home Aus der Praxis der Kollegen Lutz Parisek und Stephan Biebl
Lutz Parisek
ö.b.u.v. Sachverständiger für Holzschutz
Am Schlossgarten 3
96194 Walsdorf
Tel: 09549 / 82 66
info@parisek-saniert.de

Stephan Biebl
Dipl.-Ing.(FH) Holztechnik IHK-geprüfter Schädlingsbekämpfer und staatl.geprüfter Desinfektor
Mariabrunnweg 15 in 83671 Benediktbeuern
Tel. 08857 / 69 70 40
info@holzwurmfluesterer.de
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weitere Holzfragen.de Links zum Thema "Termiten in Europa":
Termiten - Erdtermiten in Europa
Trockenholztermiten (Unterscheidung Trockenholztermitenart Kalotermes flavicollis und Erdtermitenart Reticulitermes lucifugus)

Trockenholztermiten - Praxisfall


Erdtermiten werden ihres Substrates wegen seltener verschleppt. Das vor über 70 Jahren eingeschleppte dauerhafte aber lokal beschränkte Vorkommen in Hamburg blieb bislang in Deutschland die Ausnahme.

Anders bei den Trockenholztermiten, deren Substrat keine Verbindung zur Erde hat. Eine Verschleppung mit beweglichen Gegenständen ist viel eher möglich.

Trockenholztermite
Trockenholztermite in Bayern. Foto: Parisek
Z.B. Cyppototermes brevis gilt als "extrem resistent". Diese Trockenholztermiten haben in unseren Breiten eine Überlebenschance und sind bedingt entwicklungsfähig.

Klimatisierte und schnelle Warentransporte erhöhen zukünftig die Chancen für eine Verschleppung.

Es wird also immer wahrscheinlicher, daß ein Sachverständiger für Holzschutz solchen Trockenholztermitenauch eines Tages ganz praktisch begegnen wird.

Über einen interessanten Befall durch Trockenholztermiten konnten Lutz Parisek und Stephan Biebl vor kurzem berichten (Biebl S. und Parisek L. (2009) Termiten in Bayern. DpS 5, S. 6-7). Sie habe diese Begegnung schon hinter sich.

Diese Termitenarten kommen natürlich in Europa nicht vor. Sie werden stets eingeschleppt, wie es auch in diesem Fall geschehen war.

Die Trockenholztermiten wurden vermutlich schon vor 15 Jahren im Holzrahmen eines Spiegels, der aus Peru kam, nach Bayern importiert. 9 Jahre lang hing der Spiegel an einer (wohl relativ kühlen) Mauerwerkswand. Danach hing er an einer (wohl relativ warmen) Innenwand in einem Holzhaus. Die überdauerten Insekten fanden eine Überlebenschance und wurden nach weiteren 6 Jahren entdeckt.

An dem ersten Standort war es für die Termiten vermutlich sehr schwer zu überleben. Dennoch, sie haben ganze 9 Jahre im Holzspiegel an der kühlen Wand überlebt, um nach dem Umzug, bei besserem Klima ihre Entwicklung fortzusetzen.

Nach Entfernung der Türbekleidung sind 2-3 mm große Löcher und Gänge zusehen. Die Holzfeuchte des verbauten Fichtenholzes betrug rd. 10 Masse-%. Nach der Freilegung. Unter der sonst intakten Holzoberfläche kam eine Nestkammer mit Larven der Trockenholztermiten zu Tage.
Nach Entfernung der Türbekleidung sind 2-3 mm große Löcher und "größere" offnene Gänge zusehen. Die Holzfeuchte des verbauten Fichtenholzes betrug rd. 10 Masse-%. Foto: Parisek
Unter der sonst intakten Holzoberfläche kamen neben den Fraßgängen auch "größere" Kammern zutage. Darin für Cryptotermes brevis typische hexagonale etwa 0,6 mm lange Kotpartikel, hier farblich dem Fichtenholz gleich. Foto: Parisek

Im Jahr zuvor im Haus gesichtete Eintagsfliegen könnten auf einen schon erfolgten Hochzeitsflug hindeuten. Danach war eine bereits geschehene Ausbreitung anzunehmen. Es gab aber keinen Beleg und vorerst auch keine Anzeichen einer Weiterverbreitung.

Zur Bekämpfung wurde ein lokales thermisches Verfahren vorgezogen, das sich hierzu anbietende Mikrowellenverfahren. Flankierend kam an einer ungünstig zugänglichen Stelle eine Heizmatte zum Einsatz.

Rund 8,5 Stunden dauerten die bekäpfenden Maßnahmen an den betroffenen Holzbauteilen. Der Befallsbereich wurde samt einem Sicherheitsbereich von 1 m von allen Seiten behandelt.

Die Befallsschäden in der Blockhauswand begrenzten sich auf einen Blockholzbalken und das Türfutter. Aufheizung der Holzbalken. Hier die Hornstrahlantennen des Mirkowellenerzeugers vor der befallenen Innenwand des Blockhauses
Die Befallsschäden in der Blockhauswand begrenzten sich auf einen Blockholzbalken und das Türfutter. Foto: Parisek
Aufheizung der Holzbalken. Hier die Hornstrahlantennen des Mikrowellenerzeugers vor der befallenen Innenwand des Blockhauses. Foto: Biebl

Alle Bekämpfungsmethoden mit thermischen Verfahren haben im weiteren keine vorbeugende Wirkung, weshalb eine Beobachtung und Nachkonstrolle vorgenommen werden mußte.

Bislang gab es keine Anzeichen einer Weiterentwicklung.

Solche Fälle kommen selten vor. Immer sind es dann eingeschleppte Trockenholztermiten. Auffällig ist das Antreffen der Art Cyppototermes brevis .

Leider wird über solche Fälle, die ausführlich untersucht wurden, wenig berichtet. 1977 verfaßte Becker und Kny so einen Bericht, als quasi vor ihrer Tür, in der Amerikaabteilung des Völkerkundemuseums in Berlin-Dahlem, ein Befall von Trockenholztermiten der Art Cyppototermes brevis auftrat. Vermutlich waren sie 1970 mit Sammlungsstücken aus Mexiko eingeschleppt worden.Nach dessen öffentlichen Bekanntwerden gesellte sich in Berlin ein anderer Trockenholztermitenbefall hinzu. In disem Parallelfall war die gleiche Art mit einem Bett von Hawai nach Berlin verschleppt worden. In beiden Fällen hatten die Trockenholztermiten Zeiträume von 5 bis 7 Jahren nach ihrer Verschleppung überlebt, im ersten Fall bei Temperaturen von 18-20 °C und einer rel. Luftfeuchte von 50 - 60% (also unser Wohnklima). C. Brevis wird gegenüber Temperaturschwankungen und Trockenheit (bis 10%) als sehr widerstandsfähig eingeschätzt, weshalb dieser Trockenholztermitenart ein Sonderstatus als "extrem resistent" eingeräumt wird. Nach Becker ist dies Art in Guatemala in Höhenlagen von 2300 m an Klimaschwankungen gewöhnt. Andere tropische Arten haben schon bei Temperaturen unter 18-20 °C Probleme Monate zu überleben.

Literratur:
Günther Becker und Uwe Kny, Überleben und Entwicklung der Trockenholz-Termite Cryptotermes brevis (Walker) in Berlin, im Anzeiger für Schädliungskunde, Pflanzenschutz, Umweltschutz, Heft 12, Dez.1977, S.177-179 zum Textanfang


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