverbindungen erwiesen sich in ersten Linie - und -Pinen, daneben in begrenzterem Maße 3-Caren (mit Gehalt an 4-Caren) als ausgesprochen anlockende und die Eiablage auslösende Stoffe. Während die Wirkung von Caren in kurzer Zeit nachläßt, bleibt sie bei - und -Pinen bis zu einem Jahr nach dem Anstrich erhalten und ist im Laboratoriumsversuch noch in Verdünnungen, die für den menschlichen Geruch kaum mehr wahrnehmbar sind, von Erfolg. Andererseits aber liegt auch die obere Reizschwelle sehr hoch. In unmittelbarer Nähe einer stärkeren Duftquelle tritt erwartungsgemäß Fluchtreaktion ein.
Im Bereiche günstiger Duftstärke hat die Geruchswahrnehmung der Lockstoffe das Ausstrecken der Legeröhre und die Suche nach einem geeigneten Spalt zur Folge. Sie bestimmen also nicht nur den Platz der Eiablage, sondern lösen diese auch spontan aus, sofern bei dem Käfer die entwicklungsmäßigen Voraussetzungen dazu gegeben sind. Auf befruchtete Weibchen wirken die Lockstoffe stärker als auf unbefruchtete.
In gewisser höherer Konzentration, besonders frisch auf das Holz aufgestrichen, aber wesentlich schwächer oder zum Teil unregelmäßig wirksam waren außerdem Sabinen, Carven und bis zu einem gewissen Grade Verbenol, 1-Fenchylalkohol und Pinol.
In den angewandten Duftstärken wirkten abschreckend -Terpineol, Terpinol, Sabinol, - und -Thujon, d und 1-Bornylacetat, Cadinen und Caryophyllen. Zu den abschreckenden gehören also gewisse Alkohole, Ketone und Sesquiterpene, aber keine reinen Kohlenwasserstoffe, während die anlockende Wirkung weitgehend - mit Ausnahme der fraglich bzw. zumindest ungleichmäßig wirkenden Verbindungen Verbenol, 1-Fenchylalkohol (Alkohole) und Pinol (Oxyd) - gerade auf sauerstoffreie Kohlenwasserstoffe beschränkt ist.
Alle die Eiablage auslösenden Kohlenwasserstoffe besitzen die gleiche Bruttoformel der Terpene C10H16. Die am besten und (im Laborversuch) mit Sicherheit wirksamen unter ihnen sind sämtlich bicyclische Verbindungen von einander sehr ähnlicher Struktur. Die bicyclischen Kohlenwasserstoffe Pinan C10H18 und Verbenen C10H14, zu der Pinangruppe gehörig, die die am stärksten anlockenden Verbindungen enthält, hatten keine Wirkung. Unter den bicyclischen Terpenen sind andererseits die hier geprüften Vertreter der Camphangruppe unwirksam.
Ein Vergleich des Molekelbaues der verschiedenen fraglichen Terpene ergab, daß auch für die Geruchswahrnehmung des Hausbockkäfers die Anordnung der Seitenketten der Verbindungen ohne Bedeutung, dagegen die Art der inneren Ringbildung entscheidend ist.
Von Steinkohlenteerölfraktionen und -produkten, die in geringerem Umfang geprüft wurden, erwies sich Cumaron als anlockend. Vergleichsweise wurden einzelne Hausbockbekämpfungsmittel des Handels berücksichtigt. Eine Gegenüberstellung der Ergebnisse an ähnlich oder verschieden riechenden Stoffen zeigt, daß die Hausbockkäfer sich nicht so verhalten, daß man auf Grund der menschlichen Geruchseindrücke Schlüsse ziehen könnte.
Die Eiablage des Hausbockkäfers wird nacheinander durch Licht-, Geruchs- und Berührungsreize beeinflußt. Für ihr Zustandekommen ist jedoch nur das Vorhandensein eines geeigneten Spaltes unbedingte Voraussetzung, während die Licht- und Geruchsreize innerhalb weiter Grenzen schwanken können. Die instinktmäßige Bindung der Eiablage an Duftstoffe ist also nicht eng. - Auf männliche Hausbockkäfer hat Pinen keine anlockende Wirkung.
Die weitgehende Einschränkung einer anlockenden und die Eiablage auslösenden Wirkung auf bicyclische Kohlenwasserstoffe und das Aufhören dieser Eigenschaft bei ihrer Oxydation läßt annehmen, daß die statistisch erwiesene Abnahme der Befallswahrscheinlichkeit des Bauholzes mit steigendem Alter neben der Verminderung seines Nahrungswertes für die Larven zu einem gewissen Anteil auch sinnesphysiologisch durch die Eiablageinstinkte bedingt sein kann.
Ökologisch ist bemerkenswert, daß die Käfer im Laboratoriumsversuch ihre Eier am Holz mit stärkerem Gehalt an Pinen bzw. Terpentinöl legen, für die Larvenentwicklung jedoch der Nahrungswert des Holzes mit zunehmendem Gehalt an ätherischen Ölen sinkt, mit abnehmendem steigt. Jedoch ist stark duftendes, frisches Holz zugleich auch am nährstoffreichsten. Innerhalb des Stammes wählen später die Larven die günstigsten, d. h. eiweißreichsten Stellen aus."
Becker, Sinnesphysiologische Untersuchungen über die Eiablage des Hausbockkäfers, Staatliche Materialprüfungsamt Berlin-Dahlem, 1943 in: Journal of Comparative Physiology A: Neuroethology, Sensory, Neural, and Behavioral Physiology, Springer Berlin / Heidelberg, Vol.30, Nr.1, Jan 1973, P. 253 - 299

Fraßaktivität akustisch erkennen

Die Mandibeln der Hausbocklarve. Sie erzeugen das typische Fraßgeräusch Foto: Wenk
Die Form der Frasswerkzeuge der Hausbocklarve führt zum Platzfrass mit typischer Rippelmarkierung. Foto: Rüpke

Die Fraßgeräusche des Hausbocks sind oft das Erste, was vielerorts auf seine Anwesenheit hindeutet.

Gleichzeitig sucht der Sachverständige nach diesen Fraßgeräuschen in Umkehr als Befallsnachweis, wenn er nicht umständlich das ganze Holz auseinanderbauen will, um eine Larvensuche zu betreiben.


Hochsensibles Sensor und Verstärkersystem für Körperschall und Vibrationsdetektion. Geeignet für Untersuchungen an Hausbock (auch Eilarven), Asiatischer Laubholzbock, Moschusbock, Pappelbock, Weidenbohrer (Angaben und Bild vom Hersteller)

Bislang war dies wegen der nötigen Technik sehr aufwendig und horrend teuer. Einfache, praktische Lösungen mit digitaler Aufnahmetechnik und der Aufbau freizugänglicher Filter-Software (Open Source) stehen auf unserem Wunschzettel. Ansätze dazu gibt es, jedoch werden sie regelmäßig nicht zu Ende gebracht. Der Weg wäre einfach gangbar, anscheinend bleibt uns diese Tür aber vorerst noch verschlossen.

In der Welt der singenden Vögel und Insekten ist der Umgang mit akustischen Spürverfahren und die Identifizierung bestimmter Gesänge anhand von seziellen Datenbanken Gang und Gebe.

Gesang bereitet bekanntlich Freude und erwärmt das Herz. Bei den holzzerstörenden Insekten, wo es zwar einen hohen wirtschaftlichen Wert hätte, gibt es aber weder Gesang noch Ansätze, solche akustischen Identifiktionsverfahren als praktischen und sicheren Befallsnachweis durchzusetzen.

Hausbock, Hylotrupes bajulus , fressende Larve,
Aufnahme mit AED-2000
[1766 kB, 10.25 s]Acoustic Emission ConsultingQu.: USDA
bereitgestellte Aufnahme mit WD60
[274 kB, 6 s]Von Laar Technology & Consulting Ltd.
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Suchhunde zum Aufspüren von Hausbockbefall

Eine gewisse Angst, manche Bekämpfung fiele dann aus, wenn der akustische Faßgeräuschnachweis ausbliebe, ist nicht von der Hand zu weisen. Wir wissen von vielen Fällen, wo bekämpft wurde, obwohl es keinen Befallsnachweis gab. Kein Befall = keine Bekämpfung = kein Geschäft...

Die Wahrnehmung fressender Larven auf akustischem Weg kann also ein erheblicher Vorteil sein, in der Frage, ob etwa in einem Dachstuhl ein inaktiver Schaden voliegt oder es sich um einen aktiven Befall handelt. Jede Käferart gibt auch im Larvenstadium ein ihm eigenes Fraßgeräusch ab. Dies kann mit geeigneter Technik aufgenommen und ausgewertet werden. So ist eindeutig festzustellen, ob Knabbergeräusche verursachende Larven leben und Holz zerstören.

Hierzu durchgeführte Forschungen liegen auf Eis (verschlossen im Schreibtisch) oder sind aus diversen Gründen nicht weiterverfolgt worden. Mal war es nicht ihre Aufgabe, sich damit zu beschäftigen, mal fehlte das nötige Geld für das Entscheidende, wie frei zugängliche Geräuschdatenbank , technische Daten für die einfache Ausrüstung etc.


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